Draußen hängt die Welt in Fetzen

Fritz Eckenga mit seinem Programm "Außer Haus"

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Draußen hängt die Welt in Fetzen
 
Fritz Eckenga zeigt
Dortmunder Charme und Chuzpe
 

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aß Fritz Eckenga auch ohne „N8Schicht“ einen Saal füllen kann, belegte der Ur-Dortmunder am vergangenen Samstagabend solo mit seinem Programm „Außer Haus“ im Remscheider Rotationstheater. Und daß er sein Publikum durchaus auch mal ohne Mikrophon erreicht, bewies der 1. Teil des kurzweiligen Abends. Den nämlich mußte er improvisiert ohne Mikroport-Verstärkung bestreiten, da die Technik streikte. Eckenga gehört zu den äußerst angenehmen Kabarettisten, die ihr Publikum höflich fragen, worüber es denn Satire hören möchte. Navi? Hat er nicht, will er nicht und ist als Kabarett-Thema doch schon durch. Ein Papst-Witz zum Warmmachen? Ist immer gut, aber auch schon durch. Angie? Kennt er nicht. Aber Günther Netzer geht immer, zumindest mit dessen Lieblingssatz: „Ich habe nichts gesehen, was mir gefallen hat.“ Daraus dreht Fritz Eckenga dem Ex-Fußballer einen soliden Strick.

Chinesen-Würger und Friedensfürstin
 
Doch dann werden ein paar veritable Kabarettisten-Opfer in Allgemeinplätze-Köhler (der mit den hohlen Reden), dem Chinesen-Würger und Rumänen-Beleidiger Jürgen Rüttgers und der
 
selbsternannten Friedensfürstin Claudia Roth gefunden. Heißa! Das Publikum hatte Eckenga damit flugs in der Tasche. Höchliches Vergnügen löste auch die Auseinandersetzung mit
dem auf dem lappigen Catering-Brötchen vor sich hin wässernden „VoFo“ (Vorderschinkenformfleisch)  aus, das neben hohem Wasseranteil ungeahnte Möglichkeiten für den Satiriker birgt. Die Nähe von VoFo und Laminat und die Feststellung, daß VoFo oder auch Pressschinkenformfleisch die sorgsam entwickelte Methode sind, Wasser schnittfest zu machen, wurde per Akklamation bestätigt. Auch der Gedanke, nicht verkauftes VoFo über der Sahel-Zone abzuwerfen, um die Durst leidende Bevölkerung dort mit Wasser zu versorgen, ist immerhin eine Überlegung.
 
Helmut Schmidt als Lebenshilfe

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ie tägliche Ernährung und der dazu nötige Einkauf machen einen guten (wörtlich) Teil von Eckengas Programm aus. Seine eigene Aufzucht mit Mett – typisch Dortmund - Lyrik über das Suppenhuhn „...lasse die Pupillen ruhn/auf nem toten Suppenhuhn“ oder als Zugabe sein geniales Gedicht des über dem Weinverkosten verschmorten Menüs – alles köstlich. Es ist Fritz Eckengas Spezialität, das Alltägliche wiedererkennbar auf den Schild zu heben. Das kann die Autobahn-Klo-Kette Sanifair sein „Sauberkeit ohne Wasser – vielleicht ein Joint Venture mit den Pressschinken-Leuten?“, der quarzende Helmut Schmidt als Lebenshilfe oder der Appell „Wenn du

Nehmwernocheinen? Jasicher! - Foto © Frank Becker
ein deutscher Patriot bist, geh einkaufen!“. „Frage nicht, was dein LIDL für dich tun kann, frage dich, was du für deinen LIDL tun kannst“ ist schon ein echtes Politikum.

Nehmwernocheinen?

Natürlich waren auch die beiden beliebten Handelsreisenden Stromeyer und Hambacher wieder an der schäbigen Bar des schäbigen Vertreter-Hotels in einer öden Stadt irgendwo. Denen hilft seit Jahren nur noch ein Schnäpschen über die Misere hinweg: „Nehmwernocheinen? Jasicher!“ Schnell noch einen Münte, zum Nachlegen: „Wenn Ebbe ist, hat es keinen Sinn, Wasser ins Meer zu pumpen“. Der geht auch immer. „Draußen hängt die Welt in Fetzen, laß uns drinnen Speck ansetzen.“
 
Weitere Informationen unter: www.reclam.de und  www.kunstmann.de sowie www.edition-tiamat.de (da nämlich sind seine meisten Bücher zu haben) und natürlich unter: www.eckenga.de . Einiges über Fritz Eckenga finden Sie auch schon in den Musenblättern.