Weiter mit Wilfried Schmickler

Neues Programm des scharfzüngigen Kabarettisten

von Andreas Rehnolt
Wilfried Schmickler glänzte
mit neuem Programm
im Düsseldorfer Ko(m)mödchen

 
Kabarettist rechnet in "Weiter"
gnadenlos mit Thilo Sarazzin,
der Bundespolitik,
den Nichtraucherschutzgesetzen
und der katholischen Kirche ab
 

Düsseldorf
- Wenn Wilfried Schmickler auf der Kabarett-Bühne steht, dann gibt es scharfe Seitenhiebe gegen alles und jeden. Der "Scharfrichter" unter den deutschen Kabarettisten gibt derzeit im Düsseldorfer Kommödchen sein neues Programm mit dem schlichten Titel "Weiter". Und schlägt immer und immer wieder zu. Zum Auftakt - natürlich - Thilo Sarrazin. "Sie haben sein Buch gelesen und jetzt haben Sie Angst, auszusterben." Auf Sarrazins Thesen von immer mehr muslimischen und immer weniger deutschen Kindern eingehend, fordert er: "Deutschlands Zukunft darf man nicht verhüten."
 
Neu-Bundespräsident Wulff (Wulff im Schafspelz) kriegt sein Fett ebenso ab, wie Kanzlerin Merkel als "Bundes-Mutti" und dann kommt eine ganze Breitseite zu Hartz-IV. "Kommt ein Hartz-IV-Empfänger ganz ohne Zähne zum Zahnarzt und sagt: Herr Doktor, ich habe eine Zahnlücke. Darauf der Zahnarzt: Na und, sie haben ja ohnehin nichts zu Beißen." Zwischendurch gibt es Schmickler auch mal musikalisch in kleinen, bösen Liedern. Da singt er vom einsamen Sozialdemokraten "Ganz allein, im Ortsverein" oder von der zunehmenden Verrohung, Brutalität und Gleichgültigkeit in dem Lied "Normal".
 
Manchmal läuft dem Rezensenten ein kalter Schauer über den Rücken, wenn Schmickler mit rauchig-rauher Kehle im kabarettistischen Sprachgalopp mit der Gesellschaft abrechnet. Etwa, wenn der als Katholik erzogene und inzwischen aus der Kirche ausgetretene Kabarettist gegen Beichte, Zölibat und Mißbrauch durch Pfarrer zu Felde zieht. Oder wenn der Schönheits- und Schlankheits-Wahn dazu führt, daß nach jedem Fettabsaugen irgendwo am Körper eine Naht wieder aufplatzt. 
 
Der bekennende Vielraucher spart auch die Nichtraucher-Schutzgesetze der einzelnen Bundesländer nicht aus und fordert von der Deutschen Bahn, entsprechend den Nichtraucherzügen auch endlich Quatscher- und Nichtquatscher-Abteile einzuführen. Und auch die Fernsehprogramme kommen bei Schmickler nicht gut weg. Das Durchschnittsalter der Zuschauer bei ARD und ZDF liege inzwischen bei 60 bis 65 Jahren. "Mit den Dritten sieht man besser", witzelte der mehrfach ausgezeichnete Bühnenkünstler, der im Kommödchen vor vollem Haus zur Bestform auflief.
 
Internet: www.kommoedchen.de
Weitere Informationen und Termine: www.wilfriedschmickler.de

Redaktion: Frank Becker