Faszination, Genuß, hohe Kunst – und Enttäuschung

Venerem – „Strike“

von Frank Becker
Faszination, Genuß, hohe Kunst 
– und Enttäuschung
 
Venerem setzt musikalisch Maßstäbe
 
Die Begeisterung setzt unmittelbar ein und erreicht bereits nach 45 Sekunden mit dem Einsatz von Laureen Stouligs Sopran unmittelbar einen faszinierenden Höhepunkt. Zahlreiche grandiose Jazz-Musiker haben sich der klassischen Musik, darunter besonders gerne des Barock angenommen – denken wir an Helmut Lörscher, Jacques Loussier, Slixs, Cristina Braga, Eckart Runge/Jacques Ammon, StarkLinnemann u.v.a.. Jeder hat seinen eigenen neuen Weg gefunden und so tun es auch die vier Künstler von Venerem mit dem großartigen Konzept von Laureen Stoulig, deren funkelnder Sopran den Klang der Renaissance und des Barock verinnerlicht hat und wie ein Brillant aus dem musikalischen Diadem funkelt, das Venerem geschmiedet hat.
Alleine das Jazz-Trio aus Marlo Thinnes (piano, arrangement) - Michel Meis (drums) und Simon Zauels (e-bass) hat schon eine Extra-Klasse aufzubieten, wie man sie selten hört, die Verschmelzung mit dem klassischen Sopran in Marlo Thinnes´ Arrangements jedoch macht aus dem Besonderen das mitreißende Extravagante. Hier werden neue Maßstäbe gesetzt, auch in Marlo Thinnes´ instrumentale Entr’acte, das sich nahtlos einfügt.
 
Die Musik auf dieser CD ist in der Tat ein Traum. Aber bitte, Herrschaften, wer kauft sich eine CD für rund 20,- € um nach der herrlichen Musik fünfzehneinhalb Minuten Geplauder der Musiker in englischer Sprache darüber anzuhören, wie, warum und was sie zu ihren Interpretationen und zueinander geführt hat. Wer will das an dieser Stelle wissen? Das ist im höchsten Maße enervierend und kontraproduktiv. Die verbleibenden 34:24 Minuten Barock- und Renaissance-Jazz haben unser Prädikat, den Musenkuß zwar verdient, die 15:34 Minuten Zerreden am Ende aber zerbröseln das wieder.
 
Venerem – „Strike“
© 2025 Orlando Records (CD)
 
Laureen Stoulig (soprano) - Marlo Thinnes (p, arr) - Michel Meis (dr) - Simon Zauels (eb)
 
Henry Purcell: Ode for Queen Mary’s Birthday (1694) 1. Strike the viol 5:30 - King Arthur (1691) 2. What power art thou 3:30 - Francesco Bartolomeo Conti:  Languet anima mea 1716 3.  II. Aria - Allegro 4:40 - Reynaldo Hahn: 4. A chloris (1916) 3:22 - Marlo Thinnes: 5. Entr’acte (2023) 5:59 - Antonio Vivaldi: Nisi Dominus (1713-1717) 6. IV. Cum dederit 5:09  - Jean Baptiste Lully: Armide (1686) - 7. Passacaille 6:12 – Venerem: 8.  Venerem Talk (English) 15:37 
Gesamtzeit: 50:01  (34:24 Musik)