Aktuelles aus der Kultur

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Kolloquium über Öffnung von Kirchen für eine neue Nutzung
 
Münster - Unter dem Motto "Der Geist weht, wo er will" findet am kommenden Donnerstag in Münster ein Kolloquium zur Öffnung von Kirchen für neue Nutzungsvorhaben statt. Veranstalter sind das Evangelische Forum Münster, die Evangelische Akademikerschaft in Deutschland sowie die Arbeitsstelle Forschungstransfer der Universität Münster. Wie die Veranstalter am Freitag mitteilten, geht es unter anderem um Kriterien, die bei den angestoßenen Prozessen zur erweiterten Kirchen-Nutzung und bei einer vollständigen Kirchen-Umnutzung bedacht werden sollten.
 
Zudem soll auch diskutiert werden, welche theologischen, sozialwissenschaftlichen und ethnologischen Aspekte bei einer Umwidmung von Gotteshäusern zum Tragen kommen und inwieweit räumliche Veränderungen und Grenzen, die dabei überschritten werden, eine kreative Dynamik freisetzen können. Den Anstoß für das Kolloquium gab die Ausstellung "Kirchen öffnen und erhalten" im Haus der Evangelischen Studentengemeinde Münster, die noch bis zum kommenden Freitag dort zu sehen ist.
 
 
Ruhrfestspiele verzeichneten Besucherrekord
 
Recklinghausen - Mit einer Auslastung von 85,9 Prozent und mehr 80.000 Zuschauern hat das renommierte Kulturfestival Ruhrfestspiele in diesem Jahr nach eigenen Angaben einen neuen Besucherrekord erreicht. Wie Verwaltungsdirektor Reinhard Strehlau am Freitag mitteilte, kamen damit erstmals in der über 50-jährigen Geschichte des Festivals mehr als 80.000 Besucher zu den insgesamt 231 Vorstellungen und 7 Sonderveranstaltungen. Festspielleiter Frank Hoffmann und Strehlau sind auf eine hohe Selbstfinanzierungsquote und die Einwerbung von Sponsorengeldern angewiesen, um für das Programm der Festspiele in Qualität und Quantität Gestaltungsspielräume zu haben, hieß es am Freitag. Seit 15 Jahren wurden die öffentlichen Zuwendungen für das Festival nicht erhöht. Neben den Theaterbesuchern kamen gut 90.000 Besucher zum Kulturvolksfest am 1. Mai.
 
 
Reklamehelden jetzt reif fürs Museum
 
Wadgassen - Reklamehelden sind jetzt reif fürs Museum. Ab heute zeigt das Deutsche

Lurchi - Foto © Frank Becker
Zeitungsmuseum im saarländischen Wadgassen die beliebtesten Reklamehelden. Die Schau ist das Resultat einer gemeinsam mit dem Deutschen Werbemuseum veranstalteten bundesweiten Online-Umfrage, mit der Konsumenten aufgerufen waren, ihre Lieblings-Werbefigur aus der Warenwelt zu benennen, erklärte ein Museumssprecher am Freitag. Bis zum 4. Oktober sind die Gewinner sowie zahlreiche weitere prämierte Reklamehelden zu sehen. Anhand von Originalanzeigen aus Zeitungen und Zeitschriften, Merchandising-Artikeln und Werbespots werden die Publikumslieblinge präsentiert.


Neben dem legendären Lurchi vom Schuhhersteller Salamander tummeln sich im Museum auch Mecki von der TV-Zeitschrift HÖR ZU, die Mainzelmännchen des ZDF, der Frosch vom Schuhcreme-Hersteller Erdal

Die Mainzelmännchen - Foto © Frank Becker
und jede Menge anderer Figuren. Zudem erfahren die Besucher Wissenswertes über die geschichtliche Entwicklung von Reklame und Zeitungsanzeigen sowie den Wirkungsmechanismen heutiger Werbekampagnen. Mit der facettenreichen Schau rückt das Deutsche Zeitungsmuseum damit erstmals das Thema Werbung in den Mittelpunkt, das auch für die Zeitungen von großer Bedeutung ist, denn ohne die Einnahmen durch Anzeigen könnten Printprodukte wie Zeitungen und Zeitschriften nicht zu den heutigen Preisen verkauft werden.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
 
