Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald (4)

Eine historische Richtigstellung

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Die Varusniederlage
oder
Die Schlacht im oder am
Teutoburger Wald
oder
Die Schlacht um die Schlacht
das ist
Die reine rheinische Wahrheit




L
iebe Leser, liebe Musenblätter-Freunde,

Ihre Geduld und Treue führt Sie nun unmittelbar auf die Auflösung zu, wie und was sich damals im, am oder um den Teutoburger Wald zugetragen hat und was die daraus resultierenden politischen, historischen, kulturgeschichtlichen und geographischen Folgen waren. 


Hermännchen also kam nach Rom, wurde römischer Staatsbürger und zum Schein römischer Offizier, sein Deckname war Arminius, wie gesagt. Er hat sich nun nach oben gedient, alles mit einem Ziel vor Augen: den Moment abzuwarten, wo er die Römer mit ihren eigenen Waffen schlagen wird, nur wo, das wußte er noch nicht.
Nun war der Plan folgender: Hermann sollte als Cheruskerfürst und scheinbarer römischer Offizier heimlich die Völker in NRW hinter sich bringen: die Chatten, die Brukterer, die Chauken und die Marser, also die Lipper, die Ostwestfalen, die Sauerländer und die Rheinländer (inklusive der Bergischen), was ihm auch gelang und zwar vollkommen. Deshalb könnte man die Varusschlacht quasi als Gründungsversammlung und Geburtsstunde von NRW sehen, unter rheinischer Führung quasi. Und dann sollte zugeschlagen werden.

Nur: da war nirgends ein Niedersachse zu sehen, zumindest wird nix davon berichtet und gefunden hat man bei den Ausgrabungen auch keinen. Also: Osnabrück! Kalkriese! Ph! Dat wüßt ich ewwer!
Es hat auch alles geklappt. Im Frühherbst des Jahres 9 war er mit seinem Chef, dem Publius Quinctilius Varus im Weserbergland - was die dort gesucht haben ist bis heute rätselhaft, vielleicht waren die zur Kur dort, wegen Winseln an der Lues, wer weiß - und sollten jetzt zurück ins Winterlager, von dem kein Historiker weiß, wo es war, ich werde auch diese Wissenslücke füllen.
Nun war das mit dem Arminius so: der war schon ein ziemlich intelligentes Bürschchen, er machte gleich eine steile römische Kariere, dahingegen sein Bruder Flavus (der Blonde) nicht so direkt.
Velleius schreibt über Arminius, er sei „tüchtig im Kampf und rasch in seinem Denken, ein beweglicherer Geist, als es die Barbaren gewöhnlich sind“. Dagegen blieb Flavus ein schlichter Unteroffizier, der Auszeichnungen gesammelt hat und stolz auf sie war - er gehörte im Gegensatz zu Arminius zur römischen Abteilung der Familie. Auszeichnungen sammeln! Ph! Da sieht man ihn ja vor sich stehen, irgendeinen römischen Schießprügel überm Arm und hinter ihm an der Wand der Bilderrahmen mit den SPQR-Abzeichen unter Glas. Und dann steht da drunter: Smyrna 1 n.Chr., Gallipoli 3 n.Chr., Stalingrad 3 n.Chr. und Bramsche-Kalkriese 9 n.Chr. und er guckt zahnlos aber glücklich in die Kamera! Das druckt doch noch nicht mal die Paderborner Bäckerblume ab, oder?! Dagegen Arminius!  Arminius war römischer Staatsbürger und hatte Ritterrang, das war schon was! Deshalb hatte er auch das Vertrauen vom Varus, weil der Arminius als richtiger Römer galt, der sich obendrein in der komischen Gegend da auskannte. Deshalb ist es ja so schwer, zu sagen, was das denn nun war: eine Schlacht oder eine Meuterei. Denn: gut, der Arminius hat sie fertig gemacht und 19.000 Legionären die Gurgel aufgeschlitzt, in Ordnung, es war Krieg, da hat man das schon mal. Andererseits war er da noch Römer, das heißt: das war Meuterei! Und tatsächlich galt er den Römern in erster Linie als Verräter und nicht als aufständischer Gegner. Jot. 

