Neues Museum
für ganz alte Knochen im spanischen Burgos Für 70 Millionen Euro wurde in der Geburtsstadt des spanischen Nationalhelden El Cid ein Museum zur Entwicklungsgeschichte des Menschen eröffnet Burgos/Spanien - Der Homo Heidelbergensis, sein Kollege Homo Rodhesiensis und die Überreste anderer vorzeitlicher Huminiden konnten jetzt im spanischen Burgos ihre angestammten Höhlen verlassen und in ein neues, klimatisiertes Domizil umziehen. In der Hauptstadt der Provinz Castilla y León wurde im Beisein der spanischen Königin das Museum zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit eröffnet. Stolze 70 Millionen Euro haben sich die Stadt, die Provinz und die Zentralregierung in Madrid das großzügige und lichte Haus kosten lassen. "Wir rechnen mit rund 300.000 Besuchern jährlich", so die Assistentin des Museumsdirektors, Ouionia Herrero de la Fuente beim ersten Rundgang durch Gebäude.
El Cid und das Weltkulturerbe Burgos
Die am Flußlauf des Rio Arlazon gelegene Stadt Burgos war bislang eher durch ihre gotische
Nach Jahrhunderten der Irrfahrt durch viele spanische Provinzen fanden auch die sterblichen Überreste von El Cid, dessen Kampf gegen die Mauren mit Charlton Heston und Sophia Loren in den Hauptrollen 1961 verfilmt und weltweit in die Kinos kam, seine letzte Ruhestätte. Seit 1927 liegt der Nationalheld an der Seite seiner Frau Dona Jimena in der Kathedrale begraben. Sein Schwert wird im örtlichen Museum präsentiert. Natürlich gibt es ein Hotel, das seinen Namen trägt, ebenso wie einen Platz und selbstverständlich ein Denkmal direkt beim Theatro-Principal. Es zeigt den Helden auf seinem Pferd mit gezogenem Schwert und wehendem Umhang.
El Cids Schwertspitze folgen
Die Schwertspitze zeigt fast auf das quadratisch gebaute Museum auf der anderen Seite des
Eindrucksvolle Präsentation der Fundstücke aus 900.000 Jahren Evolution Gut 200 Original-Fundstücke, einige bis zu 900.000 Jahre alt, präsentiert das neue Museum auf eindrucksvolle Weise. Unter anderem fanden die Forscher - aktuell sind etwa 150 Wissenschaftler in den Felswänden und Höhlenschächten bei der Arbeit - eine Fingerkuppe, Zähne und Teile eines Oberarmes einer Frau. Am Oberarmknochen konnten sie Spuren von Schnitten nachweisen, die auf Kannibalismus unserer Urahnen schließen lassen. "Die Individuen damals haben nicht unterschieden, ob es sich um Fleisch von Tieren oder ihren eigenen Artgenossen handelte. Fleisch war für sie
1994 fanden die Forscher, die jährlich nur etwa fünf Zentimeter der Sedimente vorsichtig mit kleinen Pinzetten und Pinseln abtragen, einen Unterkiefer mit Zähnen, den man als Homo Heidelbergensis identifizierte. Insgesamt stellten sie an dem Fundort dann Knochen- und Schädelreste von 28 verschiedenen Humaniden (menschenähnliche Lebewesen) sicher. Diese Individuen waren zwischen 1,75 und 1,82 Meter groß und bis zu 120 Kilogramm schwer, so Moraza weiter. Derjenige, dessen Unterkiefer gefunden wurde, litt nach den Untersuchungsergebnissen an schwerer Arthrose, war Rechtshänder und hatte zudem eine schwere Gesichtsverletzung.
Unglaublich, was in den Laboren aus so alten Knochenteilen herausgelesen wird. "Diese menschenähnlichen Individuen, die hier in der Sierra von Atapuerca bestmögliche Lebensbedingungen gefunden haben, haben auch schon aufeinander geachtet", so eine Mitarbeiterin an der Ausgrabungsstätte. Wenn etwa einer aus der Gruppe krank wurde, wurde er versorgt. Wenn er starb, brachten ihn die anderen in eine Höhle, vermutlich um ihn vor wilden Tieren zu schützen. Unter anderem wurde hier im Höhlensystem Gran Dolina der vollständigste fossile Schädel aus der Zeit vor dem modernen Homo sapiens gefunden. In der Sima de los Huesos (Knochengrube) fand man in einer niedrigen Kammer die Überreste der 28 Individuen, darunter Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Seite an Seite mit den Urmenschen Über all diese Funde wird im neuen Museum in Burgos informiert. "Wir benutzen Atapuerca, um die
Natürlich haben die Stadtväter von Burgos und die für die Entwicklung der Region zuständigen Experten die Hoffnung, daß mit den erwarteten Besuchern des Museums auch die Wirtschaft angekurbelt wird. Die Stadt an der Pilgerroute des Jakobswegs nach Santiago de Compostella wirbt denn auch mit den Humaniden. Sie finden sich auf den Zuckertütchen im Hotel "Palacio de la Merced", das wunderschön in einem alten Kloster aus dem 16. Jahrhundert eingerichtet wurde ebenso wie auf Einkaufstüten. In den Souvenirläden der Stadt, in der immer noch 17 aktive Klöster wirken, sind die Höhlenmenschen dagegen noch nicht wirklich sichtbar angelangt.
Was noch zu sehen und zu empfehlen ist
Beim Gang durch die Straßen und Gassen von Burgos erfährt man von Stadtführerin Gloria auch, daß Christoph Columbus am 23. April 1497 in der Stadt war. Im Casa del Cordòn von Burgos wurde er nach seiner zweiten Amerika-Expedition vom katholischen Königspaar Fernando und Isabella empfangen und gewürdigt. Ganz nahe bei der Kathedrale gibt es kleine Bar "Victoria", ein Örtchen mit einer wunderschönen Wand- und Deckenverzierung. Der richtige Platz, um bei einem guten Glas Rotwein zu verschnaufen. Fürs leibliche Wohl auch zu empfehlen: das Lokal "El 24 de la Paloma" wenige Schritte weiter. Es sieht innen ein bißchen japanisch aus, die Küche ist aber originär spanisch. Zu empfehlen hier der Vino D.O. Ribera del Duero "Senorio de Nava 2009". Schwer und trotzdem fruchtig. Wunderbar schmeckte der Bacalao confitado. Und wer länger in Burgos bleibt, sollte nicht versäumen, sich an einem Abend unter die Platanen am
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Redaktion: Frank Becker |