Vorstellungshorizonte

Annette Simonis - "Intermediales Spiel im Film"

von Andreas Rehnolt

Intermediales Spiel im Film

 
Im Bielefelder Transcript-Verlag ist das Buch "Intermediales Spiel im Film" erschienen, in dem es um die ästhetischen Erfahrungen zwischen Schrift, Bild und Musik geht. Autorin Annette Simonis lehrt Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Neue deutsche Literatur an der Gießener Justus-Liebig-Universität. "Das Phänomen einer Wiederkehr der alten Medien in den neuen äußert sich laut Simonis in einer weitreichenden filmischen Erkundung von Buch, Schrift, Theater, Oper, Musik, Gemälde und Fotografie in neueren Kinoproduktionen, die sich auch an ein breites Massenpublikum richten", schreibt die Autorin in der Einleitung zu ihrem Werk.
 
Das 227-seitige Buch beschäftigt sich neben den Erscheinungsformen und der Ästhetik der Intermedialität im Film unter anderem mit der Wiederkehr des Buches und der Schrift im Spielfilm der Jahre 1985 bis 2010. Für Simonis ist etwa der Kultfilm "Der Name der Rose" mit Sean Connery in der Hauptrolle der "Prototyp einer detektivischen Zeichenlektüre und semiotischen Beobachtung." In einem Abschnitt zum Thema "Die gefilmte Stimme" geht die Autorin unter anderem intensiv auf Gérard Corbiaus Farinelli ein, den sie in eine Reihe von neueren Spielfilmen über Musiker, Komponisten und Interpreten einordnet.
 
In diesem Zusammenhang verweist sie vor allem auf die Streifen "Die siebente Saite" von 1991 und "Amadeus" sowie auf Corbiaus zweiten Film über die frühe Musik, "Der König tanzt", der zur Zeit Ludwig XIV. am Hof des Sonnenkönigs spielt. In jene Gruppe reiht sich laut Simonis auch Viscontis kunstvolle Verfilmung von Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig" ein. Ganz anders dagegen der Film nach dem Welterfolg "Der Herr der Ringe" von J.R.R. Tolkien. Regisseur Jackson wurde bei der Konzeption des Films in einem nicht zu unterschätzenden Maße von Faktoren bestimmt, die mit der Rezeption des Buches zusammenhängen, schreibt Simonis.
 
Der Regisseur sei dabei von Anfang an einer spezifischen Variante der Intermedialität verpflichtet gewesen, auf einen "während der Dreharbeiten bis hin zum fertigen Filmprodukt durchgängig zu reflektierenden Textbezug, der selbst bei Literaturverfilmungen keineswegs selbstverständlich" sei. Die wichtigste Zielgruppe des Films habe nichts anderes erwartet, als in den Film durchgängig erkennbare intermediale Verweise auf den Wortlaut der Romane oder die durch sie hervorgerufenen Vorstellungshorizonte zu integrieren. 
 
Das Buch ist mit der ISBN-Nummer: 978-3-8376-1520-3 im transcript-Verlag erschienen und ist im Buchhandel für 28,80 Euro erhältlich.
 
Weitere Informationen unter: www.transcript-verlag.de  
 
Redaktion: Frank Becker