Nichts ist verloren
Ein lyrisches Manifest
Einen zarten Streifen hat Dein Tod
Vom Mond geschnitten
Und mir auf die Zunge gelegt
So bleiben wir immer im Gespräch
Spreche ich mit Deinen Worten
Gäbe es in diesem Buch, auf dessen Außentitel dieses kleine Gedicht leuchtet, nichts weiter als jene fünf intimen Zeilen, es wäre bereits ein lohnend inhaltsreicher Lyrik-Band.
Doch schenkt die Weite von Matthias Buths sehr persönlichen, tief die Seele der Welt und seine eigenen Gefühle auslotenden Versen dem Leser einen Schatz an unerhört klugen Gedankenfolgen, weisen Fingerzeigen, Alltagsbeobachtungen und Momentaufnahmen, die sich sehr schnell als gehaltvolle Nahrung für Geist und Seele erweisen. Liebe und Verlust, Tod und Krieg, das pralle Leben und die Natur um uns herum und schließlich der Glaube ans Göttliche sind Matthias Buths Themen, die er in wunderschöne Worte voller Poesie, aber auch von Fall zu Fall in nüchternen Realismus kleidet.
Da spürt man beim Lesen die aufspringenden Ketten des Eisernen Heinrich in der Brust, fühlt den Fall des Drucks der eigenen Klammern und wird durch die papiernen Worte die den Horizont öffnen frei. Man lernt Wehmut und Trauer kennen, die Größe der Liebe, ist ergriffen vom unendlich tiefen Schmerz des Dichters über den Verlust seines Lebensmenschen.
Aber auch die Fehler jener die uns regieren weden präsentiert, während in Europa ein mörderischer Krieg Tod und Elend bringt - und gelegentlich werden wir mit plötzlichen, ganz kleinen Bildern aber großen Erkenntnissen mit einem Schmunzeln überrascht.
Morgenlage
Gegen fünf Uhr die Vespa
Singt und scheppert zweitaktig über die Straße
Dann Stille bis der Brieflkastendeckel knallt
Gegen sieben Uhr der Müllwagen
mahlt und dieselt und brüllt
Dann zieht er weiter seine Schleppe LärmKein Luftalarm
Kein Einschlag in Häuser und Gärten
Der PC berichtet über die Nacht in Charkiw
Die Kaffeetasse ein Bombentrichter
Eingekesselt von Toast und Honig
Keine Geländegewinne unter der Morgenlampe
Die Lektüre dieses seelenvollen, zutiefst menschlichen Buches ist so schmerzlich wie reich und wertvoll. Von den Musenblättern sehr empfohlen.
HBF
Wartesäle gibt es schon lange nicht mehr
Schon gar nicht in erster oder zweiter Klasse
Keine schlafenden Köpfe auf der Tischkante
Keine Gurken im Glas neben der Bierzapfsäule
Kein Ober bei dem man was bestellen konnte
Immer in Weste und mit Handtuch überm Arm
Der Luftzug aus Zigaretten und Bier kam und ging
Wie Du
Matthias Buth – „Pörtschach Passagen“
Gedichte
© 2025 PalmArtPress Berlin, 88 Seiten, gebunden, mit einer Farbillustration von Josef Tichy - ISBN 978-3-96258-228-9
22,- €
Weitere Informationen: www.palmartpress.com
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