120 Jahre Bahlsen

Leckere Kekse und schöne Verpackungen - Eine kleine Firmengeschichte zu einer Ausstellung in Hannover

von Frank Becker

© Museum Kestner Hannover
Kekse und Künstler

Seit 120 Jahren Bahlsen in schönen Verpackungen

Noch bis zum 15. November ist im Museum Kestner Hannover eine gestern eröffnete kleine Sonderausstellung zu sehen, die sich mit dem seit 120 Jahren ungebrochenen Erfolg einer Gebäck-Marke und ihren Verpackungen beschäftigt
, welche mit ihren Produkten von Hannover aus die Welt erobert hat: Bahlsen - heute in dritter Generation im Familienbesitz.

Es gibt wohl nur wenige Menschen in Mitteleuropa und sicher keinen im deutschsprachigen Raum, der nicht schon einen Butterkeks von Bahlsen (den mit den legendären 52 Zähnen) geknabbert hätte. Auch in anderen Wirtschaftsnationen zumindest der westlichen Welt ist Bahlsen mit seinem Stammhaus in der Podbielskistraße 11 und mit dem berühmtesten aller Kekse zum Begriff geworden. Hieß übrigens früher mal "Cakes", denn Anglizismen sind keine neue Erfindung. Firmenchef Hermann Bahlsen deutschte 1911 den englischen Begriff dankenswerterweise ein und fand die Bezeichnung "Keks", die später und bis heute ihren Platz im Duden bekam. Die "Leibniz Cakes" von Bahlsen in der staub- und feuchtigkeitsdichten "TET"-Verpackung wurden
von 1904 an zum Renner, von dem bis 1912 bereits 12 Millionen Packungen verkauft waren. So die interessante Firmenchronik der Bahlsens.

Die beiden großen von Deutschland angezettelten Kriege, die auch viele Industrieanlagen betroffen hatten, waren tiefe Einschnitte und völlige Neuanfänge für Bahlsen. 1918 mußte wegen

Die Mutter aller Bahlsen-Verpackungen (Heinrich Mittag (1904)
Foto © Museum Kestner Hannover
Rohstoffmangels die Produktion fast gänzlich eingestellt werden und 1945 lag das Werk, das davor 1.400 Beschäftigte hatte, in Trümmern. Unter Werner Bahlsen und Hans Bahlsen nimmt das Unternehmen die Produktion wieder auf, erschließt den Weltmarkt und kann 1956 bereits in 76 Länder exportieren. Zusätzliche Werke werden in Serie gegründet, Vertriebsgesellschaften in allen wichtigen Staaten Westeuropas und die Produktpalette erweitert. 1966 hat Bahlsen bereits wieder 7.000 Mitarbeiter und ein Jahr später gelingt der Sprung über den Großen Teich nach Nordamerika. 1980 beschäftigt die Bahlsen-Gruppe weltweit 11.200 Mitarbeiter. Mehrheitliche Firmenbeteiligungen bei bekannten Unternehmen der Branche wie Liebelt, Gubor, Brokat, Flessner u.a. machen Bahlsen zu einem der führenden Unternehmen der Branche.

1989 wird der 100. Geburtstag der Marke "Bahlsen" gefeiert, die aus der Taufe gehoben worden war,

Ludwig Vierthalers "Schildkrötendose", um 1915, Steingut,
bemalt und glasiert - Foto © Museum Kestner Hannover
als am 1. Juli 1889 Hermann Bahlsen (1859-1919) das "Fabrikgeschäft engl. Cakes und Biscuits" von H. Schmuckler übernahm und mit zehn Mitarbeitern die Erfolgsgeschichte startete. 1993, nachdem der kommunistische Ostblock zerfallen ist, expandiert Bahlsen nach Polen und Rußland. 1995 wird u.a. die Gebäcksparte der nicht minder bekannte Marke Brandt (Hagen) Teil des Bahlsen-Konzerns. Unter den eingeführten Markengruppen Bahlsen und Leibniz wird heute eine beachtliche Palette süßer und nahrhafter Keks-Produkte angeboten. Zu den bekanntesten gehören mit dem ungeschlagenen
"Leibniz Butterkeks" und dem seit Jahrzehnten marktführenden knackig-malzigen "ABC Russisch Brot" auch die verführerischen gefüllten "Ohne Gleichen", die Keskmischung "Finesse" und der "Leibniz Pickup".

Vieles über die Bahlsen-Marken, ihre Verpackungen und die Künstler, die diese gestaltet haben, erfährt man derzeit in der Sonderausstellung des Museums Kestner. Der Graphiker Heinrich Mittag, der das TET-Zeichen entwarf, Ludwig Vierthaler, von dem u.a. die "Schildkröten-Dose" stammt, der Designer Nokolai Borg, der in den 1960er Jahren bedeutenden Einfluß auf das Bild der Bahlsen-Produkte hatte, Heinrich Vogeler, der für Bahlsen "Hänsel und Gretel in Worpswede" entwarf und Eva Grossberg, der u.a. die berühmte grüne Blech-Dose für "Bahlsen Express" (1956) zu verdanken ist. Etliche der klassischen und ausgefallenen Dosen und Bonbonnieren
, in denen im Laufe der Jahrzehnte die Kekse daherkamen kann man derzeit in der Hannoveraner Ausstellung sehen. Natürlich ist die Mutter aller Leibniz-Kekse, die TET-Verpackung dabei. Sie hieß nach einer

Die Bahlsen-Express-Dose, Blech, bedruckt - (Eva Grossberg, 1956)
Foto © Museum Kestner Hannover
ägyptischen Hieroglyphe so, deren Zeichen soviel bedeutet wie "ewigdauernd".


Wer den Weg nach Hannover nicht machen kann, findet ein virtuelles Museum auch auf den Webseiten von Bahlsen/Leibniz unter:
www.leibniz.de/  und  weitere Informationen unter  www.bahlsen.de/.

Informationen zur Ausstellung und zum Museum Kestner Hannover unter:
www.museum-august-kestner.de