Die berühmten Einfranksätze 2025

(heute mal wieder Mehrfranksätze)

von Erwin Grosche

Foto © Bernd Mueller


Die berühmten Einfranksätze 2025
(heute mal wieder Mehrfranksätze)

 
Zeitverluste: Konnte es sein, daß sich jemand an seinem Toaster zu schaffen gemacht hatte? Der Toastvorgang dauerte eindeutig länger als beim letzten Mal. Gestern hatte er auch den Verdacht, daß das Garagentor sich viel mehr Zeit lassen würde um aufzugehen. Trotzdem vergingen die Tage so schnell, daß es sich kaum lohnte sich anzuziehen. Oft ging er dann im Bademantel zum Bäcker und mußte warten, weil das Brot noch zu frisch war um geschnitten zu werden. Wollte man ihn langsam aber sicher loswerden oder wurde er nur ungeduldig?
 
Regenklamotten: Würden Regenklamotten anders aussehen, würden sie unsere Ansichten über den Regen über den Haufen werfen. Regenklamotten sehen oft so sportlich aus, weil man vor dem Regen davon laufen muß. Regenklamotten sehen oft so ungemütlich aus, weil man sich im Regen nicht länger als nötig aufhalten soll. Regenklamotten sehen oft so unattraktiv aus, weil nur die Armen durch den Regen laufen, die anderen haben ein Haus. Regenklamotten sollte man auch ohne schlechtes Gewissen tragen können, wenn es nicht regnet und man ins Theater geht.
 
Von selber aus: Vieles geht von selber aus. „Geht von selber aus“, bekomme ich oft gesagt, wenn ich die Kaffeemaschine ausmachen will. Ist das praktisch oder anmaßend? Ich kenne viele Menschen, die selbst ausbaden wollen, was sie angestellt haben. „Der kriegt sich schon wieder ein“, höre ich oft, wenn ich ein Kind trösten will. Alles kann man aussitzen, aber gibt es nicht auch ein Bedürfnis nach Einflußnahme, wenn man Zeuge des Notstands wird? „Das regelt sich von selbst“, höre ich, wenn zwei Hunde sich bekriegen. So etwas ist leicht zu behaupten, wenn man selbst der Besitzer des größeren Hundes ist. Ich sage es mal deutlich: Nichts geht von selber aus, wenn man es nicht vorher angemacht hat. Auch meine Freundin mußte ich erst mehrfach einladen, bevor sie sich mit mir in der Öffentlichkeit zeigte. Ganz wichtig: Herdplatten gehen nicht von selber aus, Klospülungen schon.
 
Einkaufswagen: Es gab verschiedene Möglichkeiten einen Einkaufswagen zu nutzen. Man konnte ihn sowohl mit 2 Euro, mit 1 Euro, als auch mit 50 Cent aus seiner Verankerung frei bekommen. Obwohl ich mich entschied ihn dann mit 2 Euro an mich zu binden, entdeckte ich keine nennenswerten Unterschiede zu dem Einkaufswagen, den ich am Tage zuvor mit 50 Cent ausgelöst hatte. Man hätte doch erwarten können, daß ein für 2 Euro ausgelöster Einkaufswagen geschmeidiger fährt, eine Kühlbox hat und leichter in die Hand liegt. Nichts da. Später fehlten mir sogar diese 2 Euro und ich konnte für das investierte Geld kein Eis kaufen. Alles ist Beschiß und dreimal auf den Schuh gepißt.
 
Planetendissing: Bis zum Jahre 2006 konnte man sich die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems nach Günther Schröders Merkspruch:„Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto.“ merken. 2006 beschlossen Wissenschaftler auf dem Astronomie-Kongress in Prag, daß Pluto nicht mehr als Planet zählt. Nun merkt man sich die acht Planeten an dem abgewandelten Akrostichon (Leistenvers): “Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun.“ So schnell ist man weg vom Fenster:  Armer Pluto.

 
 (weitere folgen)

 © Erwin Grosche

Im übrigen sei an dieser Stelle höflich darauf aufmerksam gemacht, daß es nun auch einen 
ordentlichen Vorrat an Einfranksätzen und zahlreichen Mehrfranksätzen in gediegener Buchform gibt. 
Es mögen so um die 600 sein, die Erwin Grosche zu diesem fulminanten Band zusammengestellt
und den Gennadi Isaak, sein kongenialer Begleiter mit dem Zeichenstift, wunderbar illustriert hat:

„Ich bin nicht mehr wie Du“ – Einfranksätze und Ebenbilder
Verlag Akademie der Abenteuer, 224 Seiten, Gebunden – ISBN 978-3-98530-160-7
23,80 €


Erwin Grosches Web-Seite: www.erwingrosche.de