Lappländische Natursänger

Ein Correspondentenbericht

Wien, den 13. März 1843
Der Lappe äußert nur, wenn er berauscht ist, seine Freude in Tönen. Dieser Gesang wird geiken genannt, und sofort man mit diesem ziemlich unangenehm klingenden Worte einen Begriff verbinden kann, paßt es nicht übel zur Sache. Wenn der genossene Branttwein zu wirken anfängt, setzen sich die Lappen mit untergeschlagenen Füßen im Kriese an die Erde; nicken mit den Köpfen gegen einander und stoßen unartikulirte Laute aus, die mehr einem thierischen Geschrei, als einem Gesange ähnlich sind und ohne Veränderung innerhalb einer Quarte oder höchstens einer Quinte sich bewegen. Sie haben so wenig Sinn für Harmonie, daß von 6 bis 8 Geikern nicht zwei in einem Tone zu singen suchen. Jeder singt in seiner Tonart, die entweder über oder unter der anderen liegt. Diese Laute aufs Papier zu bringen, ist absolut unmöglich; denn es gibt keine Noten für selbige; indessen kommen sie dem Bellen eines heiseren Spürhunds, dere anschlägt, am nächsten. (Pan.)