Todestag von Gustav Lindemann
jährte sich zum 50. Mal Gedenkfeier am Donnerstag auf dem
Nordfriedhof in Düsseldorf Düsseldorf - Gustav Lindemann, Theaterleiter, Regisseur, Schauspieler, Mitbegründer des Schauspielhauses und Gründungsvater des Theatermuseums in Düsseldorf, starb vor 50 Jahren. Mitarbeiter des Theatermuseums und Mitglieder des Freundeskreises trafen sich aus diesem Anlaß am vergangenen Donnerstag, dem Todestag zu einer Gedenkfeier am Ehrengrab auf dem Nordfriedhof in der NRW-Landeshauptstadt. Lindemann überzeugte unter anderem durch die Übernahme zahlreicher gewichtiger Regiearbeiten und tragender Charakterrollen in den Anfängen des Düsseldorfer Schauspielhauses. Seine "Faust"-Inszenierungen (1908, 1916, 1932), die auch in Berlin Furore machten und "Henrik Ibsen" als zentraler Schwerpunkt des Düsseldorfer Spielplans hatten ihren Einfluß in der deutschen Theaterentwicklung.
Für das Theatermuseum wurde Lindemann zum Gründungsvater, als er der Stadt Düsseldorf 1947 mit dem Dumont-Lindemann-Archiv einen theaterhistorischen Schatz von nationaler Bedeutung überreichte, der auch heute noch – neben dem Bestand zu Gustaf Gründgens und Karl Heinz Stroux – den wesentlichen Kern der Museumssammlungen ausmacht. Am 24. August 1872 wurde Gustav Lindemann als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Danzig geboren. Theaterbesuche weckten früh sein Interesse am Bühnengeschehen. Seine Ausbildung erhielt er an der "Berliner Bühnenschule". Erste Stationen seiner Direktorenlaufbahn waren Graudenz und Marienwerder. Doch die Qualität einer Provinzbühne ließ sich nicht mit seinen künstlerischen Ansprüchen vereinbaren. So gründete er 1900 die "Ibsen-Tournee", aus der sich bald die "Internationale Tournee Gustav Lindemann" entwickelte. 1903 gelang es ihm, mit Louise Dumont eine der ersten Berliner Schauspielerinnen zu engagieren. Es stellte sich bald heraus, daß auch Louise Dumont seit Jahren das Ziel eines eigenen Theaters verfolgte. Es sollte frei sein vom Epigonentum des 19. Jahrhunderts, aber auch von den Mängeln der zeitgenössischen naturalistischen Spielweise. Die Entscheidung für den Standort Düsseldorf folgte durchaus modernen, kultursoziologischen Argumenten – die Ausstrahlung des neuen Theaters in die Rhein-Ruhr-Region gab den Ausschlag. Im Oktober 1905 wurde das Haus eröffnet. Unter den veränderten nationalsozialistischen Machtverhältnissen blieb für Lindemann kein wirklicher Spielraum, auch wenn es ihm gelang, seine jüdische Herkunft vor den lokalen Machthabern zu verschleiern. In dieser hoffnungslosen Lage zog sich Lindemann auf sein Landgut Sonnenholz bei Rosenheim zurück. Gerade die starke innere Bindung an die 1932 verstorbene Gattin Louise Dumont wurde für Lindemann zum Antrieb für seine Aufbauarbeit des Theaterarchivs. Er entwickelte ab 1938 einen regelrechten "Louisen-Kult".
Bis in die Kriegsjahre hinein traf sich an ihrem Geburtstag eine kleine Zahl von Freunden und Verehrern. Dem Einsatz Lindemanns und seines späteren Mitarbeiters Gottfried Hedler ist es zu verdanken, dass die bedeutende Sammlung theaterhistorischer Dokumente durch eine rechtzeitige Auslagerung den Bombenkrieg überstand. Wenn ihm auch eine glanzvolle Rückkehr auf die Bühne versagt blieb, erhielt er nach 1945 doch manche Ehrung und Aufgabe als Anerkennung für sein Lebenswerk. Er war Mitbegründer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft kultureller Organisationen in Düsseldorf. 1947 erhielt er von der Landesregierung den Professorentitel. 1952 verlieh man ihm das Große Bundesverdienstkreuz, im selben Jahr erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Düsseldorf.
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