Fritz Overbeck (1869-1909)

Bildband zur Bremer Ausstellung des Worpswede-Malers

von Frank Becker

© Hatje Cantz
Ein Frühvollendeter

Zur Erinnerung an Fritz Overbeck (1869-1909)


Vor gut 100 Jahren, am 8. Juni 1909 starb der Bremer Maler Fritz Overbeck im Alter von nur 39 Jahren an einem Hirnschlag. Zum Gedenken an den Künstler, der durch Otto Modersohn Zugang zu der damals aufkommenden Künstlerkolonie Worpswede fand, findet derzeit im Bremer Overbeck-Museum unter dem Titel "Ich bin nicht sentimental" eine Werkschau statt, die der Verlag Hatje Cantz  mit einem hervorragend edierten Bildband begleitet, welcher das natur- und heimatverbundene Schaffen des Norddeutschen dokumentiert.

Durchweg vierfarbig in hoher Qualität wiedergegeben und von Essays von Friederike Daugelat ("Ich bin nicht sentimental"), Harald Fiebig ("Fritz Overbeck auf der Suche nach dem Ideal der Landschaft"), Christine Heidemann ("Fritz Overbeck als Forschender - Zum Naturverständnis um
 
Sommerzeit II - © Hatje Cantz/Overbeck-Museum
1900"), Gertrud Overbeck ("Aus dem Archiv des Overbeck-Museums") und Rainer Stamm ("Zwei Frühverstorbene: Paula Modersohn-Becker und Fritz Overbeck") begleitet, öffnen die 97 ganzseitigen Abbildungen die Welt Overbecks. Das für den Titel gewählte Gemälde "Abend im Moor" (1896) zeigt die magische Stimmung der Worpsweder Landschaft, in der Overbecks von der Düsseldorfer Kunstakademie mitgebrachter Impressionismus reifen konnte. Gemeinsam mit Heinrich Vogeler, Hans am Ende, Paula Becker, Otto Modersohn und Fritz Mackensen formte
"der wolkenverliebte" Overbeck den unverkennbaren Worpsweder Stil, wenn er sich auch bereits 1905 von dort absetzte, des zunehmenden Publikumsandrangs wegen. Die letzten Jahre seines zu kurzen Lebens verbrachte er mit seiner Frau und Tochter in Bröcken/Vegesack, wo er seine Arbeit der Landschaft der neuen Heimat widmete: dem Meer und den Dünen.

Daß Fritz Overbeck den Beiname "der Wolkenverliebte" bekam, wird jedem Betrachter seiner Landschaftsbilder einleuchten. Wo eben möglich, gibt er dem Blick zum Himmel Raum, schwelgt in Cirrus, Cumulus, Cumulusnimbus, Nimbostratus, Altocumulus und Abendrot. Die grün-graubraune

Im Moor III - © Hatje Cantz/Overbeck-Museum
Weite der Heide- und düsteren Moorlandschaft, ihr aufgelockerter Baumbestand, Obstblüte, Gärten und Äcker, später die hohen Dünen der Insel Sylt und die Ostfriesische Küstenlandschaft bieten unerschöpflich Motive, von Reisen nach Davos und in die Mittelgebirge bringt Overbeck Impressionen dieser Landschaften mit. Von den eher weichen Formen und Konturen der meisten Bilder hebt sich das letzte - unbetitelte - Bild Overbecks in merkwürdiger Strenge des Strichs und der Pinselführung ab. Vergleicht man es mit dem chronologisch vorangestellten "Äcker im Frühling", könnte man einen anderen Maler vermuten. Mit dieser Strenge, die zuvor nur ansatzweise zu beobachten ist, reißt Overbecks Lebensfaden unvermittelt ab. Die Ausstellung seiner Bilder ist noch bis zum 20. September in Bremen zu sehen.


Blühende Kastanien (1904) -
© Hatje Cantz/Overbeck-Museum



"Fritz Overbeck - Ich bin nicht sentimental"

© 2009 Hatje Cantz Verlag, 167 Seiten, im farbigen Einband fest gebunden, 115 Abbildungen, davon 97 ganzseitig, etliche Vignetten, Skizzen, historische Fotografien, Essays, biographische Zeittafel, 24,80 €

Während der Sonderausstellung "Ich bin nicht sentimental" hat das Museum geänderte Preise und Öffnungszeiten:
Geöffnet täglich von 11 bis 18 Uhr außer montags

Weitere Informationen unter:
www.hatjecantz.de  
und  
www.overbeck-museum.de