Keine Abwrackprämie für Stadttheater
Podiumsdiskussion zur aktuellen Notlage von Theatern
in Nordrhein-Westfalen mahnt staatliche Hilfen für die Kultur auch in Krisenzeiten an Oberhausen - Eine Abwrackprämie für Stadttheater in Nordrhein-Westfalen wird es nach den Worten von Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) nicht geben. Der Kulturpolitiker betonte am Montagabend (richtig) auf einer Öffentlichen Podiumsdiskussion unter dem Motto "Stadt und Theater in Not" im Theater Oberhausen, Kultur gehöre zur Stadt dazu, auch in finanziell schweren Zeiten. Der Ort der Veranstaltung war nicht zufällig gewählt. Der Erhalt des Theaters in der finanziell schwer angeschlagenen Stadt steht zur Disposition. Auch das hochgelobte Schauspiel Essen ist wegen der städtischen Finanznot nicht mehr sicher. In Hagen bangen die Theaterleute ebenfalls um den Bestand, während die Existenz der Vereinigten Bühnen Krefeld und Mönchengladbach zumindest in Teilbereichen vorläufig gesichert scheint.
Überall in den Theatern wird seit Monaten "mehr über die Finanzen, als über Inhalt und Niveau der
Trotz aller finanzieller Krisen bescheinigte Grosse-Brockhoff den anwesenden Bühnenleuten und Theaterfans, es gebe in NRW nicht zu viele Theater. Das bewiesen auch die seit Jahrzehnten gleich bleibenden Zuschauerzahlen. Trotzdem sei er der Meinung, daß Theater "hier und da wie in Oberhausen und Essen eine Fusion oder Kooperation prüfen sollten", so der Kulturpolitiker, der zudem ankündigte, sich zur Rettung der Theaterlandschaft für einen "Pakt" mit Land, Städten, Theatern und anderen Beteiligten einsetzen zu wollen. Das hörten die Intendanten gerne, obgleich am Montag unklar blieb, ob mit dem Pakt denn auch dringend benötigte Gelder kommen könnten. In vielen Kommunen glauben Sparfüchse bereits das Einfallstor für ein Aus der Theater gefunden zu haben. Sie nämlich weisen darauf hin, daß Kulturförderung "nur" eine freiwillige Leistung der Kommunen sei, die man in finanziell klammen Zeiten nicht unbedingt weiter geben müsse.
Da will offensichtlich aber auch Grosse-Brockhoff nicht mitspielen. Es dürfe nicht sein, daß einzig und
Während viele Theaterleute vor Fusionen und Kooperationen von benachbarten Häusern noch zurückschrecken und darin weder finanziell noch künstlerisch eine Lösung sehen, betonten sie bei der Diskussion doch, daß es nicht nur um die Sicherung des Status Quo gehe. Viele der Bühnen sind bereits Kooperationen mit freien Theatern eingegangen und konnten damit auch neue Besucherschichten erreichen. Auch auf die jeweilige Stadt bezogene Theaterprojekte etwa mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund, brächten neue Besucher, kosteten allerdings auch viel Geld. Christoph Esch vom Kultursekretariat NRW sieht "zwischen Fusion und Kooperation von Theatern viele Möglichkeiten" der Zusammenarbeit. Denkbar seien etwa Spielplanaustausch, die Aufführung von Stücken in benachbarten Theatern oder die Zusammenlegung von Verwaltungen.
Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein wies zum Ende der Diskussion auf ein historisches Vorbild in Sachen Kultur-Erhalt in Krisenzeiten hin. König Christian VIII von Dänemark hatte im Jahre 1813 nach einem Waffengang gegen England Ebbe in der Staatskasse und dennoch den Kultur- und Bildungsetat gegen Einwände seines Finanzministers deutlich erhöht. Zur Begründung hätte der Monarch erklärt: "Wir sind jetzt arm und elend. Wenn wir aber nun auch noch dumm werden, dann können wir aufhören, ein Staat zu sein."
Der Westdeutsche Rundfunk hat die Öffentliche Podiumsdiskussion aufgezeichnet und strahlt sie am 3. Mai im dritten Hörfunkprogramm ab 19.00 Uhr aus.
Redaktion: Frank Becker |