Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt




Neue Neusser-Intendantin startet mit "Wie im Himmel"
 
Rheinisches Landestheater hat in seiner im Herbst startenden ersten Spielzeit der neuen Leitung insgesamt 12 Premieren auf dem Programm
 
Neuss - Die kommende Intendantin des Rheinischen Landestheaters (RLT) Neuss, Bettina Jahnke, wird ihre erste Spielzeit am 18. September mit dem Stück "Wie im Himmel" von Kay Pollak starten. Die Story um einen Stardirigenten, der nach einem Burnout in sein Heimatdorf zurück geht und dort einen Kirchenchor aufbaut, hatte 2005 als Kinofilm einen Riesenerfolg. Die 1963 in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern geborene Jahnke wird das Stück selbst inszenieren und dabei auch ihr neues Ensemble präsentieren. Die Spielzeit 2009/2010 steht unter dem Motto "träumen!", hieß es am 10. Februar aus dem Theater.
 
Auf dem Spielplan stehen Klassiker wie "Der Sommernachtstraum" von William Shakespeare und "Die Glasmenagerie" von Tennessee Williams, aber auch Kinderstücke wie "Das Traumfresserchen" von Michael Ende. Insgesamt stehen zwölf Aufführungen auf dem Programm der ersten Spielzeit. Die ersten Proben sollen Anfang August starten. Das Leitungsteam des RLT um Jahnke ist rein weiblich. Chefdramaturgin ist Barbara Noth, Theaterpädagogin Stefanie Schnitzler, Ausstattungsleiterin ist Ivonne Theodora Storm, PR- und Marketingchefin ist Christine Schmücker und Schauspieldramaturgin ist Alexandra Jacob. Für die Start-Inszenierung "Wie im Himmel" am 18. September hat sich die neue Chefin des RLT gesangliche Verstärkung vom nahen  Münsterchor gesichert.
 
 
Ausstellung zum Werk des Fotokünstlers Timm Rautert in Bonn
 
Bonn - Unter dem Titel "Wenn wir dich nicht sehen, siehst du uns auch nicht" präsentiert das Rheinische Landesmuseum Bonn seit Mittwoch Fotografien von Timm Rautert. Die in Zusammenarbeit mit dem Museum der Bildenden Künste Leipzig und dem Sprengel Museum Hannover entstandene Schau ist bis zum 13. April zu sehen. Rautert - seit 1993 Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig - hat das sich mit den Arbeitsprozessen immer schneller wandelnde Menschenbild, die Infragestellung des fotografischen Verfahrens und das Darstellungspotential der Fotografie ins Zentrum seiner Arbeit gestellt, so einer der Kuratoren am Mittwoch.
 
Schon während seines Studiums führten Rauterts erste Auslandsreisen nach Japan und in die USA. Reportagen entstanden und erste Bilder erschienen in deutschen Printmedien. Viele Jahre bebilderte er sozialkritische Reportagen für das renommierte "ZEITmagazin". Ende der 1970er Jahre dokumentierte er für die Zeitschrift "GEO" eine umfangreiche Reportage über die in Kanada lebenden Hutterer, eine Fortführung seines Interesses an isoliert lebenden religiösen Minderheiten. Zuvor hatte er schon das Leben der Amish in Pennsylvania fotografiert. In Bonn sind auch Arbeiten Rauterts zu sehen, die den Menschen im Arbeitsprozess zeigen. Der Fotograf dokumentierte unter anderem Arbeitswelten, die durch Rationalisierungen vom Aussterben bedroht sind.
 
Öffnungszeiten: Di/Do/Fr-So: 10 bis 18 Uhr, Mi: 10 bis 21 Uhr.
 
