Abenteuerurlaub 2010

Eine Sottise

von Sebastian Baldt
Abenteuerurlaub 2010
 
(Es ist was Wahres dran...)
 
Wenn Sie wirklich etwas erleben möchten, bereiten Sie sich doch mal auf einen Abenteuer-Urlaub vor, wie Sie ihn niemals hätten vorstellen können - dagegen sind Bungee-Jumping, River-Rafting oder Canyoning Kindergarten-Spiele – hier wird echtes Abenteuer garantiert. Das geht so:
 
1. Sie gehen jetzt erstmal illegal nach Pakistan, Afghanistan, Irak, Marokko oder in die Türkei. Mit einem anständigen Schleuser – null problemo! Aber Achtung, die nehmen neuerdings keine Euro mehr, sondern lassen sich in Dollar bezahlen. Diese läppischen 500 $ muß Ihnen der Riesenspaß wert sein.
 
2. Sorgen Sie sich nicht um Visa, lokale Gesetze, internationale Gesetze, Immigrationsregeln oder ähnliche lächerliche Vorschriften, die es ab jetzt grundsätzlich zu ignorieren gilt. Als erstes verbrennen Sie mal ihren Paß und sonstige Papiere. Auch den paar Euros sollten Sie nicht nachweinen.
 
3. Wenn Sie dort angekommen sind, fordern Sie umgehend von der lokalen Behörde eine kostenlose medizinische Versorgung für sich und Ihre ganze Familie. Auch bestehen Sie auf neuer Kleidung und lehnen grundsätzlich gebrauchte Klamotten oder Second-Hand Ware ab. Eine Drohung mit Amnesty international sollten Sie ruhig mal wagen, da werden Sie erleben, wie unmittelbar das wirkt.
 
4. Bestehen Sie darauf, daß alle Mitarbeiter bei der pakistanischen, marokkanischen etc. Krankenkasse Deutsch sprechen und daß die Kliniken Ihr Essen und ihre Getränke nur so zubereiten, wie Sie es in Deutschland oder in der Schweiz gewohnt sind. Ähnliches gilt für Getränke. Auch Sie haben ein humanes Anrecht auf Alkohol!
 
5. Bestehen Sie darauf, daß alle Formulare, Anfragen, und Dokumente in Ihre Sprache übersetzt werden. Zeigen Sie keinesfalls, daß Sie etwas Englisch können. Also: „Nix verstehen! Nix verstehen! Nix verstehen!“
 
6. Weisen Sie jede Kritik an Ihrem Verhalten empört und selbstbewußt zurück, indem Sie ausdrücklich betonen: „Das hat mit meiner Kultur und Religion zu tun; davon versteht Ihr nichts. Außerdem habe ich ein Anrecht auf alles!“
 
7. Behalten Sie unbedingt Ihre ursprüngliche Identität und Sitten bei. Hängen Sie eine
Fahne Ihres westlichen Landes ans Fenster (am Auto geht es auch); aber vielleicht nicht gerade die, welche sie noch von ihrem Urgroßvater haben. Kreuze und Kruzifixe aller Größen machen sich nicht nur im Fenster gut, sondern auch im Garten und an der Eingangstür. Da weiß jeder Einheimische gleich, wo er dran ist. Das schafft Freunde und Gleichgesinnte!
 
8. Sprechen Sie sowohl in ihrem nun gewonnenen neuen Zuhause als auch anderswo nur Deutsch und das aber möglichst laut. Sorgen Sie dafür, daß auch Ihre Kinder und Kindeskinder sich ähnlich verhalten.
 
9.  Fordern Sie unbedingt, daß an Schulen und besonders Musikschulen westliche Kultur unterrichtet wird. Beginnen Sie als Vorbild und Klarstellung ihrer Position jeden Tag mit Wagners Walkürenritt, möglichst aus dem Fenster oder vom höchsten Punkt Ihrer Heimstadt mit einem wattstarken Ghettoblaster. Mittags: die „Also-Sprach-Zarathustra“-Fanfare, und der Abend endet selbstverständlich mit den Lisztschen Prelüden.
 
10. Verlangen Sie sofort und bedingungslos einen Führerschein, eine dauerhafte lebenslange Aufenthaltsgenehmigung und was Ihnen sonst noch einfallen könnte; z.B. Freifahrscheine, Bädergratiskarten, oder Sat-TV – sie wollen ja ihren Heimatsender hören uns sehen. Wer kann Ihnen sowas verwehren?
 
11. Lassen Sie sich nicht diskriminieren, bestehen sie auf Ihrem guten Recht, verlangen Sie Kindergeld, Heizkosten- und Bekleidungszuschlag sowie Erstattung der Auslandstelefongebühren – ein Mobiltelefon sollte selbstverständlich sein, sonst können Sie am kulturellen Alltagleben nicht teilnehmen und fallen unangenehm auf.
 
12. Sie sind zwar illegal dort, aber doch ein Mensch mit Mindestansprüchen. Also nix kalte Duschen, schon gar nicht in Gemeinschaftsräumen. Privates WC und Badewanne sollten so einklagbar sein, wie ihr individuelles Wasserbett – europäischer Standard. Nutzen Sie die Gratismöglichkeit, gegen alles und jede Behörde zu klagen, möglichst oft.
 
13. Fahren Sie ohne Autoversicherung. Die ist nur für die Einheimische erforderlich. Sie können ja Auto fahren, auch im alkoholisierten Zustand. Während die Einheimischen ja nun Alkohol überhaupt nicht gewohnt sind.
 
14. Bestehen Sie darauf, Beamte, Polizisten, Gerichte grundsätzlich zu duzen, sich selber aber höflich behandelt und zu respektiert zu sehen, sonst organisieren Sie Protestzüge gegen Ihr Gastland und dessen Einwohner. Unterstellen Sie grundsätzlich Fremdenfeindlichkeit: „Ihr habt also was gegen Ausländer!“ Unterstützen Sie ausnahmslos Gewalt gegen Nicht-Weiße, Nicht-Christen und gegen die jewilige Regierung, die Sie ins Land hineingelassen hat.
 
15. Verlangen Sie, daß Ihre 16 Frauen (Sie nutzen doch hoffentlich die lokalen Gesetze in diesem Sinne) sich selbstverständlich nicht vermummen müssen: Burkas gelten nur für Einheimische!

Viel Glück bei diesem eigentlich wirklich gar nicht so neuen und vielfach bewährten Abenteuer-Urlaub! Er könnte zur bequemen Dauerlösung für Ihre Staats- und Arbeits-Verdrossenheit werden.