24. Verleihung des Münchhausen-Preises
der Münchhausenstadt Bodenwerder
Preisträger 2025: Hape Kerkeling
Der Münchhausen-Preis der Stadt Bodenwerder zeichnet Personen mit besonderer Begabung in Darstellungs- und Redekunst, Fantasie und Satire aus. Er wurde im Münchhausenjahr 1997 anlässlich des 200. Todestages des historischen Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen gestiftet und wird seitdem in der Münchhausenstadt Bodenwerder verliehen. Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 2.556 Euro verbunden.
Mit Hape Kerkeling zeichnet die Münchhausenstadt Bodenwerder einen der berühmtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Unterhaltungskünstler aus. Kerkeling, der unter anderem als Comedian, Autor, Sänger, Fernsehmoderator, Kabarettist, Synchronsprecher, Schauspieler und Regisseur grandiose Erfolge feiern konnte, wurde 1964 in Recklinghausen geboren und wuchs dort auf. Heute lebt er in Köln und in Italien. Bereits ab Mitte der 1980er Jahre wurde Hape Kerkeling durch seine überaus erfolgreichen Fernsehformate wie „Känguru“, „Total Normal“ oder „Darüber lacht die Welt“ einem millionenfachen Fernsehpublikum bekannt und schrieb schon in sehr jungen Jahren Fernsehgeschichte.
Unvergessen ist seine Aktion, in der er als Königin Beatrix verkleidet sich in einer Limousine im Schloss Bellevue vorfahren ließ und darauf hoffte, als Königin der Niederlande zu einem „lecker Mittagessen“ beim Bundespräsidenten eingeladen zu werden. Ebenso spektakulär war sein Auftritt vor einem kulturinteressierten Publikum als polnischer Opernsänger Miroslaw Lemm, bei dem er in Begleitung des Pianisten Piotr Stianek (Achim Hagemann) eine Parodie auf zeitgenössische klassische Musik zum Thema Wolf und Lamm darbot, die schließlich mit dem vielsagenden Ausruf „Hurz!“ endete. Zu Hape Kerkelings besonderen Stärken gehört die Darstellung unterschiedlicher Figuren wie Hannilein, Siegfried Schwäbli, Rico Mielke, Uschi Blum, Evje von Dannen oder Horst Schlämmer. Seine Kunst der Beherrschung unterschiedlicher Dialekte trägt dabei wesentlich zum Erfolg dieser Parodien bei.
Auch als Sänger versteht es Hape Kerkeling sein Publikum zu begeistern. Sein Lied „Das ganze Leben ist ein Quiz“, das von Achim Hagemann, seinem Freund aus Kindertagen und langjährigem Begleiter auf der Bühne und vor der Kamera komponiert wurde, gehört mittlerweile zu den bekanntesten Unterhaltungsliedern im deutschsprachigen Raum.
Neben seiner Arbeit für das Fernsehen ist Kerkeling auch als Drehbuchautor, Produzent, Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher mit großem Erfolg tätig. Als Darsteller begeisterte er Millionen von Kinobesuchern und Fernsehzuschauern in Filmen wie „Kein Pardon“ (1993), „Club Las Piranjas“ (1995), „Willi und die Windsors“ (1996), „Samba in Mettmann“ (2004) oder „Horst Schlämmer – Isch kandidiere“ (2009). Insbesondere junge Kinogänger lieben den von ihm synchronisierte Schneemann Olaf aus der Reihe „Die Eiskönigin“.
Schließlich ist Hape Kerkeling auch ein großartiger Buchautor. Sein Erstlingswerk „Ich bin dann mal weg“, in dem er seine fast 800 Kilometer lange Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg beschreibt, ist das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegszeit. Es wurde ebenso wie das autobiografische Werk über seine Kindheit „Der Junge muß an die frische Luft“, mit großem Erfolg verfilmt.
