Im Spiegel (2)

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
Im Spiegel (2)
 
Gold kümmert sich in feiner oder reiner Form nicht um den Schwefel. Wenn aber aus dem weichen Edelmetall harte Schmuckstücke gefertigt werden sollen, fügen die Designer etwas Silber hinzu, und mit ihm kann das Goldarmband am Rand anlaufen. Seine schöne Farbe verdankt das gelb schimmernde Edelmetall der Wechselwirkung des Lichts mit den Elektronen des Elements mit dem lateinischen Namen Aurum - deshalb steht es auch als Au im Periodensystem der Elemente. Der Name Gold leitet sich von der indogermanischen Wurzel für «gelb» ab - was nur zufällig wie «Geld» klingt.
       Gold hat eine große Rolle in der Geschichte gespielt. Bei dem Goldfieber, das 1848 ausbrach, als in der Nähe der heutigen Stadt Sacramento in Kalifornien Nuggets gefunden wurden, lockte es 100 000 Menschen an. Wegen dieser Goldfunde wurde das Gebiet an der Westküste 1850 als 31. Staat in die USA aufgenommen. Im Jahr 1911 hat der neuseeländische Physiker Ernest Rutherford im britischen Cambridge mit deutschen Kollegen radioaktive Strahlen auf eine Goldfolie geschossen, deren Dicke man auf eine einzelne Schicht aus Atomen schätzte. Man wollte die Strahlen an den Atomen streuen, suchte deshalb hinter der Folie nach ihrem weiteren Verlauf, mußte aber zur allgemeinen Verblüffung feststellen, daß ein Teil von ihnen direkt zurückkam. Der Schluß war unausweichlich, daß Goldatome etwas enthalten mußten, in dem sich ihre Masse bündelte. Man spricht heute vom Atomkern, und das Gold hat seine Entdeckung ermöglicht.
       Übrigens - die Nobelmedaille besteht aus Gold, mit der Folge, daß der große Däne Niels Bohr seine Medaille verstecken wollte, als in den 1940er Jahren die Nazis in Kopenhagen das Sagen hatten. Er bat die Chemiker um Rat, die ihm zusicherten, man könne Gold in Königswasser - ein schöner Name für eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure - erst auf- und später wie der auslösen. So ließ Bohr es geschehen, und damit gibt es eine gute Geschichte mehr aus den Kreisen der Wissenschaft zu erzählen.
 
       Wie die Geschichtsbücher berichten, bestand der Traum der frühen Alchemisten darin, Blei in Gold zu verwandeln. Man meinte, daß Gold sei schon innen vorhanden und müsse nur freigesetzt werden. In diesem Sinne hat Bohr sein Gold alchemistisch aus dem Königswasser befreit, in das er es allerdings vorher hineingetan hatte. Im Gegensatz zum weichen Gold sind die aus Kohlenstoff bestehenden Diamanten durch den enormen Druck, unter dem sie tief in der Erde entstehen, sehr hart geworden. Sie gelten als das härteste Mineral, das die Menschheit kennt, was die Frage erlaubt, womit man sie eigentlich schleifen kann. Die einzig mögliche Antwort lautet, mit Diamanten selbst. Sie werden pulverisiert, in Öl gerührt und sodann dem Werkzeug zugeführt, mit dem sich ein Diamantenschleifer an die Arbeit macht.
       Kohle wird oft als «schwarzes Gold» bezeichnet, weil die europäischen Nationen während der frühen Industrialisierung mit seiner Hilfe ihren Reichtum ansammeln konnten. Hier soll jetzt nicht gefragt werden, was an der heutzutage global verheizten Kohle so schädlich und gefährlich ist - Antwort: unter anderem die bei der Verbrennung freigesetzten Treibhausgase, aber auch die Kohlelungen der Bergbauarbeiter, die das schwarze Gold unter Tage abbauen. Vielmehr lautet die Frage, wie die energiereichen Flöze entstanden sind, die zuerst in England gefunden und gefördert Wurden und dort die ersten Dampfmaschinen zum Laufen brachten. Erst trieb man mit der Kohle die Pumpen an, die das Wasser aus der Tiefe der Erde an die Oberfläche beförderten, und dann kam man auf die Idee, die Maschinen nicht nur zu befeuern, um den senkrechten Transport von Gütern zu bewerkstelligen, sondern sie auch zur horizontalen Beförderung von Personen einzusetzen.
 

 Teil 3 von 3 folgt am kommenden Sonntag an dieser Stelle.
 
 
aus: „Warum funkeln die Sterne?“
Die Wunder der Welt wissenschaftlich erklärt
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Veröffentlichung in den Musenblättern mit freundlicher Erlaubnis des Autors.