Fremdenverkehr mit Einheimischen

Fritz Eckenga am 21.05.2010 in der Kattwinkelschen Fabrik, Wermelskirchen

Red.

Foto © Philipp Wente
21.05.2010
Kattwinkelsche Fabrik, Wermelskirchen

Fritz Eckenga
 
Fremdenverkehr mit Einheimischen
 
Der unvermeidliche Mitmensch nebenan nennt sich Nachbar. Er besitzt keine guten Manieren, dafür aber schweres Gerät. Seine Spezialität ist der offene Durchbruch. Wenn er Nähe sucht, benutzt er nicht die Türklingel, sondern die Trennflex. Bei seinen aufdringlichen Versuchen, sich in fremde Leben einzumischen, hat er sich das eigene schon öfter genommen. Das ist aber kein Problem für den Nachbarn, er ist untot. Er ersteht immer wieder auf. Jeden Tag. Oft noch vor den frühen Vögeln. Es gibt also gute Gründe dafür, zeitig außer Haus zu gehen. Doch auch die vorsichtige Expedition in den Nahbereich der Gegenwart birgt die Gefahr, sofort wieder außer sich zu geraten. Der Gang vor die Tür schützt nicht vor dem vermeintlichen Gedankengang der anderen. Irgendeiner emittiert einem immer was ins Dasein.

Zum Glück aber ist hier wie dort Fritz Eckenga zur Stelle und hilft sich und uns über die schlimmsten Belästigungen hinweg. Er scheut sich nicht, auch dort zu recherchieren, wo die Glühbirnen verboten, aber die Westerwelles Außenminister werden; wo Menschenmassen Yoghurt zu Quark treten oder in die poröse Röhre einer Stadtunterführung gucken: Der City-Tunnel Unna/Westfalen ist ihm einen Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Welterbes der Menschheit wert. Statt immer nur zu klagen und zu kritteln, denkt er sich lieber ein paar begrüßenswerte Seuchen wie die Schweigegrippe aus.
Wenn es erforderlich ist, bewegt sich Eckenga sogar in Gegenden, die kein menschliches Wesen je vor ihm betreten hat. Aber nur, um dort mit Reinhold Messner dessen Geburtstag zu feiern. In Riemchensandalen, aber ohne Sauerstoffgerät. Beim „Affentanz im Gipfelglanz“ assistieren Frau Sonne und Herr Parbat.
 
Weiteres Personal: Würgen Rüttgers, ein gewisser Hartmut M., zweifelhafte Sportsfreunde wie Oliver Kahn und Cristiano Ronaldo, aber auch einfach nur Jürgen, der Urlaubsangler von Santorin, und sein bester Fang Bettina (mit Hilfe von Retsina).
Huldigungen an die Sprache des Ruhrgebiets: Die Vorzüge der eingeschränkten Beugungspflicht und eine bilinguale Überführung von Shakespeares Sonett 130 von Stratford-upon-Avon nach Duisburch. Die Menschheit giert nach guten Nachrichten? Tja, wenn’s denn unbedingt sein soll. Fritz Eckenga hat so viele davon, daß er sie verkaufen muß.
           
Eintritt Vorverkauf 11.- Euro Abendkasse 14.- Euro
Einlaß 19 Uhr - Beginn 20 Uhr

Kattwinkelsche Fabrik
Kattwinkelstr. 3
42929 Wermelskirchen