Trauer um Carola Lepping
Gestern erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod Carola Leppings, die eine Woche vor Vollendung ihres 88. Lebensjahrs in Hückeswagen gestorben ist. Erst kürzlich war sie von ihrer Wohnung im Herzen der Altstadt in das Seniorenheim Johannesstift umgezogen. Hier wollte sie den Abend ihres Lebens umsorgt verbringen. Es war ihr nicht vergönnt, die Fürsorge, die sie zeitlebens anderen geschenkt hatte, selber zu genießen. Carola Lepping hat in den erfüllten Jahren ihres Lebens einen bleibenden Platz im Herzen der Hückeswagener und ihrer Stadt erworben. Sie hat darüber hinaus etwas geschafft, was nur Wenigen vergönnt ist: sie hat ein großes literarisches Werk hinterlassen, das weit über ihre Lebensspanne und die regionalen Grenzen ihrer Heimat seine Gültigkeit behalten wird.
Ein erfülltes Leben
Am 14. Mai 1921 in Elberfeld geboren, kam sie als 20-jährige schon 1941 kriegsbedingt nach Hückeswagen, wo sie als Lehrerin eingesetzt wurde und für das weitere Leben Wurzeln schlug. Ab 1943 lebte sie ständig hier, fand eine neue Heimat, der sie sehr verbunden war und Aufgaben, die sie mit vielen Generationen junger Hückeswagener zusammenbrachte: zunächst als Lehrerin, dann als Bibliothekarin und schließlich als Autorin wurde Carola Lepping Bestandteil der Hückeswagener Kultur und Gesellschaft. „Die Schule und die Bibliothek waren immer mein Leben“, äußerte Carola Lepping im Jahr 2005 in einem Interview. Hie und da schrieb sie für regionale Blätter. Ihr lokalbezogenes Bilder-Buch „Das alte Haus auf Hartkopsbever“ aus dem Jahr 1970 wurde zu einem regionalen Dauerbrenner. Charles Veillon-Preis
In der großen Literaturwelt tauchte ihr Name erstmals 1953 auf, als sich die junge Frau um den renommierten Charles Veillon-Preis bewarb, ihn zwar nicht gewann, doch belobigt wurde. Werner Bergengruen, dem sie 1949 einen ersten Entwurf gegeben hatte, gehörte zu ihren Förderern ebenso wie Karl Schmid, der ihr Talent erkannte. Schon 1954 reichte sie ein weiteres, unfertiges Skript: „Bela reist am Abend ab“ ein, bekam eine sechswöchige Frist zur Fertigstellung gesetzt und gewann1955 mit den Stimmen von u.a. Albrecht Goes, Karl Schmid, Karl Heinrich Waggerl und Carl J. Burckhardt den begehrten Literaturpreis, den später auch Johannes Bobrowski, Alfred Andersch, Heinrich Böll und Max Frisch bekamen. Auch Thomas Mann setzte sich brieflich dafür ein, ihr den Preis zuzusprechen. Durch den Hückeswagener Ortspolizisten Lienenkämper quasi in letzter Minute von der hohen Ehre benachrichtigt (Telefon hatte ja 1955 kaum jemand), konnte die junge Volksschullehrerin noch in der Nacht vor der Verleihung auf einer Rangierlok der Bahn nach Köln mitfahren, wo sie den Expreß nach Zürich erreichte. Das Reisegeld streckte der Rektor ihrer Schule vor, gute Strümpfe borgte seine Frau.
Opus magnum
Das Preisgeld legte Carola Lepping in einer mehrmonatigen Studienreise nach Paris an, eine Ausgabe, von der sie, wie sie im persönlichen Gespräch immer wieder betonte, stets profitiert habe.
Literarisches Vermächtnis Allein die vier Bücher „Bela reist am Abend ab“, „Huldigung an Sisley“, „Cor“ und „Syrische Reise“ sind nicht die schlechteste Bilanz eines ohnehin erfüllten Lebens. Man darf hoffen, daß auch ihr Vermächtnis noch publiziert werden wird. Hückeswagen verliert mit Carola Lepping einen liebenswerten Menschen und eine große Autorin. Die Stadt wird sie sehr vermissen. In ihren Büchern wird sie weiterleben. Lesen Sie mehr zu Carola Leppings Werk: Zum Welttag des Buches vorgestellt (23.4.08) Redaktion: Frank Becker |