Viel Lärm

William Shakespeares "Much Ado about Nothing" in einer Aufführung des TNT Theatre Britain

von Frank Becker

Natalia Campbell und Richard Ede - Foto © TNT Theatre

Viel Lärm
 
Das TNT Theatre Britain (ADG) mit der Shakespeare-Komödie „Much Ado about Nothing“ vor 500 Schülern und Schülerinnen im Remscheider Teo Otto Theater
 
Es muß zu Zeiten des englischen National-Dramatikers William Shakespeare (1564-1616) in dessen Globe Theatre bei einer Vorstellung ähnlich gewesen sein wie jüngst an einem Donnerstagvormittag im Remscheider Teo Otto Theater, als das TNT Theatre Britain mit einer von dessen spritzigsten Komödien gastierte: „Much Ado about Nothing“ (Viel Lärm um nichts). Da wurde während der brillanten Aufführung in der Originalsprache im Saal gegessen, getrunken, ungeniert geschwatzt, Türen schlagend ein- und aus gegangen und – das allerdings gab es bei Shakespeare noch nicht – mit MP3-Playern und Mobiltelefonen gespielt. Heute ein Alptraum für Theaterleute, wenn auch der Saal fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Den eher selbstbewußten jungen Damen sei bescheinigt, daß sie sich dabei wohltuend von den oft mützenbewehrten, bedauernswert „coolen“ und kultur-ängstlichen großen Jungs abhoben.  
 
Schulklassen von sieben Gymnasien und Kollegs des Bergischen Landes (darunter auch mein ehemaliges „E.v.B.“) waren nämlich eingeladen, die saftig humorvolle Seite des Dramatikers kennenzulernen, der immerhin auch Stücke wie „Titus Andronicus“ und „Macbeth“ geschrieben hat – und die wurde vom TNT hervorragend und ansteckend heiter vorgestellt. In der Tradition seiner Erfolgskomödie „The Taming of the Shrew“ stehend, gehört „Much Ado…“ mit seinen pointierten Dialogen und spaßigen Liebes-Intrigen zum Kanon der Theaterliteratur. Regisseur Paul Stebbings, dessen Inszenierung von „Fahrenheit 451“ vor drei Jahren am selben Ort teilweise zwiespältig aufgenommen wurde, setzte es in marginaler Ausstattung und mit nur einem halben Dutzend Darstellern in sämtlichen Rollen auf den Punkt um. Es scheint, als brauche es einen echten Engländer, um Shakespeare gerecht zu werden.
 
Es geht in diesem südländischen Phantasiestaat Shakespeares, dessen dramatis personae mal spanische, mal italienische Namen tragen und dessen Landschaft Bezüge zu Sizilien und Arragon hat, wie bei W.S. stets natürlich um den Krieg und die Liebe, um die Niedertracht des Geschlagenen, die überwunden werden muß, um Spionage und Verrat, Moral, Ehre und Gerechtigkeit. Wenn auch die allgemeine Moral seither einen Wandel durchlaufen hat, konnten sich die jungen Zuschauer, von denen sicher gut 85 % dem Stück aufmerksam folgten, mit den Figuren der Liebenden und Ehrenmänner identifizieren, den ersten Kuß bejubeln, die Spitzbuben und Schurken aber herzlich hassen und deren Bestrafung bis hin zum Kopfschuß goutieren.. Das zwar noch spätmittelalterlich geprägte Rollenbild der Frau, dem Shakespeare mit der zungen- und schlagfertigen Beatrice wenigstens einen starken weiblichen Charakter entgegensetzt, fand interessanterweise im juvenilen Publikum keinen Widerspruch. Der Beifall zum Happy End belegte das deutlich.
 
Den hatten sich Gareth Fordred (Claudio) und Rebecca Naylor (Hero) als allen Intrigen zum Trotz schließlich glückliches Paar und David Chittenden als Don Pedro, der Erzkomödiant Richard Clodfelter (als Leonato und in vielen anderen prallen Rollen) und besonders das herausragende, eigentlich zentrale Paar Natalia Campbell (Beatrice) und Richard Ede (Benedick) in ihrem spaßigen Liebeskrieg redlich verdient. Die Wortgefechte Beatrices und Benedicks gehörten neben den witzigen Verschwörungen zu deren unmöglich scheinender Verkuppelung zu den Sahnestücken der Inszenierung. Und schnell ist klar: der Eimer über dem Kopf heißt: Du bist raus! In blitzschnellen Kostüm- und Rollenwechseln zeigten alle sechs burleskes, volksnahes englisches Theater des 16. Jahrhunderts in wundervoller Sprache und in seinem ursprünglichen, köstlich unterhaltenden Sinn. Chapeau!
 
Weitere Informationen unter: www.adg-europe.com/schedule.php