Startheater oder: Dicke Männer tanzen besser
Ladies Night Komödie von Stephen Sinclair und Anthony McCarten in der Bearbeitung von Gunnar Dreßler Inszenierung: Kay Neumann - Bühne und Kostüme: Günter Hellweg - Choreografie: Olatz Arabaolaza - Aufführungsfotos: © Marion Bührle
Besetzung: Michael Hochstrasser (Dave), Frank Damerius (Barry), Thomas Nunner (Norman), Hartmut Neuber (Graham), Marco Steeger (Gavin), Thomas L. Dietz (Wesley) Eigentlich eine Tragödie
Es ist eigentlich eine Tragödie, die Geschichte um das, was die sechs Jungs da machen. Wie weit geht der Mann, um seine Familie zu ernähren, um seine Schulden zu bezahlen, um sein Leben zu
McCartens Erfolgskomödie. Das Wasser steht ihnen bis zur Oberkante Unterlippe, und das Wasser ist sehr schmutzig. Männer auf dem Weg zur Erkenntnis
In der Ausstattung von Günther Hellweg (eine heruntergekommene Autowerkstatt, mehr Hobbyraum als professionelle Werkstätte) und mit den peinlichsten, aber genau gezeichneten Kostümen bringt er das Sozialdrama um einen Haufen arbeitsloser Durchschnittskerle, die eine Männerstrip-Gruppe á la "Chippendales" auf die Beine stellen als Schenkelklopfer auf die Bühne. Das Resultat ist ein Saal voller jubelnder, kreischender, euphorischer Zuschauer(-innen).
Frank Damarius gibt den Barry, der an seinen körperlichen Mängeln leidet. Es ist anrührend zu beobachten, wie er immer wieder Fehler an sich sucht, nur weil er glaubt, seiner Frau nicht mehr zu genügen. Thomas Nunner ist Norman, das suizidgefährdete Muttersöhnchen, dem es im Verlauf des Stückes dank Hilfe von Marco Steeger als geniale Stadtteiltunte Gavin gelingt, sich aus dem Teufelskreis der Versagensängste zu befreien. Hartmut Neuber gibt dem gescheiterten Manager Graham, der seiner Frau auch nach einem halben Jahr seine Arbeitslosigkeit noch nicht eingestanden hat, tiefe Tragik. Der Wesley von Thomas L. Dietz, ein homophober Macho, der an seiner Männlichkeit zweifelt, wandelt sich zum Tanzstar.
Katastrophen und Lösungen
Ach ja, die Choreographie von Olatz Arabaolaza ist besonders im letzten Bild beeindruckend. Der Zuschauer bekommt auch auf amüsante Art erklärt, wie ein Ballet erarbeitet wird, und dem interessierten Laiensportler wird anschaulich die Abseitsfalle beim Fußball erklärt. Nach den vielen, und nur für den Beobachter amüsanten persönlichen Tragödien, besonders sei der zum Kammerspiel gewordene Kampf Wesleys mit den Tücken einer Penispumpe (es ist übrigens verblüffend, wie viele Frauen eine Penispumpe erkennen, wenn sie sie auch nur ganz kurz sehen!) genannt.
Die Schlußnummer ist fulminant und nach all den Katastrophen während der Probenzeit schier unglaublich. Das Nürnberger Staatstheater hat mit dieser Show, die wohltuend bodenständig und publikumsnah daherkommt, die hehren Sphären der „gehobenen“ Unterhaltung verlassen. Es ist keine kopflastige Sozialkritik, sondern bestes Volkstheater. Die Verkaufzahlen sprechen Bände. Eine Wiederaufnahme in die nächsten Spielzeiten wäre mehr als klug.
PS: Ach ja Mädels, die Jungs ziehen am Ende blank.
Weitere Informationen unter: www.staatstheater-nuernberg.de Redaktion: Frank Becker |