Mit seinem 2024 erschienenen aktuellen Buch „Gebt mir etwas Zeit“ setzt er seine Lebensgeschichte fort und folgt dabei seinen Vorfahren bis in das 17. Jahrhundert. Dabei belegt er auf der Grundlage der Untersuchung seiner DNA sowie seiner familiären Ahnenforschung die sensationelle Entdeckung, daß seine Großmutter Bertha ein uneheliches Kind König Edwards VII. von England war. Hape Kerkeling steht somit etwa auf Platz 111 der britischen Thronfolge.
Von seiner ersten Auszeichnung, dem „Passauer Scharfrichterbeil“, das er 1983 im Alter von 19 Jahren entgegennehmen durfte, bis zum Münchhausen-Preis 2025 hat Hape Kerkeling so ziemlich alles, was es an Preisen und Auszeichnungen in unserem Land zu verleihen gibt, erhalten. Dazu zählen unter vielen anderen die „Goldene Kamera“, der „Bambi“, der „Deutsche Fernsehpreis“, der „Adolf-Grimme-Preis“ und der „Deutsche Comedypreis“.
Die Begründung der Jury:
Hape Kerkeling ist der würdige Erbe des legendären Lügenbarons, ein moderner Münchhausen, der mit Sprachwitz, Fantasie und überbordender Kreativität neue Welten erschafft. Wie der berühmte Baron hebt er die Grenzen zwischen Realität und Fiktion auf, indem er mit pointierter Übertreibung und schillernder Persiflage die Wirklichkeit spiegelt und zugleich überhöht. Erstmals gelang ihm dieses in „Känguru“, der bahnbrechenden Mutter aller öffentlich-rechtlichen Comedy-Shows.
Kerkeling hat nicht nur mit seinen legendären Parodien – von Königin Beatrix bis Horst Schlämmer – die Kunst der Täuschung zur Meisterschaft erhoben, sondern auch völlig neue Ausdrucksformen geschaffen, die in ihrer Mischung aus Satire, Unterhaltung und geistreichem Schabernack einzigartig sind.
Selbst blaublütig im Ursprung ist er ein Wortzauberer, der vor keiner Autorität einen Diener macht; ein Narr im besten Sinne, der sein Publikum mit unerwarteten Wendungen und sprachlichen Neuschöpfungen zum Staunen bringt. Sprache, die dann in den Alltagswortschatz der Menschen übergeht, wie zum Beispiel „Ich bin dann mal weg“, „Ich hab´ Rücken“ oder „Lecker Mittagessen“.
Wie der Baron von Münchhausen zieht er sich immer wieder in kleinen wie großen Krisen selbst am eigenen Schopf aus der Realität – sei es als falscher Kandidat in „Total Normal“ oder als unermüdlicher Pilgerer auf dem Jakobsweg in „Ich bin dann mal weg“. Seine Kunst ist eine Hommage an das Spiel mit Tarnung und Wahrheit, an die große Erzählkunst und den Mut zur maßlosen Übertreibung.
Laudatorin Judy Winter
Spätestens seit ihrer Rolle als stets beschwipste Clubdirektorin Dr. Renate Wenger in der Komödie „Club Las Piranjas“ zählt Judy Winter zu den vertrautesten Kolleginnen und Freundinnen Hape Kerkelings. Die 1944 in Friedland/Oberschlesien geborene Schauspielerin, Chansonsängerin und Synchron- sowie Hörspielsprecherin wuchs in Bielefeld und Heidelberg auf und absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Heute lebt Judy Winter in Berlin. Ihre Karriere begann sie im Alter von 17 Jahren als Schauspielerin am Theater Ulm und erlebte ihren Durchbruch 1971 mit den Johannes-Mario-Simmel-Verfilmungen „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ und „Liebe ist nur ein Wort“. Zahlreiche weitere Film- und Fernsehrollen machten sie zu einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Schauspielerin. Kinofilme wie „Der Lord von Barmbeck“, „Das Traumhaus“, „Ärztinnen“ oder „Neues vom Wixxer“ zählen ebenso zu ihren Erfolgen, wie unzählige Fernsehproduktionen und