In dieser ganzen Frage: pro Römer oder nicht, war die Familie ein bißchen auseinandergefallen. Segimer und Arminius mit Thusnelda anti Rom, Segestes, der Vater von Thusnelda und Flavus pro Rom. Da hatten wir folgenden Fall – etwas, was in Korsika oder Sardinien zu jahrhundertelangen Blutrachen geführt hätte, woran man merkt, daß der Ostwestfale doch ein recht friedlicher Mensch ist - Arminius war scharf auf Thusnelda. Der Vater Segestes hatte sie aber schon einem anderen versprochen. Daraufhin raubt Arminius die Schöne und fertig. Thusnelda wird schwanger, Segestes holt sie sich dennoch zurück. Arminius läuft jetzt - 15 nach Christis - Sturm gegen die Burg vom Segestes, erfolglos, weil die Römer den Alten befreien. Folge: Segestes geht nach Rom, aber als Sieger und Thusnelda mit ihrem mittlerweile geborenen Sohn Thumelicus und ihrem Bruder Segimund als Gefangene.
In Rom nun sitzen am 26. Mai 17 nach Christus, was nach heutiger Rechnung ein Mittwoch war und fast Vollmond hatten wir auch, da sitzen also der Segestus und der Flavus fett auf der Ehrentribühne im VIP-Bereich direkt neben dem Imperator, der dem Germanicus einen Triumphzug ohnegleichen beschert, in dem, halten Sie sich fest, Thusnelda, ihr Bruder und ihr neugeborenes Kind als Gefangene durch Rom gehetzt wurden. Wahrscheinlich hat er noch gewunken: „Huhu, Thussi, Hier bin ich?!“, der Drecksack. Och, is doch wahr. Und was is? Von der Thusnelda ist gerade mal ein Schimpfwort übriggeblieben: die Tussi! Das ist doch auch nicht richtig, oder? Den Arminius hats auch bös erwischt, der ist von der eigenen Sippe meuchlings gemeuchelt worden, na gut, wie, wenn nicht meuchlings, sollte man auch gemeuchelt werden!