 
Recklinghausen und Bochum würdigen HAP Grieshaber
 
Ausstellungen ab Sonntag im Kunstmuseum Bochum und in der Kunsthalle Recklinghausen
 
Bochum/Recklinghausen - Zum 100. Geburtstag des Künstlers HAP Grieshaber eröffnen am kommenden Sonntag in NRW gleich zwei Ausstellungen zum Werk des bedeutendsten deutschen Holzschneiders im 20 Jahrhundert. Das Museum Bochum im Haus Kemnade und die Kunsthalle Recklinghausen zeigen bis zum 13. April eine Auswahl aus dem umfangreichen Schaffen des 1981 verstorbenen Künstlers. Die beiden sich ergänzenden Schauen basieren auf den jeweiligen Sammlungsbeständen der Institute und stellen mit ihren Exponaten nicht zuletzt den überzeugten Menschenrechtler Grieshaber vor, so einer der Kuratoren am Mittwoch in Bochum.
 
Bei Grieshaber handelt es sich nach seinen Worten um einen Künstler, der "mit Schneidemesser und Stecheisen immer wieder gegen die Diktatoren der Welt" antrat und der Mythos und Religion als Quellen der Selbstfindung befragte sowie die Zyklen der Natur in seinem Werk feierte. Von Beginn an sah sich Grieshaber als "homme engagé, für den es selbstverständlich ist, daß eine Sache nur dann Wert hat, wenn sie politisiert worden ist", hieß es vor dem Start der Ausstellungen. Nicht verwunderlich also, daß er vom Nazi-Regime 1933 mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt und als "entartete Künstler" diffarmiert wurde. Nach seiner Zeit als Soldat kehrte Grieshaber 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und zog auf die Achalm bei Eningen am Rande der Schwäbischen Alb.
 
Grieshaber unterrichtete zunächst an der Kunstschule im ehemaligen Kloster Bernstein über Sulz am Neckar, dann an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und an der Akademie der Künste in Berlin. Aus Protest gegen die 1940 erlassene Prüfungsordnung trat er 1960 von seinem Lehramt in Karlsruhe zurück. Zusammen mit Walter Warnach und Heinrich Böll arbeitete der Künstler dann für die Zeitschrift Labyrinth, von 1964 bis zu seinem Tod war er Herausgeber der Publikation "Der Engel der Geschichte", die zu aktuellen gesellschaftlichen Themen Stellung nahm. Der vielfach ausgezeichnete Künstler stiftete 1976 zusammen mit dem Bildhauer Rolf Szymanski den Jerg-Ratgeb-Preis "für Freiheit der Kunst und Gewaltlosigkeit im Kampf um mehr Menschlichkeit".
 
Das Kunstmuseum Bochum im Haus Kemnade ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die Kunsthalle Recklinghausen ist dienstags bis sonntags von 11-18 Uhr geöffnet.


"Maria mit Kind" wieder im Clemens-Sels-Museum zu sehen
 
Neuss - Das Werk "Maria mit Kind" aus der Schule von Rogier van der Weyden ist nach rund elfmonatigen Restaurierungsarbeiten jetzt wieder im Neusser Clemens-Sels Museum zu sehen. Wie Museumsleiterin Uta Husmeier-Schirlitz am Freitag mitteilte, ist das Bild eines nach wie vor unbekannten Künstlers vermutlich in der Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden. Bei der Restaurierungs-Maßnahme sollte das Ursprüngliche des Bildes nicht gefährdet werden, so die Kunstexpertin. Es sollte "so wenig wie möglich ergänzt werden, eben nur das was fehlt", betonte Husmeier-Schirlitz. Die Qualität des Bildes wurde nach ihren Worten gleichwohl "deutlich erhöht".
 
Die im Rahmen der Restauration durchgeführten Untersuchungen brachten neue kunsthistorische Erkenntnisse über die Entwicklungsgeschichte des Bildes. So zeigte sich, daß das Werk bereits sehr oft restauriert wurde. Zudem wurde deutlich, daß es sich bei dem Bild um ein "gekonnt umgesetztes Andachtsbild handelt", so die Kunstexperten weiter. Damit lasse es sich eindeutig dem Umkreis von Rogier van der Weyden zuordnen, der unter Experten als Schöpfer der Andachtsbilder gilt.

Redaktion: Frank Becker