Gastauftritte in bekannten Fernsehreihen wie beispielsweise in „Der Kommissar“, „Tatort“ oder „In aller Freundschaft“. Aktuell begeistert sie ihre Fangemeinde in der Fernsehreihe „Familie Bundschuh“ als Gerald Bundschuhs (gespielt von Axel Milberg) unkonventionelle Mutter Susanne. Zu Judy Winters erfolgreichsten Bühnenengagements gehört zweifelsohne ihre Rolle als Marlene Dietrich, in der sie seit 1998 mehr als 600 Mal auf der Bühne des Berliner Renaissance-Theaters stand und großartige Erfolge feiern konnte. Als Musical-Darstellerin begeisterte sie ihr Publikum in „My fair Lady“, “ Hello Dolly“ oder „Cabaret“ ebenso wie mit ihren Interpretationen bekannter Chansons und Lieder von Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Bob Lennox und Hildegard Knef. Darüber hinaus ist Judy Winter sehr erfolgreich als Hörspiel- und Synchronsprecherin tätig. Sie wirkte u.a. in Hörspielen der Perry-Rhodan-Serie oder den Reihen „Die drei ???“ und „Hanni und Nanni“, aber auch in Kriminalhörspielen wie „Zwei scharfe Messer“ mit. Als Synchronsprecherin leiht sie ihre Stimme Weltstars wie zum Beispiel Shirley MacLane, Jane Fonda, Faye Dunaway, Audry Hepburn oder Bette Midler. Für ihre Synchronisation von Liv Ullmann in „Szenen einer Ehe“ erhielt sie 1976 die Goldene Kamera. Ausgezeichnet wurde sie aber auch für ihr soziales Engagement. Judy Winter engagiert sich seit Jahren für die Belange von Menschen mit HIV und AIDS. So sorgt sie als Kuratorin der Berliner AIDS-Hilfe dafür, das Thema AIDS nicht aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Für ihr unermüdliches Engagement in der AIDS-Hilfe erhielt sie 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bisherige Preisträger:
1997 Dieter Hildebrandt, deutscher Kabarettist 1998 Wolfgang Völz, deutscher Schauspieler, Stimme des Käpt’n Blaubär 1999 Werner Schneyder, österreichischer Kabarettist, Satiriker, Journalist, Moderator, Buchautor, Schauspieler und Theaterregisseur 2000 Dr. Norbert Blüm, deutscher Politiker und Rentenexperte 2001 Ephraim Kishon, israelischer Autor, Humorist, Satiriker und Journalist 2002 Evelyn Hamann, deutsche Schauspielerin, Sketch-Partnerin von Loriot in Film und Fernsehen 2003 Bruno Jonas, deutscher Kabarettist 2004 Wolfgang Stumph, deutscher Schauspieler, Fernsehkomiker, Kabarettist 2005 Rudi Carrell, deutsch-niederländischer Entertainer 2006 Dr. Günter Willumeit, deutscher Kabarettist, Humorist, Komiker, Entertainer 2007 Tony Marshall, deutscher Sänger, Entertainer und Schauspieler 2008 Jürgen von der Lippe, deutscher Sänger, Entertainer, Fernsehmoderator, Schauspieler und Komiker 2009 Emil Steinberger, schweizerischer Schauspieler und Kabarettist 2010 Dr. Götz Alsmann, deutscher Musiker, Entertainer und Moderator 2011 Dr. Eckart von Hirschhausen, deutscher Kabarettist, Moderator, Schriftsteller und Arzt 2012 Hermann van Veen, niederländischer Liedermacher, Poet, Satiriker und Maler 2013 Frank Elstner, Radiomacher, Showmaster, Moderator und Erfinder von Fernsehformaten 2014 Dieter Hallervorden, deutscher Kabarettist, Schauspieler und Komiker 2015 Annette Frier, Komödiantin, Moderatorin und facettenreiche Theaterschauspielerin 2016 Dieter Nuhr, Kabarettist, Moderator und Comedian 2018 Christoph Maria Herbst, Schauspieler, Synchron- und Hörbuchsprecher 2022 Andreas Rebers, Kabarettist, Komponist und Musiker 2024 Helge Schneider, Musiker, Unterhaltungskünstler
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