Erika Pluhar 70

Ein Rückblick

von Andreas Rehnolt
Erika Pluhar feiert 70. Geburtstag
 
Vor 40 Jahren sorgte sie als erste nackte Schauspielerin
im Burgtheater Wien für Stadtgespräche
 

Wien - Anläßlich ihres 70. Geburtstages morgen, am 28. Februar, ist Kammerschauspielerin Erika Pluhar nach zehn Jahren wieder zu Gast am Burgtheater Wien und spielt dort gemeinsam mit Werner Schneyder die Dramatisierung ihres erfolgreichen Romans "Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?" Vor rund 40 Jahren wurde Pluhar in der Rolle des Fräulein Else - als erste nackte Burg-Darstellerin - zum Stadtgespräch. "Mein Herr, nackt bin ich noch viel schöner, und es kostet einen Spottpreis ... . Ein Luder will ich sein, aber nicht eine Dirne", sagte sie damals als Mädchen aus guter Familie, das sich opfert, um dem Vater aus finanzieller Not zu helfen.
 
Ein reicher Kunsthändler will Fräulein Else nackt betrachten dürfen. Eine geschlagene Viertelstunde lang. In seinem Zimmer oder auf einer Wald-Lichtung. Arthur Schnitzlers Befund über die Doppelmoral einer Gesellschaft zwischen Etikette und Exzeß war damals fast ein Theaterskandal. Am 28. Februar also hat Erika Pluhar, die besonders gerne Frauenfiguren bei Musil, Schnitzler oder Strindberg verkörperte, stolze 70 Jahre. Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin, die in ihrem eigenen Leben viele dunkle Phasen überstand lebt nach dem Motto "Ich glaub’ ans Leben". 
 
Ihre Karriere begann am Wiener Burgtheater, wo sie bis von 1959 bis 1999 engagiert war. Nebenbei drehte sie zahlreiche Fernsehfilme, darunter Helmut Käutners Verfilmung "Bel ami", die ihr 1974 zum großen Durchbruch verhalf. Mit Liedern der 20er und 30er Jahre startete sie ihre Karriere als Chansonnette. Zunächst interpretierte sie Lieder etwa von André Heller und Wolf Biermann. Später sang sie eigene Songs. Unvergesslich ihre rauchige Stimme und ihre melancholischen, eindringlichen Texte. Privat hatte die Künstlerin mehrere Schicksalsschläge zu verkraften. Ihre erste Ehe mit dem österreichischen Designer Udo Proksch wurde geschieden. Proksch wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Auch die Ehe mit André Heller zerbrach. Der Schauspieler Peter Vogel, mit dem sie liiert war, starb durch Selbstmord. Ihre Tochter Anna starb im Alter von 37 Jahren.
 
Ihre künstlerische Arbeit scheint ihr über vieles hinweggeholfen zu haben. Und sie ist quasi ständig beschäftigt. 16 Bücher schrieb sie bislang, spielte in 31 Filmen und veröffentlichte 18 Langspielplatten oder CD's. Außerdem schrieb und schreibt sie Drehbücher und führt selbst Regie. Auch mit 70 ist für Erika Pluhar nicht Schluß. Sie steht zu ihrem Alter und lehnt jeden chirurgischen Eingriff zum Verjüngen ab. Ganz wichtig für sie ist, daß sie "im Herzen und im Hirn nicht alt werden" möchte.