König Peter I.

Ein Déjavu in Wien

von Frank Becker
Foto © Frank Becker
Déjà-vu in Wien  -
oder: Alle lieben Peter!

Als eine Kinokarte im 1. Parkett noch eine Mark zwanzig kostete, „Rasiersitz“ sogar nur eine Mark, zogen wir Jungs am Sonntag die Nietenhosen mit umgeschlagenen Hosenbeinen an, schmierten uns „Fit“ in die Haare, schoben den Kamm in die Gesäßtasche und trafen uns zur Nachmittagsvorstellung am Eingang der „Brunnen-Lichtspiele“. Die Welt der Illusion lockte uns und, zugegeben, auch die Mädels mit ihren Petticoats, Twinsets und Pferdeschwänzen, die sich ebenfalls dort versammelten.

Kinder – was sehen wir heute? „Der Tiger von Eschnapur“ winkte mit Debra Pagets jugendfreier und dennoch höchst aufregender Erotik, Frankenheimers „Die jungen Wilden“ traf unser Lebensgefühl (wir waren ja so mißverstanden), „Die glorreichen Sieben“ machte uns alle zu breitschultrigen Western-Helden und Jerry Lewis war in „Aschenblödel“ schlicht zum Totlachen. Am schönsten jedoch waren die herrlichen Schlagerfilme. „Moohoohoonlight“ schnulzte Ted Herold, Rocco Granata schwärmte heiser „Marina“ an, Heidi Brühl schwor „Wir wollen niemals auseinander gehn“ und Conny sang auf deutsch Paul Ankas „I love you Baby“.

Unser König aber war Peter Kraus, ein lässiger Star, ein deutscher Fabian, Dion, Buddy Knox und Johnny Tillotson in einem. Eins war klar: wir wollten alle sein wie er, dem die Mädchenherzen zuflogen, der in seinen Filmen immer offene rote Sportwagen fuhr und einfach dufte war. „Sugar Baby“, „Tiger“, „Mit Siebzehn“ und „Va bene“ konnten wir auswendig. „Conny und Peter machen Musik“, „Immer die Radfahrer“, "Wenn die Conny mit dem Peter", "Das haben die Mädchen gern", Der Pauker" und „Im schwarzen Rössl“ haben wir förmlich eingesogen. 

Foto © Frank Becker
Eine schöne, unbeschwerte Zeit.

Knappe 45 Jahre später stehe ich gedankenverloren bei den Fiakern vor der Hofburg in Wien, als ich aus dem Augenwinkel einen offenen roten Sportwagen vorbeifahren sehe, einen 59er BMW 507 mit dem Wiener Kennzeichen „W PETER 1“. Ich rieb mir die Augen - ein Spuk? Doch nur hundert Meter weiter sehe ich ihn wieder - kein Spuk: inmitten der Hofburg geparkt - am Kotflügel lehnt lässig ein schlanker, jugendlich wirkender Peter Kraus, als sei die Zeit, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, an ihm vorüber gegangen. Um ihn herum wuselt ein Fernsehteam, leuchten Scheinwerfer. „Ruhe bitte! Aufnahme!“ Peter erzählt in die Kamera, der Aufnahmeleiter gibt Auskunft: „Mein Wien“ ist der Arbeitstitel des Films, der da gedreht wurde. Hab ich mir natürlich gleich in den Terminkalender geschrieben und später zu Hause gemütlich im Sessel mit einer schönen Erinnerung im Herzen angesehen: „Alle lieben Peter“.

Heute wird Peter Kraus 70 Jahre jung -
ein besonders herzlicher Glückwunsch
aus der Musenblätter-Redaktion!