Kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann?

Theater Hagen mit einer Inszenierung des Erfolgs-Musicals „My Fair Lady“

von Frank Becker
Kann eine Frau nicht
so sein wie ein Mann?
 
Theater Hagen mit einer Inszenierung des Erfolgs-Musicals „My Fair Lady“
 
Regie: Norbert Hilchenbach – Musikalische Leitung: Wolfgang Müller-Salow – Choreographie: Ricardo Viviani – Bühne: Peer Palmowski – Kostüme: Christiane Luz – Dramaturgie: Thilo Borowczak
Besetzung: Tanja Schun (Eliza Doolittle) – Hartmut Volle (Henry Higgins) – Thomas Weber-Schallauer (Oberst Pickering) – Werner Hahn (Alfred P. Doolittle) – Jeffery Krueger (Freddy Eynsford-Hill) – Birgit Zamulo (Mrs. Higgins) – Kristina Günther-Vieweg (Mrs. Pearce) u.a.m.
 
 
Publikums-Renner

Hagen/Remscheid. Seit 54 Jahren ist Alan Jay Lerners/Frederick Loewes Broadway-Musical „My Fair Lady“ nach G.B. Shaws Vorlage „Pygmalion“ ein Publikums-Renner ohnegleichen. Mit seinen unsterblichen Melodien und Ohrwurm-Songs hat es wohl schon jeden von uns erreicht, oder haben Sie nicht schon irgendwann „Ich hätt´ getanzt heut´ Nacht“, „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühn“ oder „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ vor sich hingesummt? Das Theater Hagen gastierte am vergangenen Samstag im Remscheider Stadttheater mit einer noch frischen (Premiere 27. Februar), spritzigen Inszenierung von Norbert Hilchenbach.
 
Gisela Schlüters Wiederauferstehung
 
Die Geschichte der ungehobelten Blumenverkäuferin Eliza Doolittle - Tanja Schun, authentisch berlinernd, mit gefälligem Sopran dem komischem Talent und dem Redefluß  einer Gisela Schlüter ausgestattet, die als arrogantes Experiment des Sprachforschers Henry Higgins (charismatisch: Hartmut Volle) vom Dreckspatz zur Lady umerzogen wird, garantiert beste Unterhaltung. Schuns „Wart nur ab, Henry Higgins“ verspricht, was der Abend schließlich auch hält. Evergreens wie die oben genannten und „Mit nem kleenen Stückchen Glück“, „Bringt mich pünktlich zum Altar“ und „Kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann“ pfeift wirklich jeder Spatz vom Dach.
 
Ein Ekelpaket und eine Olympia in Ascot
 
In dem schlichten, doch sehr stimmungs- und wirkungsvollen Bühnenbild von Peer Palmowski gibt Hartmut Volle hervorragend den Übergang vom überheblichen Polterkopf und notorischen Junggesellen zum widerwillig verliebten Mann, vom Ekelpaket zum „Pantoffelhelden“. Thomas Weber-Schallauer in der Rolle des ausgleichenden Oberst Pickering vereint feingliedrige Eleganz und pointierten Humor. Zur Paradenummer Tanja Schuns wird ihr Auftritt als „Retorten-Lady“ beim Rennen in Ascot: sie setzt Shaws satirischen Schlag gegen die feine Gesellschaft als Inkarnation der Hoffmannschen „Olympia“ um. In der ausgelassenen Nummer „Es grünt so grün...“ brilliert das Trio Schun/Volle/ Weber-Schallauer temperamentvoll. Werner Hahn als redegewandter Müllkutscher Alfred P. Doolittle kann in überbetonter Grobheit nicht annähernd aufschließen. Marginal, wen auch nicht unsympathisch bleibt Jeffery Krueger als Freddy, sehr sympathisch Birgit Zamulo als Mrs. Higgins, ebenso Christina Günther-Vieweg als nachsichtig-resolute Haushälterin Mrs. Pearse.
 
Kurzweiliges Theater
 
Mit schöner Choreographie (Ricardo Viviani), schnellem Bildwechsel (immerhin 14 Bilder in drei Stunden), dem klangschönen Opernchor des Theaters Hagen und in den Kostümen von Christiane Luz hielt die Inszenierung den Pegel der Unterhaltung stets hoch. Allerdings nahm das Orchester unter Wolfgang Müller-Salow nicht immer Rücksicht auf die Sänger und schon gar nicht auf gesprochene Passagen. Da fehlte es an geschmeidiger Eleganz und es wurde manches Wort aus dem Graben heraus erschlagen. Dennoch: ein unterhaltsamer, kurzweiliger Theaterabend.
 
Weitere Informationen unter: www.theater.hagen.de