Mertes und die Sicherheit

von Horst Wolf Müller

Foto © Rainer Sturm / Pixelio
Security
 

Mertes:
Anna, ich hab mich auf dem Stadthaus beraten lassen, im Dezernat lokale Sicherheit und du kannst es glauben oder nicht, eine fundamentale Sicherheit gibt es nicht.
Du kannst Panzerglas in die Fenster einbauen, du kannst kleine Kellerfenster mit Eisenstäben vergittern, du kannst Sirenen einbauen oder irgendwelche Heulbojen, du kannst Kameras installieren, die dir ganze Krimis abliefern, hoch auflösende Bilder, du kannst Bänder laufen lassen, auf denen Hunde kläffen und jaulen, ganz gegen den Trend, der momentan zum Kleinsthund geht, richtige Rottweilerstimmen, vor denen du selber erschrickst, du kriegst eine 100-prozentige Sicherheit nicht in dein Haus rein, wenn es einen begehrenswerten Eindruck macht.
Wenn das Haus leer ist, werden sie auch rein gehen, weil das Profibanden aus Rumänien sind, die aber kein Buch von Herta Müller gelesen haben und nicht warten wollen, bis ein Erdbeben ihnen den Zugang zu diesen Wohlstandshäusern verschafft.
 
Ich sage zu dem Berater, Jung weeßte wat? Ich bau die ganzen Wertsachen wie Computer, Digitalbox, Indianerschmuck, Nerz und Chinchillapelz im Wohnzimmer als Scheiterhaufen auf, vor dem Kamin, und schreib einen Begleitbrief:
Meine Herren, ehe Sie mir die Wohnung total demolieren, habe ich Ihnen meine Kostbarkeiten, deren Wert etwa 10 000 Euro (umgerechnet 16 000 Dollar) beträgt, im zentralen Raum des Hauses zusammengetragen, verlange aber, daß Sie den Empfang quittieren.
Da brauchste nicht zu lachen, ich meine das wirklich. Und den impressionistischen Schinken häng ich auch gleich mit auf, damit sie mir nicht die Tapeten ruinieren.
Noch lieber wär mir natürlich, wenn du mit deiner Familie, die Kinder ausgenommen, in das Haus einziehen würdest für die zwei Wochen, wo ich in der Karibik kreuze, oder aber ich bestelle mir beim Jugendamt einen Trupp Kampftrinker oder sonstige Chaoten, die dann mit Spirituosen und dergleichen gut ausgerüstet werden und im Garten zelten dürfen, vielleicht auch mal mit zwei räudigen Tölen im Verbund, wer weeß.
 
Ich kreuze unterdessen sorglos vor den Pyramiden und bummle durch Jerusalem.
Was meenste? Unser Haus lockt die nicht? Weil et unverputzt ist? Braune Backsteine machen die Balkanbrüder nicht begehrlich?
Weil die nix von Eifelrenaissance verstonn?
Mann, wat soll ich den Leuten bieten.
Der Pöttering hat schwarze Lavaziegel in sein Haus eingebaut, und sie hand dreimal bei ihm Bruch jemaat. Was wollt ihr Ganove eigentlich noch?
Der Karl in Hamburg hat ja den besten Trick ausgeheckt, der läßt sein Haus an der Elbchaussee überhaupt niemals leer stehen.
Wenn er verreist, engagiert er zwei oder drei Strichmädchen, die dann im Hause wohnen und High Life machen, mit Festbeleuchtung und Pinot, dazu Oldie-Musik, du glaubst nicht, wie das abschreckt.
Am stärksten wirkt der Schlager von der roten Laterne von Sankt Pauli.
 
 
 
© Horst Wolf Müller