Gustav Seitz und sein Buch „Studienblätter aus China“ Der Bildhauer Gustav Seitz (1906-1969) war nach dem II. Weltkrieg davon überzeugt, nur für seine Kunst leben und arbeiten zu können. Er wollte den Kalten Krieg, der gerade im Nachkriegs-Berlin Ende der 40er Jahre stetig an Schärfe zunahm, nicht wahrhaben, wollte sich aus allen politischen Querelen heraushalten. So übernahm er 1947 an der Hochschule für Bildende Kunst in West-Berlin eine Lehrtätigkeit für Bildhauerei, zugleich war er jedoch davon angetan, daß die Ost-Berliner Akademie der Künste ihm im Jahre 1950 die Mitgliedschaft angetragen hatte. Bereits 1952 erfolgte durch den Aufbau-Verlag in Ost-Berlin die Drucklegung der „Studienblätter“ als Blockbuch mit chinesischer Kordelheftung. Der Umschlag bestand aus grobem, hadernhaltigem Karton. Gedruckt wurde auf gelblichem, stark strukturierten Papier. Die Doppel-Seiten werden nicht aufgeschnitten – sie verbleiben eben im „Block“. So äußerte er sich (um 1952/53) mit drastischen Worten über die jegliche Kunst tötende sogenannte ‚Formalismus-Diskussion’: „… Daß der Inhalt die Form bestimmt ist nichts neues, das braucht mir kein Heringsverkäufer, der Kunstfunktionär geworden ist, erzählen.“ Im Jahre 1954 wurden die „Studienblätter aus China“ in einer 2. Auflage neu gedruckt. Welche Wirkung von diesem schmalen Buch ausging, belegt ein Brief aus Düsseldorf von Otto Pankok (vom 1.1.1954): Gustav Seitz hatte sich in jenen Jahren bereits politisch vom Regime im Osten verabschiedet. Nach der Vollendung der Arbeit am Käthe-Kollwitz-Denkmal für den Stadtteil Prenzlauer Berg in Ost-Berlin (1956 -1958) – dort steht es heute noch am Käthe-Kollwitz-Platz – folgte Gustav Seitz im Jahre 1958 einer Berufung nach Hamburg an die Hochschule für Bildende Kunst. Seitz wurde letztlich nach viel politischem Streit in den westdeutschen Medien - vor allem der „Tagesspiegel“ in West-Berlin ging hart mit ihm ins Gericht (Wolf Jobst Siedler: „Wanderer zwischen zwei Welten“) - das Recht auf Irrtum zugestanden wie vielen anderen vor ihm. „Studienblätter aus China“ hat seine spannende Geschichte - wer sich für das Buch interessiert – im Internet unter www.zvab.com (antiquarische Bücher) finden sich noch einige wenige Exemplare. *) Anmerkung - alle Zitate aus: „Gustav Seitz, Werke und Dokumente, Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg“, Prestel-Verlag München, 1984
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Gustav Seitz Studienblätter aus China © 1952/1954 Aufbau Verlag Berlin (Ost) Mögliche Bezugsquelle: www.zvab.com |