Batman mit Brummschädel

"Die Fledermaus" in Coburg

von Alexander Hauer
Landestheater Coburg
 
Johann Strauss:  Die Fledermaus


Musikalische Leitung: Georgios Vranos | Inszenierung: Frank-Lorenz Engel | Bühnenbild: Tobias Schunck | Kostüme: Claudia Kuhr | Choreinstudierung: Stefan Meier | Dramaturgie: Kathrin Liebhäuser | Choreographie: Katharina Torwesten | Fotos: Henning Rosenbusch
Besetzung:  Gabriel von Eisenstein: Karsten Münster | Rosalinde: Stefanie Smits | Frank, Gefängnisdirektor: Jason-Nandor Tomory | Prinz Orlofsky: Petra Gruber | Alfred, Gesangslehrer: Benjamin Savoie | Dr. Falke: Marek Reichert | Dr. Blind: Wolfgang Mühlenbeck | Adele, Kammerzofe: Katrin Dieckelt | Ida, Adeles Schwester: Ulrike Barz | Frosch, Gerichtsdiener: Stephan Mertl | Chor des Landestheaters Coburg 
 
Verkaterter Batman
 
Ich mag es eigentlich nicht, wenn die Ouvertüre bebildert wird. Wenn man aber einen Ausnahmedarsteller wie Marek Reichert als verkaterten Falke im Batmankostüm mit passender Boxershorts und die drei kurzberockten Manga Schoolgirls hat, die den armen Rechtsanwalt necken und quälen, hat es durchaus Sinn, die Vorgeschichte der “Fledermaus“ einmal auf die Bühne zu bringen.
Ja und damit war es auch klar, Frank-Lorenz Engel läßt seine Fledermaus nicht im 19. Jahrhundert spielen, sonder transponiert die Handlung weg aus Baden bei Wien ins Frankenland der Jetztzeit. Und damit waren auch alle Änderungen vom Original abgehakt. Was blieb, war eine grandiose Operetteninterpretation, sowohl szenisch als auch musikalisch. Gleich zu Beginn ließen Georgios Vranos und das Philharmonische Orchester die Champagnerkorken knallen. Im klugen Bühnenbild von Tobias Schunck und den ansprechenden Kostümen von Claudia Kuhr entwickelte Frank-Lorenz Engel zusammen mir seinem Ensemble dieses Spiel um Liebe und Betrug.
 
Hervorragend besetzt

Petra Gruber, Karsten Münster - Foto © Henning Rosenbusch
 
Müßig wäre es im Grunde, Einzelne im Ensemble hervorzuheben, so stimmig ja geradezu perfekt sind die Darsteller von den Hauptpartien bis hin zu den Nebenrollen. Dennoch seien einige besonders erwähnt. Als erstes sei die Adele, Katrin Dieckelt, genannt. Ihr leichter Sopran erreicht scheinbar mühelos die höchsten Koloraturen, ihr gefälliges Spiel ergänzt ihre Rolleninterpretation des aufstrebenden Stubenmädchens. Ihr Dienstherr Gabriel von Eisenstein, ein dauergeiler, fremdgehender Choleriker findet in Karsten Münster den idealen Darsteller. Stimmlich sicher, voll Spielfreude gibt er den Pseudolebemann aufs Beste. Stefanie Smits als Rosalinde gibt die enttäuschte Gattin, die aber auch jede Gelegenheit nutzt, ihren Gatten zu hintergehen. Ihr Csardas im zweiten Akt setzt Maßstäbe. Bliebe dann noch Petra Gruber. Ihre Deutung des Prinzen Orlofsky läßt keine Wünsche offen. Stimmlich top gibt sie dieses zwittrige Wesen auch als Person gespalten. Zusammen mit Engel entwickelt sie die Rolle sehr zweideutig. Ist sie der gelangweilte, adlige Russe oder ist sie mehr eine sadistische Puffmutter mit „Kesser Vater“- Allüren? Beide geben, Gott sei Dank, keine eindeutige Antwort darauf.
 
Partiturnah und saftig
 
Engel und Vranos entwickeln die Operette sehr partiturnah, lassen sich auf die Erotik der Musik ein

Stephan Mertl - Foto © Henning Rosenbusch
und unterstützen sie mit geballten saftigen Bildern. Just in dem Moment, in dem der zweite Akt seinem Höhepunkt entgegen eilt, nach dem wunderbaren „Du und Du“ Walzer, sensationell der Chor des Landestheaters unter Stefan Meier, entläßt der Regisseur sein Publikum in die Pause. Jeder weiß, was jetzt kommt, und die Darstellung dessen überläßt man besser der Fantasie des Zuschauers.
 
Im Finale des zweiten Akts dreht sich die Bühne einmal mehr und dann kommt’s ganz dicke. Stephan Mertls Ein-Mann-Show als Frosch. Mertl, stets eine sichere Bank im Coburger Schauspielensemble, begibt sich hier auf das dünne Eis des Dritten-Akt- Komikers: es wurde eine weitere Sensation in dieser an Höhepunkten so reichen Inszenierung. Engel verläßt sich auch hier auf altbewährte Gags und auf seinen überragenden Darsteller. Im Finale ultimo berauscht der Champagner noch einmal alle, die Solisten, den Chor, das liebevoll choreographierte Ballett unter Katharina Torwesten, und die Statisterie. Unter rauschendem Beifall endete ein Abend, der gut und gerne doppelt so lange hätte sein können.

Weitere Informationen und Trailer unter: www.landestheater-coburg.de/

Redaktion: Frank Becker