Neues vom genialen Grenzgänger

Curtis Stigers - "Lost in Dreams"

von Frank Becker
Daddy `s coming home...

Gestern stellte ich Ihnen zur Einstimmung das etwas ältere Album "I think it´s going to rain today" des sensiblen Jazz-Sängers und Tenoristen Curtis Stigers aus dem Jahr 2005 vor. Stigers, ein alter Hase im Business, der im Popgeschäft groß wurde und erst spät zum Jazz wechselte verfügt über eine dieser heute so rar gewordenen Stimmen, die das elegante Crooning ebenso beherrschen wie
den rauhen, kehligen Blues und den kunstvoll spröden Jazz-Sound, den u.a. auch Chet Baker hatte. Das neue Album "Lost in Dreams" unterstreicht diesen Rang einmal mehr.

Wieder überschreitet Stigers gekonnt und mit mächtig viel Soul alle Genre-Grenzen, läßt Raum für Rhythm `n Blues, Country, Pop- Elemente und zeigt sich auch wieder als grandioser Chanson-Sänger. Sich selbst ist er ein ebenbürtiger Tenorsaxophonist. Die Mannschaft ist im Vergleich zu "I think..." bis auf den bewährten Trompeter John Sneider, auch die Arrangements geschrieben hat, neu. Die Mischung aus Standards wie "My Funny Valentine", "Bye Bye Blackbird" und "In the Wee Small Hours of the Morning" mit Pop-Adaptionen ("Vera", "Jealous Guy", "Cold", "Daddy `s Coming Home") ist bekömmlich, ja raffiniert und hebt dieses Album erneut aus der Masse heraus. Pop wird Jazz, Jazz wird Country, Old und New Time verschmelzen unter dem markanten
Vortrag und Timing von Curtis Stigers.

"My Funny Valentine" eines der meistinterpretierten Stücke der Jazzgeschichte bekommt hier die Zärtlichkeit, tiefe Seele und typische Brüchigkeit Chet Bakers, ohne ihn zu kopieren, in "Bye Bye Blackbird" ist Seelenverwandtschaft zu Tom Gäbel ebenso unüberhörbar wie bei " In the Wee Small Hours of the Morning", das einer der großen Erfolge des unvergleichlichen Frank Sinatra war. Das geht unter die Haut. Das geschieht auch mit dem zärtlichen "The Dreams of Yesterday". Curtis Stigers Tribut an Vera Lynn/ Pink Floyd läßt den oben apostrophierten eleganten Crooner hören.  Matthew Fries am Klavier, Drummer Keith Hall, Cliff Schmitt am Kontrabaß und John Sneider an der gestopften Trompete macht das offensichtlich ebensoviel Spaß. Ein ganz feiners Album!

Beispielbild

Curtis Stigers
Lost in Dreams

Curtis Stigers – Gesang, Tenorsaxophon
John 'Scrapper' Sneider - Trompete, Glockenspiel
Matthew Fries – Klavier, Wurlitzer
Cliff Schmitt - Kontrabaß
Keith Hall - Schlagzeug
Arrangements: John 'Scrapper' Sneider

(P) + © 2009 Concord Records / Universal

Titel:
1. Cold 5:48
2. You've Got the Fever 3:48
3. Medley: Vera/We’ll Meet Again 4:16
4. The Dreams of Yesterday 4:18
5. Jealous Guy 5:09
6. My Funny Valentine 5:57
7. Daddy’s Coming Home 4:11
8. Bye Bye Blackbird 3:57
9. Reason for Our Love 3:23
10. Dirty Water 4:47
11. Feels Right 3:29
12. In the Wee Small Hours of the Morning 4:33

Gesamtzeit:  54:05

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