 
"Eiskalte Leidenschaft " - Ausstellung über italienische Eisdielen im Ruhrgebiet
 
Industriemuseum in Bochum präsentiert Exponate und Erlebnisse aus der über 100jährigen Geschichte der Eismacher
 
Bochum - "Eiskalte Leidenschaft" lautet der Titel einer Ausstellung im Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum, die sich ab morgen der Geschichte der italienischen Eismacher im Ruhrgebiet widmet. Einer der Höhepunkte unter den rund 150 Exponaten der Schau ist sicherlich der Eiskarren, mit dem Giovanni Martini aus den Dolomiten von 1903 bis 1913 durch Recklinghausen zog und seine kalten Köstlichkeiten auf der Straße verkaufte. Das Museum hat den weiß lackierten Holzkarren mit den beiden Silberhauben zurück ins Revier geholt. Dort ist er bis zum 11. Oktober zu sehen, wie Museumsleiter Dietmar Osses am Freitag mitteilte.
 
Mehr als 150 Exponate machen die Geschichte und Gegenwart der italienischen Eismacher im Ruhrgebiet lebendig - von Fotografien und Dokumenten über historische "Eiskocher", Kühlgeräte, Sahnemaschinen und Waffeleisen bis hin zur Einrichtung mit Theke, Tisch und Stühlen des Hagener Eiscafés Venezia aus den 1960er Jahren. Das Eismacherhandwerk kann in Deutschland auf eine lange und abwechslungsreiche Tradition zurückblicken, hieß es vor dem Start der Schau.  Die ersten Italiener kamen bereits im 19. Jahrhundert ins Ruhrgebiet. Sie überquerten die Alpen mit ihren Karren und Werkzeugen, um Maronen und Eis zu verkaufen. Die Produkte fanden hier dann großen Anklang und verbreiteten sich schnell in ganz Deutschland. In kleinen Dörfern waren sie bald ebenso zu finden wie in großen Städten.
 
Schon in den 1950er Jahren waren die Menschen begeistert von den Spezialitäten aus den

Foto © Frank Becker
italienischen Eisdielen. Im Sommer war es oft die einzige Abkühlung, denn einen Kühlschrank besaßen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg damals die wenigsten hierzulande. Mindestens am Wochenende rollte dann auch der Eismann durch die kleinen und größeren Orte und die Kinder konnten sich für 10 Pfennig ein Hörnchen mit einer Kugel kaufen. Zudem war Italien bald das beliebteste Urlaubsziel und die Eisdiele um die Ecke versprach ein Stückchen Ferien direkt in der Nachbarschaft. Die Schirmherrschaft über die Schau hat die Region im italienischen Veneto übernommen. Kuratorin Anne Overbeck wies am Freitag darauf hin, daß das Eismachen von Beginn an ein saisonales Gewerbe war, das die italienischen Familien über viele Monate voneinander trennte. "Die Wintermonate verbrachten und verbringen die meisten Gelatieri in ihren Heimatdörfern in Italien", so Overbeck.
 
Auch das Geheimnis um die Herkunft des Ausdrucks "Eisdiele" wird in der Bochumer Schau gelüftet. Weil die Städte im Revier den Straßenverkauf von Eis immer weiter einschränkten, gründeten Italiener in den 1930er und 1940er Jahre die ersten festen Läden. Da sich die meisten aber zunächst keine teuren Lokale leisten konnten, meldeten sie ihre Geschäfte in ihren Wohnungen an und verkauften das Eis über Holzbretter – Dielen - aus den Fenstern im Erdgeschoß. In den 1950er Jahren setzte dann mit dem Beginn des Wirtschaftswunders und der folgenden Reisewelle nach Italien ein wahrer Boom von Eisdielen hierzulande ein. Heute leidet die Branche unter Nachwuchsmangel und starker Konkurrenz, was viele Gelatieri dazu zwingt, ihre Eisdielen ganzjährig geöffnet zu halten.
 
Das Museum ist mittwochs bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Redaktion: Frank Becker