Aktuelles aus der Kultur NRW
Für die Musenblätter zusammengestellt von Andreas Rehnolt
Himmelfahrt und westfälische Erdenreise
Am 21. Mai startet das diesjährige Literatur- und Musikfest "Wege durch das Land" mit einem von Klaus Maria Brandauer inszenierten Theaterabend
Detmold - Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer eröffnet am 21. Mai mit einem Theaterabend im Landestheater Detmold unter dem Motto "Himmelfahrt und westfälische Erdenreise" das diesjährige Literatur- und Musikfest "Wege durch das Land". Nach Angaben der Veranstalter handelt es sich dabei um ein Kaleidoskop aus Literatur, Musik und Landschaft aus dem Werk von Jürgen von der Wense. "Dies ganze Gebiet ist das Herz Europas, seine Mitte, schrieb er zum östlichen Westfalen, das er seit 1932 über 27.000 Kilometer weit durchwanderte. Ausgehend von den Briefen des Schriftstellers und Universalgelehrten inszeniert Brandauer einen spannenden Theaterabend, er schweift mit ihm ab zu Shakespeare, Goethe, Trakl, Autoren, die Wense in schwierigster Zeit Orientierung gaben.
Von der Wense ist nach Angaben der Festivalveranstalter eine faszinierende Gestalt der deutschen Kultur, er war mit Nono und Schönberg befreundet, mit Mahler noch bekannt. Brahms, Bruckner, Beethoven waren seine musikalischen Fixsterne. In seinem letzten Brief, einem ergreifenden Abschiedsbrief der Weltliteratur, schrieb er: "Worte dahin, Musik fort, ich denke nur an Wandern, wandern über die Erde, die auch wandert durch die ewig wandernde Welt. Die Wolken sind das letzte im Leben..." Brandauer inszeniert den Theaterabend gemeinsam mit dem Geiger Daniel Hope und dem Pianisten Sebastian Knauer.
Das Festivel "Wege durch das Land", das in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert, findet bis zum 22. August statt und zeigt nach Angaben der künstlerischen Leiterin Brigitte Labs-Ehlert, wie die Geschichte der Landschaft in Literatur und Musik aufgegriffen wird. An 18 Orten treten in insgesamt 26 Veranstaltungen berühmte Schauspieler wie Angela Winkler, Susanne Lothar, Corinna Harfouch, Hanna Schygulla, Bruno Ganz, Matthias Habich oder Sebastian Koch auf.
Internet: www.wege-durch-das-land.de
Tanztheaterfestival Hagen startet am 18. Mai
Nationale und internationale Compagnien beim Festival "TanzRäume"
Hagen - Nationale und internationale Compagnien sind auch bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals "TanzRäume" in Hagen dabei, das vom 18. bis zum 26. Mai stattfindet. Das angesehene Tanztheaterfestival wird von der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Hagen veranstaltet und präsentiert nach Angaben der Veranstalter vom Samstag durch ein vielfältiges, zeitgenössisches Tanzprogramm, das eine Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus besitzt und vom Land NRW finanziell gefördert wird. Die Jugendkultur HipHop steht beim diesjährigen Festival im Mittelpunkt.
Erstmals wird außerdem ein HipHop-Dance-Contest ausgetragen, bei dem junge Nachwuchstänzer die Chance erhalten, ihr Können zu zeigen. Die Schweizer Compagnie El Contrabando eröffnet das Festival am 18. Mai mit seiner neuen Produktion "On Line", die sich mit der Online-, Web- und Business-Gesellschaft auseinandersetzt. Rund ums Thema Liebe dreht sich das Stück "Blind questions: I see you me neither" der Kölner Choreografin und Medienkünstlerin Stephanie Thiersch. Das Herner Renegade Theatre präsentiert seine "Schwarze Katze" und die Gruppe Black Bland Beur aus Paris bringt atemberaubenden Breakdance mit, der aus einem Straßenkinderprojekt entstanden ist. Zum Abschluss der TanzRäume zeigt die österreichische Tanz Company Gervasi, ihre Produktion "Seikes".
Internet: www.tanzraeume.hagen.de
Oberhausener Gasometer feiert 80. Geburtstag
Oberhausen - Der Gasometer Oberhausen hat am vergangenen Samstag seinen 80. Geburtstag (vor-)gefeiert. Der europaweit größte Gasometer seiner Art ging am 15. Mai 1929 in Betrieb. Sechzig Jahre lang speicherte er die Gase der umliegenden Industrieanlagen, bevor er Anfang der 1990er Jahre im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park umgebaut wurde. Seither kamen mehr als drei Millionen Menschen in die höchste Ausstellungshalle in Europa, die für zahlreiche Ereignisse und Schauen genutzt wird. Der Geburtstag wurde mit einem Familientag gefeiert.
In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte die Industrie das Gebiet der heutigen Stadt Oberhausen fest im Griff, hieß es bei der Veranstaltung. Fördertürme, Kokereien und Eisenhütten prägten hier wie in anderen Teilen des Ruhrgebiets das Bild. Doch deren Vernetzung funktionierte noch nicht in allen Bereichen optimal. Zwar wurde das Gichtgas, das in den Eisenhütten der Gutehoffnungshütte erzeugt wurde, bereits genutzt, um die Kokerei in Osterfeld zu befeuern. Doch sobald die Eisenverarbeitung stockte, mußte bei der Kokserzeugung Kohle oder Öl verbrannt werden.
Umgekehrt fackelte die Hütte ihr Gas ungenutzt ab, sobald der Kokereibetrieb nicht reibungslos lief. Der Gasometer sollte die so entstehenden Verluste beheben, indem er Gas speicherte und nach Bedarf wieder abgab. Im Februar 1927 wurde mit seinem Bau begonnen, und nach knapp zwei Jahre stand am Rhein-Herne-Kanal der mit 117,5 Meter Höhe und einem Durchmesser von 67,6 Meter größte Gasbehälter Europas. 1,74 Millionen Reichsmark kostete damals der Bau - Geld, das gut angelegt war, denn der Betrieb rechnete sich schon nach dem ersten Jahr. Zunächst wurde er mit dem energetisch armen Gichtgas gefüllt, das als Abfallprodukt in den Hochöfen anfiel. Später nahm er das hochwertigere Koksgas der Kokerei Osterfeld auf und versorgte damit hauptsächlich die umliegenden Industrieanlagen bis hin zur Ruhrchemie in Holten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Oberhausener Gasbehälter mehrere Male von Bomben getroffen, mußte aber erst kurz vor Kriegsende im Januar 1945 stillgelegt werden. Nach dem Krieg geriet er 1946 bei Reparaturarbeiten in Brand und wurde daraufhin bis auf das Fundament abgetragen. Beim Wiederaufbau, der bis 1949 dauerte, konnten verschiedene Konstruktionselemente, unter anderem das Dach, weiterverwendet werden. Nachdem der Koksbedarf stagnierte, wurde die Kokerei in Oberhausen geschlossen. Deren Gas wurde zunehmend durch Erdgas ersetzt, das über Pipelines angeliefert wurde. Der Gasometer wurde somit überflüssig. Seine Stilllegung erfolgte 1988. Aktuell läuft bis zum 10. Januar nächsten Jahres im Gasometer Oberhausen die Ausstellung "Sternstunden - Wunder des Sonnensystems".
Internet: www.gasometer-oberhausen.de
Redaktion: Frank Becker |