Eine literaturgeschichtliche Entdeckung
von Rang
Das Ruhrgebiet als Quelle des deutschen Märchenschatzes
Wenn auch einige unter Ihnen glauben sollten, die Zeit des Märchenerzählens sei längst vorbei, darf ich Ihnen heute und hier mit Vergnügen den Gegenbeweis vorstellen. Der rührige Bottroper Verleger Werner Boschmann hat sich der Mühe unterzogen nach den Wurzeln einiger Märchen zu graben, deren Fund man üblicher- und gewohnheitsweise den Brüdern Grimm zuschreibt, deren Sammlung der Kinder- und Hausmärchen seit 1812 als das Märchen-Kompendium schlechthin gilt. Zusammengetragen aus mündlichen Überlieferungen gelten die Grimmschen Quellen als die im deutschen Sprachraum ältesten. Boschmann widerlegt diese Annahme mit einigen weit volkstümlicheren Urfassungen – und macht sie damit wieder erzählenswert.
„Der verlorene Mond von Wanne-Eickel“, „Warum Bochumer intelligenter sind als Bottroper“, „Das Schweineparadies von Hattingen“, „Der Froschkönig von Oberhausen“ und andere hier in diesem Buch zum allerersten Male aufgezeichnete Märchen widersprechen dem ganz energisch. Und noch viel mehr! (O-Ton Boschmann)
Boschmann erklärt in einem wichtigen Appendix seiner Sammlung von einigen dem Ruhrgebiet zuzuschreibenden Urfassungen, daß bis ins späte 18. Jahrhundert Ruhrdeutsch die Sprache von Märchen war und erst durch die Brüder Grimm die heute eingehochdeutschte Form und Fassung bekam (mal abgesehen von u.a. den KHM 47, 66, 95, 96, 113, 126, 137, 140, 165, 187, 196, die sie irgendwo anders her hatten und mit dem Übersetzen nicht zurecht kamen):
„Es darf sogar vermutet werden, dass z. B. „Die-mit- die-rote-Kappe-aufen-Kopp“ den Brüdern Grimm bei ihren „Kinder- und Hausmärchen“ als Vorlage gedient haben könnte.
Wunder gibbet immer wieder! Und ganz besonders in der Ruhr-Region, die einen Humus birgt, der Märchen nur so aus dem Boden schießen läßt!“ (Boschmann) Inhalt der Boschmannschen Sammlung:
• Wie die Märchen ins Schlotenland kamen • Das Märchen vom Hattinger Schweineparadies
• Schmierläppken oder: Edelmauken auf der Hohensyburg • Der letzte Emscherhecht • Der Froschkönig von Oberhausen • Der verlorene Mond von Wanne-Eickel • Die-mit-die-rote-Kappe-aufen-Kopp und der Gelsenwolf • Wie der Schuster ein Doktor ward oder: Warum Bochumer intelligenter sind als Bottroper • Wunder gibbet immer wieder • Ruhrgebietsdeutsch: Die Sprache des Märchen*): Heute → hier gesondert eingerückt. Werner Boschmann – „Emscherzauber“ – Märchen aus dem Ruhrgebiet“
© 2013, 4. Auflage, 80 Seiten, gebunden, mit Illustrationen von Max Teschemacher - ISBN 978-3-942094-20-7 9,90 € |


