Wuppertal: Theaterexperiment im Container

Samstag, 28. Februar

von Oliver Tettenborn
Theaterexperiment im Container
Samstag, 28.2.2009, 20 Uhr
 
Was ist Wuppertal für dich? Eine schöne Stadt? Eine sterbende Stadt?
Eine Ansammlung von Kleinstädten?
 

talstueck.de ist ein Theaterexperiment, das die Dramaturgin und Regisseurin Susanna Düllmann durch den Gedanken des Netzwerks „Meine Stunde für Wuppertal“ entwickelt hat. „Ich wollte etwas für die Stadt tun und mit den Mitteln des Theaters arbeiten. Ein Bühnenstück kann Unausgesprochenes offen legen, eine soziale, sogar politische Funktion haben.“ sagt die Regisseurin
und Dramaturgin, die seit 2006 im Tal lebt.
Ihr „Mitmachtheater“ steht unter anderem in der Tradition des Stegreiftheaters von Paul Pörtner. Der aus Wuppertal stammende Schriftsteller schrieb in den 60er Jahren mit „Scherenschnitt“ erstmalig ein
Theaterstück, bei dem die Zuschauer aktiv an einer Krimihandlung und der Lösung des Falls beteiligt wurden. Pörtner gelang damit ein internationaler Erfolg: Jahrzehntelang wurde sein erstes Mitmachtheaterstück in New York aufgeführt.
 
Diese Verbindungen entdeckte die talstueck.de Regisseurin aber erst nach der Premiere ihrer Mitmachtheater-Variante. Sie bezog sich zunächst auf den Versuch des Moskauer „doc“ Theaters mit dem Stück democracy.doc, der Demokratie-Verdrossenheit der Russen auf die Spur zu kommen, und das Publikum zu mehr Eigenverantwortung zu motivieren. Regisseur Georg Genoux entwickelte zusammen mit seinem Dramaturgenteam und zwei Psychologen ein Jahr lang eine Mitmachform der politischen Art. Etwas Ähnliches hat sich Susanna Düllmann für Wuppertal vorgenommen.
 talstueck.de nimmt sich die Stadt Wuppertal zum Sujet und zeigt in spielerischer Form und mit dem Publikum als aktivem Gestalter des Stücks ein Bild von der Stadt, mit der die Bewohner sich zum großen Teil in einer Art Haß-Liebe verbunden sehen. Die unschönen Aspekte sollen dabei nicht
ausgenommen oder schöngeredet, sondern als Reibungspunkte neben Vorzügen der Stadt auf die Bühne gebracht und spielerisch-visionär ausgespielt und gelöst werden.
 
Angeregt durch die Recherche im Wuppertaler Paul Pörtner Archiv in der Stadtbibliothek und die Erfahrungen mit dem Premieren Publikum wird talstueck.de.2 jetzt noch mehr Mitmachmöglichkeiten bieten. „Das Wuppertaler Publikum ist gar nicht so schüchtern wie ich dachte, sondern hat regelrecht
eingefordert, selbst Szenen zu spielen. Das wird sicherlich ein großer Spaß“, sagt die Regisseurin.
 talstueck.de.2 wird wieder im Container der Wuppertaler Bühnen aufgeführt. Das Kommunikationszentrum „Die Börse“ hat von Anfang an das Konzept von talstueck.de unterstützt und seine Kooperationsbereitschaft signalisiert, wenn es mal eine größere Bühne brauchen sollte. Das ist für Ende November diesen Jahres geplant. Bis dahin darf man gespannt sein, welche Themen und
Hauptfiguren das Publikum auswählen wird.
 
Termin: 28.2., 20 Uhr im Container am Opernhaus, Eintritt frei