Der Rest ist schnell erzählt: Wo auch immer - die Schlacht wurde geschlagen und die Römer waren fertig mit der Welt. Augustus rasierte sich einige Monate lang nicht mehr, er ließ sich die Haare wachsen und verwahrloste zusehends. Seinen dreckigen Schädel stieß er dann - aber sicher nur, wenn ihm einer zusah - gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, redde legiones!“, was man halt so sagt, wenn man weiß, daß das für die Nachwelt aufgeschrieben wird und überhaupt!
Ein paar Jahre später war Germanicus am Tatort um ein bißchen nach dem Rechten zu schauen und hatte keinen schönen Anblick: bleichende Knochen, wohin man guckt, zerbrochene Waffen und Pferdegerippe und an allen Bäumen hingen angenagelte Menschenschädel. So beschreibt es Cassius Dio. Und weiter erzählt er:
„Und Überlebende dieser Niederlage, der Schlacht oder der Gefangenschaft entronnen, erzählten, hier seien die Legaten gefallen, dort die Adler geraubt worden; sie zeigten, wo dem Varus die erste Wunde beigebracht wurde, wo er durch seine unselige Rechte mit eigenem Stoß den Tod gefunden habe; auf welcher Erhöhung Arminius zum Heer gesprochen, wie viele Galgen für die Gefangenen, was für Martergruben es gegeben und wie er mit den Feldzeichen und Adlern voller Übermut seinen Spott getrieben habe.“
Nun ist es aber an der zeit, die Spannung zu lösen und Ihnen zu sagen, wie es wirklich war:
Wer die Helme in Bramsche Kalkriese vergraben hat, wir wissen es nicht. Wir wissen nur eines: daß die Karnevalisten sich natürlich nicht mehr mucksen konnten, als im Sommer 1987 die Helme ausgegraben wurden, die der Dr. Klaus Grewe freigepinkelt hatte, weil das doch ziemliche Verwicklungen erzeugt hätte. So sind es alle zufrieden, zumindest in Niedersachsen: das Zeug ist als echt anerkannt und fertig. Wenn Sie allerdings mal in das Museum gehen und da den Spiegel in die Vitrine unter die Helme halten, dann sehen Sie, was da steht: da steht „Kostümverleih Schmitz Deutzer Freiheit Nr. 7 Köln!“
Und so war das Ende der drei Legionen:
Die Marschroute von Varus und den Römern Richtung Winterlager war klar: vom Weserbergland ging es erstmal nach Höxter und von da über Altenbeken, Paderborn (römisch: Fons Padrae) und Salzkotten (Casa Salsa) nach Erwitte Süd - Ja, so hieß das damals.
Nach dem Lager vom Varus aber und - in diesem Falle - seiner 19. Legion, die ja in Haltern stationiert war, hat Erwitte Süd einen neuen Namen bekommen, das war nämlich so: Die römischen Offiziere hatten das Recht, etwas Privateigentum mitnehmen zu dürfen. Das war natürlich um so mehr, je höher so einer im Rang war: ein Optio weniger als ein Centurio und der natürlich weniger als ein Tribun. Der Chef von allem aber, also in unserem Fall der Varus, der durfte z.B. sogar eine Anrichte mitnehmen mit dem privaten Besteck von zu Hause, Teller, Terrinen, Vorlegebesteck etc und oben ein mundgeblasener Glasfisch aus Polen für Obst etc pp. So weit, so gut, nur: das mußte ja auch getragen werden. Im Falle vom Varus wurde die Anrichte, das repositorium cibis apparandis oder rca, wie es im Spediteurslatein hieß, quer durch Europa getragen, ich meine: das muß man sich mal vorstellen: quer durch Europa! Und wer hat die rca getragen? Natürlich die Legionäre! Und die beiden aus der 19. Legion, die mit dieser Aufgabe betreut waren, das waren zwei ganz Besondere, Muskelpakete aus dem Piemont, im Normalberuf Bergsteiger aber auch sonst nix auf der Pfanne, Asti und Ostia hießen sie, das weiß man, weil sie ihre Namen in die Kredenz eingeritzt hatten, die zwei also trugen was das Zeug hielt, von Haltern ins Weserbergland und von da wieder zurück nach Erwitte Süd. Da wurde das Zelt für den Varus aufgebaut und jetzt war natürlich die Frage: „Wo stellen mr dann die Anrichte hin?“. Jetzt war das so: die Offiziere waren ja alle aus alten römischen Adelsfamilien, der Varus auch, der gehörte ja zu den Qunctiliern, JANZ vornehme Leute natürlich, da ist die Gloria von Wurm und Praxis der reinste Prol dagegen, und so sprachen die natürlich auch: immer ein bißchen vörnöhm, versteht sich. Und genau da setzte der Spott on Asti und Ostia ein: sie parodierten den Chef und fragten „Wö könnön wör dö Anröchte öbstöllön?“ und deshalb heißt der Ort seitdem nicht mehr Erwitte Süd sondern Erwitte - Anröchte! Äh...! 

Also: Ob man jetzt über Warstein (Lapis Veritatis) weiterzog oder über Soest (Ita Est), ist nicht ganz sicher. Sicher ist, daß Varus über Werl (Quis L?), Iserlohn (Praemium Ferreum) und Leverkusen (Suavis Cognatus) zog und dort über den Rhein wollte. Ziel war Aachen (Aquae Grani oder Aquisgranum), wo sich die Legionäre in den warmen Thermalbädern von Burtscheid und in den Armen leckerer Eifeler Mädchen in der Antoniusstrasse erholen sollten. Hinter Leverkusen jedoch verirrte sich der wackere Feldherr - die rheinischen Freunde hatten falsche Markierungen angebracht, dergestalt, daß Varus und seine Legionen über Flittard und Rösrath (Consilium Rosae) an die Agger geführt wurden, direkt ins Dickicht hinter Lohmar (Flamma Maritima), ins berühmte Lohmarer Wäldchen. Und zwar genau dahin, wo die A 3, von Köln kommend, die große Linkskurve macht und man rechts unter der Autobahn die feststehenden Wohnwagen an der Agger stehen sieht, was übrigens herrlich sein muß: du steigst halb erfroren aus dem Wohnwagen in den morgendlichen Nebel, hinter dir die Agger, vor / über dir die Autobahn, näher an der Natur geht nicht!
Dort schlugen Arminius, bzw. Hermann, wie er sich jetzt wieder nannte, und seine 6000 Widerstandskämpfer zu: sie bildeten die Vorhut, weil sie ortskundig waren, lockten die Römer in sumpfiges Gelände, verschwanden im Gebüsch und griffen die römische Nachhut an.
Genau so wie im Asterix, wo die Vorhut meldet, daß die Nachhut angegriffen wird, worauf der verwirrte Offizier den Befehl gibt: „Wenn die Nachhut sich vorgesehen hätte, dann wäre die Vorhut jetzt nicht die Nachhut. Zurück zur Nachhut und Vorhut marsch!“.
Damit aber nicht genug der List: sie griffen sie in römischen Uniformen an! Und das war der Hit.
Man sieht da ja förmlich die verwirrten Römer mit offenem Munde im Sumpf herumstehen „Ja, Moment! Steck mal das Schwert weg, du bist doch Römer wie...“ weiter kam er nicht, da lag er schon dahingemetzelt im Sumpf. Grandios. Die haben quasi von oben von der Autobahn aus die Römer unten fertig gemacht. Genial! Und weil et so schön war, haben der Hermann und seine Cherusker ihre Wohnwagen aufgebockt und sind da geblieben, bis heute. Gucken Sie sich die Wohnwagen an der Agger mal an, da haben sie den Beweis!

