Aktuelles aus der Kultur
Für die Musenblätter zusammengestellt von Andreas Rehnolt
Festival deutschsprachiger Gegenwartsdramatik in Mülheim-Ruhr eröffnet
Vier der sieben Inszenierungen handeln von Ängsten um sozialen Abstieg und von prekären Arbeitsverhältnissen
Mülheim/Ruhr - Mit der hysterischen Haushaltskomödie "Gespräche mit Astronauten" ist am Samstagabend (21. Mai) das diesjährige Festival deutschsprachiger Gegenwartsdramatik "Stücke" in Mülheim/Ruhr eröffnet worden. Das Nationaltheater Mannheim zeigte zum Auftakt der international bedeutenden Theatertage das Stück der Autorin Felicia Zeller in der Regie von Burkhard C. Kosminski.
In der mit knapp zwei Stunden deutlich zu lang geratenen Inszenierung geht es um berufstätige deutsche Mütter und ihre osteuropäischen Au-pairs, die auch gerne ein Stück vom Wohlstandskuchen haben würden, sich dafür aber als Billiglohnkräfte ausbeuten lassen müssen. Die allesamt hervorragend spielenden Au-Pairs heißen Mascha, Olanka, Olga und Irina, kommen aus der "Mogelei", aus "Rostland" und der "Ukelele" und sind nach "Knautschland" gekommen, um hier eine berufliche Zukunft zu erreichen.
Vier der bis zum 7. Juni präsentierten sieben Stücke handeln von Ängsten um den sozialen Abstieg und von prekären Arbeitsverhältnissen. In "Warteraum Zukunft" von Oliver Kluck etwa geht es um die Generation Praktika, die auf Arbeit, Geld und Karriere schielt und oft nicht merkt, was dabei an Liebe, Gefühl und Menschlichkeit auf der Strecke bleibt. Das Stück "we are blood" von Fritz Kater erzält vom Aderlaß einer Gegend nach dem Wegzug der Ökonomie. Das Stück "Die Firma dankt" von Lutz Hübner handelt dem Angestellten Krusenstern, der Angst davor hat, daß er die Arbeitswelt nicht mehr versteht, ihre Gesetze und ihre Regeln und in dem Zusammenhang natürlich davor, zu sinken.
Im Rahmen der Mülheimer Theatertage finden vom 23. bis 27. Mai erneut auch die "Kinder-Stücke" statt, die fünf Inszenierungen präsentieren. Die NRW-Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Ute Schäfer (SPD) sagte in einem Grußwort zum Auftakt des Festivals, Ziel der Kinder-Stücke sei es, ein umfangreiches und qualitätsvolles Repertoire für junge Bühnen zu schaffen. "Hier besteht Nachholbedarf. Nur Kinder und Jugendliche, die heute Theater mit Begeisterung erleben, werden auch in Zukunft wissen, daß Bildung und Spiel keine Widersprüche sind", so Schäfer.
Die Oberbürgermeisterin von Mülheim/Ruhr, Dagmar Mühlenfeld, betonte bei der Eröffnung des Festivals die Verantwortung öffentlicher Einrichtungen zur Förderung der kulturellen Bildung an. "Wir sind überzeugt, daß Kinder, die den Weg ins Theater finden, neue Ideen für eigene Aktivitäten entwickeln und so auch ihre Sinne zur Bewältigung ihres Lebens schärfen", so Mühlenfeld. Am Ende des Festivals werden die besten Stücke Preisen ausgezeichnet.
Internet: www.stuecke.de
Neandertalmuseum zeigt Ausstellung über die Zeit
Mettmann - Unter dem Titel "Von Zeit zu Zeit....…ticken wir richtig?" widmet sich das Neandertalmuseum in Mettmann seit Samstag dem Thema der Zeit. Die bis zum 25. September erinnert unter anderem an die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit im Jahre 1884, die durch den Beginn des Eisenbahnverkehrs notwendig wurde, der aufgrund seiner Fahrpläne einheitliche Zeitangaben brauchte. Auf spielerische Art und Weise werden in der Schau unterschiedliche Spielarten der Zeit vorgestellt.
"Von der gemessenen zur erlebten Zeit, von der Zeit der Atome zur Zeit der Sterne, von den Rhythmen der Erde zu den Rhythmen des menschlichen Körpers", wird vieles rund um zeitliche Aspekte verdeutlicht, betonte die stellvertretende Museumsleiterin Bärbel Auffermann bei der Eröffnung. Zu den Exponaten zählen Sonnen- und Sternenuhren, eine Atomuhr, eine mittelalterliche Stutzuhr in Form eines holzgeschnitzten Totenkopfes. Die Ausstellung lädt nicht nur zum Anschauen ein, sondern zum Anfassen und Ausprobieren.
In Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Uhrenmuseum sind verschiedene historische Uhren in die Ausstellung integriert. Hier können die Besucher sehen, auf welch unterschiedliche Art und Weise Menschen versucht haben, die Zeit fassbar zu machen. Die Ausstellung ist ein Projekt des Espace des Inventions in Lausanne und des Museé d‘histoire des Sciences in Genf, in Kooperation mit der Arche Nebra.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.neanderthal.de
Ausstellung "Stille Schätze" im Museum Marta eröffnet
Herford - Das Museum Marta in Herford zeigt seit Sonntag die Ausstellung "Stille Schätze" über Kunst in Serie. Die Schau bilde einen faszinierenden Rundgang "durch eine etwas andere Kunstgeschichte der letzten 100 Jahre", hieß es zum Auftakt der bis zum 21. August laufenden Ausstellung. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert wuchs bei vielen Künstlern die Faszination für kleine Werkserien in Form einer Mappe. Sie entwickelte sich zu einer eigenen Kunstform, deren Werke sich eher im Stillen, fast Privaten, aber mit großer Intensität offenbaren, so die Aussteller.
Traditionelle handwerkliche Verfahren, wie Holzschnitt, Kupferstich und Lithografie, wurden von Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky oder Henri Matisse weiterentwickelt. Marcel Duchamp begann mit der Nutzung moderner Technologien für Druck und Reproduktion wie Fotografie und Offset. Doch nicht nur das einzelne Bild gewann dadurch neue Ausdrucksformen. Le Corbusier, Asger Jorn und Cy Twombly experimentierten mit Werkreihen, Variationen und Erzählungen. Die Ausstellung zeigt über 40 hochkarätige, zum Teil sehr seltene Mappen und Künstlerbücher des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
Internet: www.marta-herford.de.
Redaktion: Frank Becker |