Wo sind die Abrißbirnen, wenn man sie mal braucht!?
Ein neuer Almanach schrecklicher Bausünden
Bausünden sind eine Zumutung? Sie stören und nerven überall?
Na dann los, reißen Sie von nun an Tag für Tag eine ab! Aber Vorsicht!
Jeden Tag wächst eine nach. Und nicht nur das: Bei genauerer Betrachtung
können Bausünden einen eigenwilligen Charme und eine ureigene Schönheit
entfalten - wenn auch häufig erst auf den dritten oder vierten Blick.
Doch das Hinschauen lohnt sich, denn Bausünden zeichnen sich meist nicht,
wie man meinen könnte, durch einen Mangel an Gestaltungswillen aus,
sondern eher durch ein Zuviel desselben. Darum handeln Sie lieber schnell,
bevor sie Ihnen am Ende noch ans Herz wachsen!
Turit Fröbe
Man möchte es eigentlich nicht glauben, daß unser Land, gerühmt als das der Dichter und Denker, was aber die Gestaltung von Gebäuden angeht, derart voller geschmacklicher Tiefflieger unter den Bauherren ist, daß es offenbar nicht schwerfällt, erneut für ein ganzes Jahr einen Tagesabreißkalender mit Beispielen architektonischer Fehlgestaltung zusammenzustellen. Die Architektur-Schriftstellerin Turit Fröbe, der wir ja schon Verschiedenes aus diesem Fachgebiet zu verdanken haben, hat es mit viel Vergnügen und kaum zu übersehender Häme wieder getan – der „Abrißkalender 2026“ legt Zeugnis davon ab, wie fehl Bauprojekte gehen können, wenn die Beteiligten schlicht und einfach keinen Geschmack haben.
„Doppelhaushälften, die sich um jeden Preis voneinander abheben wollen, abenteuerliche Zaun- und Fassadenkreationen, verstörende Vorgartengestaltungen: Das Spektrum architektonischer Fehlgriffe ist groß – und hält nicht nur so manche Überraschung bereit, sondern entfaltet bei genauerer Betrachtung auch hohen Unterhaltungswert“ schreibt der Verlag dazu – und hat natürlich Recht. Es gibt eben nicht wenige Menschen, die ohne jedes Feingefühl für Form, Farbe und Stil und Geschmack ihren Traum vom „schönen“ Wohnen verwirklichen wollen und tatsächlich zur Umsetzung dieses oft entsetzlichen Plans Architekten finden, die weder Standesehre noch Stil oder ein Gewissen haben. Wurden sie vielleicht mit Waffengewalt zu ihren Verfehlungen gezwungen?
Womit wir bei dem zweiten Teil der Verantwortung für solche gräßlichen Bausünden sind, den Architekten. Das sind, sollte man jedenfalls annehmen, studierte Fachleute, Koryphäen, wenn nicht gar Kapazitäten auf ihrem Gebiet, Menschen, die neben technischer Perfektion auch Geschmack beweisen müss(t)en, um ihre Examina erfolgreich zu bestehen. Doch mit dieser Annahme liegt man angesichts der kuriosen bis schauderhaften neuen 365 Beispiele, die Turit Fröbe nach ihrem vorigen Bausünden-Kalender (2023) bei ihren Streifzügen mit der Kamera durchs Land gesammelt hat, wohl gänzlich schief. Da können dem nicht vorgewarnten Betrachter (hiermit geschehen) schier die Augen aus dem Kopf quellen, sieht er die real existierenden Häßlichkeiten von Schwerte bis Schulzendorf, von Trier bis Potsdam und von Leuna bis Audun-le-Tiche (F) - denn diesmal schaut Turit Fröbe auch ein paarmal über den Rand der Republik. Luxemburg scheint übrigens ein Eldorado für schlechten Geschmack zu sein.
Denn das Phänomen architektonischer Fehlschläge macht vor keinen Landstrich, keiner Stadt und keinem Zweckbau oder Eigenheim halt. Hier wird ohne Rücksicht auf Verluste oder den guten Geschmack lustig drauflos gestaltet, als gäbe es den Begriff der Ästhetik, der Lehre von der Schönheit, von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie nicht. „Herrje!“ möchte man ausrufen und „...abreißen, aber sofort!“ - Vorschlaghämmer gibt es in Ihrem örtlichen Baumarkt.
„Eine gute Bausünde hat einen sehr starken Wiedererkennungswert,
hat Mut, greift daneben und sprengt den Kontext.“
(Turit Fröbe in ZDF-Aspekte)
Turit Fröbe - Der Abrisskalender 2026
365 Bausünden zum Abreißen
© 2025 Dumont Buchverlag, 365 Seiten, 365 farbige Abbildungen, Abreißkalender zum Hängen und Aufstellen
ISBN 978-3-7558-2000-0 18,- €
Weitere Informationen: www.dumont-buchverlag.de
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