The Change
Anniversary - USA 2025
Regie: Jan Komasa
Mit: Diane Lane. Kyle Chandler: u,a. Es beginnt wie ein Familienfilm, und am Ende war es eine zwar vordergründige, aber beeindruckende und auch beängstigende Polit-Parabel. Sie ist zwar mit grobem Stift gezeichnet und wird ein wenig zum Zeigefinger schwenkenden Lehrstück, aber man erkennt sehr viel Wahres in der Geschichte. Daß sie im Trump-Amerika ins Kino kommt, ist kein Zufall – alle Befürchtungen einer von ihm erwarteten faschistischen Wende in den USA (die in ihren Formen übrigens genau so eine kommunistische sein könnte…), kommen hier lebhaft zum Ausbruch.
Universitätsmilieu, alles vibriert von Politik. Mama Ellen Taylor ist Professorin an der Georgetown-Universität. Tochter Anna gibt sich als Comedienne in jeder Regierung systemkritisch. Tochter Cynthia ist Anwältin für Umweltfragen und stolz, die gute Sache zu vertreten. Die jüngste Tochter Birdie will als Naturwissenschaftlerin einmal die Welt verbessern. Sie alle fühlen sich auf der richtigen Seite, bei den „Guten“. Das ist jenes woke-linke-intellektuelle Universitäts-Milieu, das Donald Trump so haßt.
Wenn Ellen zu Beginn des Films mit ihrem sympathischen, klugen, familiäre Emotionen immer ausbalancierenden Restaurant-Besitzer-Gatten Paul den 25. Hochzeitstag feiert, muß man als Zuseher leise Einspruch erheben: Zumindest drei ihrer vier Kinder sehen aus, als seien sie schwer in den 30ern… Aber es geht eben um Familie: drei Töchter, ein Sohn. Und als dieser zum Festtag seine neue Freundin mitbringt, wird die Sache auf der Stelle prekär. Und man ahnt düster, daß in diesem Film des polnischen Regisseurs Jan Komasa nicht familiär-gemütlich zugehen wird.
Er nennt sich im Original „Anniversary“, also Jahrestag, und in den fünf Jahren zwischen dem 25. und dem 30. Hochzeitstag des Paares Ellen und Paul Taylor verändert sich die Welt total. Der deutsche Titel „The Change“ (deutscher Titel auf Englisch…) bringt es übrigens auch auf den Punkt, Die Veränderung ist erst der Titel eines Buches, das eine rechtsradikale Wende einläutet, dann die Bezeichnung für das neue System selbst, das die USA komplett totalitär verändert. Und die Familie Taylor kommt unter die Räder.
Dies geschieht durch die neue Freundin des Sohnes, die von Dr. Ellen Taylor erkannt wird: Das war einst ihre Studentin, die sie wegen radikal autoritärer, antidemokratischer Thesen von der Universität relegieren ließ. Nun kommt Liz, von der man nicht erfährt, ob sie sich Josh Taylor nur geangelt hat, um sich an seiner Mutter zu rächen, in die Familie. Wird zu einer Führungsperson in der neuen Bewegung, entfremdet Josh von den Seinen, eine der Schwestern muß untertauchen, eine andere läßt ihr Kind abtreiben, weil sie es nicht in diese Welt setzen will, die jüngste, eine Umweltaktivistin, muß sich vor den neuen Machthabern verstecken, Ellen wird entlassen, das Restaurant des Gatten ist ruiniert… und das Ende schrecklich.
Man verfolgt in Zeitsprüngen über die Jahre, wobei sich die Situation immer verschlimmert, mit Anteilnahme und Schrecken, wie Diane Lane (in den achtziger und neunziger Jahren auf der Leinwand sehr präsent, zuletzt bestenfalls in Nebenrollen aufgetaucht) mit Kraft und Präsenz – unterstützt von dem wunderbar starken Kyle Chandler als ihr Gatte Paul – gegen die Frau kämpft, die alles zerstört – ihre Familie und die Welt. Phoebe Dynevor ist als diese Liz völlig undurchsichtig, dabei so glattgesichtig wie viele Politiker. Dylan O’Brien als Taylor-Sohn Josh macht klar, wie sehr er zwischen Familie und Gattin, zwischen den alten und neuen Werten hin- und hergerissen ist. Die drei Schwestern Anna (Madeline Brewer), Cynthia (Zoey Deutch) und Birdie (Mckenna Grace) bekommen im Lauf der Handlung zusehends Gewicht.
Hat man anfangs viel grundlegend Politisches diskutiert, werden nach und nach Fragen wie Widerstand oder Auswanderung virulent, erledigen sich am Ende angesichts brutaler Gewalt gegen die Regimegegner.
Ja, man soll Angst bekommen, wenn man „The Change“ sieht. Aber neben Trump auch an jene Länder denken (England, Deutschland), die die Meinungsfreiheit immer stärker einschränken… Es ist alles nicht so einfach, wie manche es darstellen wollen.
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