Mahnwort aus Berlin

Offen gesagt

von Wolf Christian von Wedel Parlow

Wolf Chr. von Wedel Parlow
Ein erlösendes Wort aus Berlin.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann bedauert, "daß einige Kommunen auch den Kulturetat zur Konsolidierung ihrer Haushalte nutzten". Gerade jetzt, "in Zeiten ... zunehmender Orientierungslosigkeit" sei es wichtiig, dort, "wo Werte vermittelt werden", nicht zu sparen. Es hat lange gedauert, bis sich der Minister, wo er doch schon nicht mit Geld helfen kann, zu diesem Mahnwort durchrang. Ja, leider ist es kein Machtwort, wie sollte es auch.

Wird es die Wuppertaler Stadtspitze dennoch hören - und gehorchen? Zwar darf sie sich freuen, daß ihr listiger Schachzug, die Schließung des Schauspielhauses in die Liste ihrer Sparvorschläge aufzunehmen, nun endlich auch in Berlin Wirkung zeigt. Aber sie hätte sich bestimmt mehr Nachdruck gewünscht. Auch Begleitmusik in Gestalt eines neuen, den Gemeinden mehr Luft lassenden Finanzsystems. Doch Berlin läßt sich Zeit.

Nun ganz ohne Not und Gesichtsverlust die Schließung des Schauspielhauses aus der Liste streichen? Immerhin wurde erst einmal Zeit gewonnen, indem die betreffenden Entscheidungen ins nächste Jahr verschoben wurden. Und von allen Seiten rechnet man vor, daß der Wuppertaler Haushalt mit oder ohne Schauspielhaus im Defizit bleibt, die bisher beschlossenen Einsparungen das 200-Millionen-Defizit nur um 60 Millionen kürzen und die Streichung des Zwei-Millionen-Zuschusses für das Schauspielhaus nur ein Prozent zur Verringerung des Defizits beitragen würde. Ist es das wert, muß man die Stadtoberen fragen.

Also fröhlich in den Untergang? Ja, ein wenig hat die Situation etwas von einem unaufhaltsamen Schlittern in den Abgrund, solange die Stadt nicht an ihr Tafelsilber (WSW, GWG) geht, um den nun bald zwei Milliarden hohen und stündlich weiter wachsenden Schuldenberg abzutragen. Angesichts solcher Ausmaße der städtischen Finanzmisere fehlt es den Sparbemühungen an Ernsthaftigkeit. Nun auch noch Schwimmbäder und das Schauspielhaus zu schließen wäre der reine Hohn.

Bernd Neumann geht noch weiter in seiner Kritik an der kommunalen Sparpolitik: Es sei ja nicht so, "daß kein Geld mehr da ist, sondern es wird anders verteilt": Ein harter Vorwurf, der ein wenig so klingt, als wolle die Stadt den Zwei-Millionen-Zuschuß für das Schauspielhaus in die Erweiterung ihres Fuhrparks stecken. Ganz so korrupt geht es zum Glück nicht zu. Doch etwas Wahres ist dran an dem Vorwurf, man denke nur an das Döppersberg-Projekt. Gewiß, es handelt sich um zwei getrennte Haushalte. Was man in dem einen spart, kann man nicht dem anderen zuführen. Aber so sehr der Stadt ein neues Bahnhofsumfeld zu gönnen wäre, dem Bürger ließe sich nicht vermitteln, wenn sich die Stadt am Döppersberg putzte und gleichzeitig Schwimmbäder und das Schauspielhaus schlösse. Bei den gegenwärtigen Ausmaßen einer stündlich wachsenden Verschuldung steht es Wuppertal besser an, in Lumpen zu gehen.

Wolf Christian von Wedel Parlow