Ein akustisch-ästhetischer Hochgenuß

Veronika Varga – „True Picture“

von Frank Becker
Ein akustisch-ästhetischer Hochgenuß
 
Veronika Vargas Zauberland
 
Es ist phantastisch, am eigenen Leib zu erleben, wie sehr und unmittelbar sich eine Stimme  tief ins Herz und ins Gemüt singen kann – Veronika Varga schafft das bereits beim Opener Angyalka (Kleiner Engel) ihres bezaubernden Albums „True Picture“. Das ist zwar ein Wiegenlied, öffnet aber Herz und Ohr für das Kommende. Die ungarische Sängerin und Kontrabassistin, deren Liebe der Folklore ihres Heimatlandes und der Griechenlands gilt, legt hier ihr Debüt-Album vor, das ihre bereits zehnjährige Erfahrung als praktizierende und lehrende Künstlerin der traditionellen Musik des Balkan in zwölf Stücken äußerst beeindruckend präsentiert. Mit dem Übereinanderlegen mehrerer Tonspuren erzeugt sie in einigen Stücken einen unbeschreiblich wohlklingenden Chor-Effekt, während bei einem Titel, dem Ti Thalassa, Ti Galani (Das Meer) ihr Chor „Lemonokipos A Cappella Projekt“ mit Fruzsina Hodi, Ilka Kisgyörgy und Sara Zolnai hinzutritt und in mehrstimmigem Gesang eine in die Ferne entführende Wolke Wohlgefühl erzeugt.
 
Zu drei Stücken hat Veronika Varga Gastmusiker eingeladen: In Menny (Himmel) und Baba (Baby) spielt Ion Curteanu das Zymbal und Afino Geia (Abschiedsgruß) ist das Akkordeon von Benedek Réti dabei. Das Ungarische gehört zu den finno-ugrischen Sprachen und hat keinerlei Verwandtschaft mit den anderen Sprachen Mitteleuropas. Umso mysteriöser ist sein Klang zu der von Balkan stark beeinflußten Melodik der Lieder, die Veronika Varga überwiegend solo und über weite streckend a cappella, sich auf dem Kontrabaß begleitend, vorträgt. Die ungarischen und griechischen Volksstücke, die sie in der jeweiligen Sprache singt, verschmelzen durch Viktorias Stil im Klang schier miteinander, lassen einen musikalische Welt jenseits von Ländergrenzen entstehen, was sich besonders im Schlußstück Csönd (Stille) ausdrückt. Hier vertont sie, auch mit gesprochner Original-Sprache Gedichte ungarischer Poeten wie Sándor Weöres, János Pillinskzy und Anna Kövecses. Auch wenn man die Texte nicht verstehen kann, ist es ein akustisch-ästhetischer Hochgenuß.
 
Veronika Varga – „True Picture“
© 2025 cpl Musicgroup (CD)
 
Veronika Varga (voc, b, tamburiza)
Gäste: Ion Curteanu (cimbalom - 8, 11) - Benedek Réti (acc - 9) – Lemonokipos A Cappella Projekt (Fruzsina Hodi, Ilka Kisgyörgy, Sara Zolnai) (voc – 6)
 
1. Angyalka / Little Angel - 2. Almodj Szepet / Sweet Dreams - 3. Hajnal / Dawn - 4. Esi Koimasa / You Are Sleeping - 5. Titok / Secret - 6. Ti Thalassa, Ti Galani / The Sea, The Azure - 7. Liliomszal / Lily - 8. Menny / Heaven - 9. Afino Geia / I Bid Farewell - 10. Feher Galamb / White Dove - 11. Baba / Baby - 12. Csönd / Silence
Gesamtzeit: 40:55
 
Weitere Informationen: www.cpl-musicgroup.de