Die Varusschlacht, meine sehr verehrten Damen und Herren, fand also bei Siegburg am berühmten Lohmarer Wäldchen an der Agger statt, weil: da sieht es heute noch so aus, als hätten die Germanen gestern noch die Römer verhackstückt, so weit weg vom Teutoburger Wald isset ja auch nicht, wo immer der auch gewesen sein mag, und: das Lohmarer Wäldchen ist im Umkreis von ca. 370 km der einzige Ort, an dem keine Römerfunde zu verzeichnen sind. Und das ist der entscheidende Beweis, weil: er hat die Römer in die Agger geworfen, von da wurden sie in die Sieg und von da in den Rhein getragen und vom Rhein hinter Rotterdam in die Nordsee gespült. Dort sollte man suchen, wenn man Näheres über die Varusschlacht wissen will. Nur wo keine Römerleichen und -funde zu finden sind, kann die Varusschlacht stattgefunden haben! Deshalb ist das Lohmarer Wäldchen der einzige Ort, wo die Schlacht hat stattfinden können.
 
Als das  Morden war zu Ende,
rieb Fürst Hermann sich die Hände,
und um seinen Sieg zu weih´n,
lud er die Cherusker ein
zu 'nem großen Frühstück.
 
Wild gab´s und westfäl´schen Schinken
Bier, soviel sie wollten trinken
Auch im Zechen blieb er Held
Doch auch seine Frau Thusneld
soff als wie ein Hausknecht
 
Nur in Rom war man nicht heiter,
Sondern kaufte Trauerkleider;
G´rade als beim Mittagsmahl
Augustus saß im Kaisersaal,
kam die Trauerbotschaft.
 
Erst blieb ihm vor jähem Schrecken
ein Stück Pfau im Halse stecken,
Dann geriet er außer sich
und schrie: "Vare, schäme dich
Redde legiones!"
 
Sein deutscher Sklave, Schmidt geheißen
Dacht´: Euch soll das Mäusle beißen
Wenn er sie je wieder kriegt
denn wer einmal tot daliegt
wird nicht mehr lebendig
 
Wem ist dieses Lied gelungen?
Ein Studente hat´s gesungen
in Westfalen trank er viel
drum aus Nationalgefühl
hat er´s angefertigt
 
Und zu Ehren der Geschichten
tat ein Denkmal man errichten,
Deutschlands Kraft und Einigkeit
kündet es jetzt weit und breit:
"Mögen sie nur kommen!"
 
Endlich nach so vielen Mühen
ist von Bandels Werk gediehen
Hermann ist jetzt aufgestellt
zusammen kommt die ganz Welt
in dem lippschen Reiche
 
Text: Victor von Scheffel, 1847 (letzte Strophe in " Feuerwehrliederbuch ",  die Strophe mit dem westfälischen Schinken scheint auch später hinzu gedichtet worden zu sein)
Musik: nach der Melodie "Kriegers Lust , Fest - Marsch" , von Josef Gungl (1810 - 1899)


So, dat woret. Wissense jetzt Bescheid? Falls nicht, bitte nochmal von vorne - die Musenblätter lassen die janze Jeschichte im Netz stonn, för Sie, för dat Sie dat noch ens nachschlagen können.

Ihr
Konrad Beikircher


© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2010
Redaktion: Frank Becker