Everblacks mit Honig und Galle
Georg Kreisler wird heute 85
Georg Kreisler hat für Generationen von Freunden bitterböser, tiefschwarzer und unsentimentaler Lieder Stoff für geradezu kultische Verehrung geliefert. Er ist Komponist, Pianist von Gnaden, Brettl- Sänger Schwarzkünstler des Kabaretts, Erfinder des makabren Chansons (ich verzichte darauf, ihn Chansonnier zu nennen) – „humeur noir“ nennt er es selbst – und unerreichter Interpret seiner eigenen „Nichtarischen Arien“ und „Seltsamen Gesänge“. Immer mal wieder stimmt er „Die alten, bösen Lieder“ an, die er seit vielen Jahren gemein-sam mit Partnerin und Ehefrau Barbara Peters präsentiert. Sein unvergleichliches Repertoire der 50er und 60er Jahre ist für viele das Größte des Genres. „Wenn ich die Zeit der alten Lieder heraufbeschwöre, so merke ich, dass sich seither zwar viel verändert, aber wenig geändert hat.“, schrieb Kreisler schon 1971 im Begleittext seines Albums „Everblacks“. Heute, 36 Jahre später, kann dieser Satz des
Mit Strychnin und Heiterkeit übt er nach wie vor „Tauben vergiften“, erzählt was geschah, „Als der Zirkus in Flammen stand“, und mit Genuss und Schmäh zerfetzt er ein paar Berufsstände und Gesellschaftsbilder. „Der Musikkritiker“ wird gnadenlos demaskiert, „Der (Poli-) Ticker“ und „Der Staatsbeamte“ werden abgewatscht und im „Opernboogie“ bekommen Komponist, Librettist und Opernbesucher, was ihnen gebührt. Auch das Kreuz mit den schönen Frauen und den Problemen ihrer Beseitigung kommt mit Unschuldsmine in „Bidla Buh“ zur Rede, und ohne die traurige Geschichte vom „Triangelspieler“ und den Tango tanzenden „Zwei alten Tanten“ wäre ein Rückblick unvollständig. Georg Kreisler, der Ur-Wiener mit amerikanischem Paß und Wohnung in Zürich hat einmal von sich gesagt, ihm falle, gefragt, als Berufsbezeichnung für sich „Fremder“ ein. Und Hans Weigel schreibt: „Ich war lange Zeit der festen Überzeugung, dass es den Georg Kreisler gar nicht gibt. Seit ich ihn persönlich kenne und ihm oft begegnet bin – sogar bei Tageslicht – bin ich in dieser Überzeugung bestärkt worden. Georg Kreisler existiert gar nicht – er ist eine Erfindung Georg Kreislers.“ Heute wird Georg Kreisler 85 Jahre alt. Die Musenblätter gratulieren! Georg Kreislers Texte liegen glücklicherweise auch in gedruckter Form und auf Hörbüchern vor – nachdem er sich vor einigen Jahren offiziell von der Bühne zurückgezogen hat, sind seine Bücher der unmittelbare Zugang zu seinem Werk. Literatur (Auswahl): "Georg Kreisler: Gibt es gar nicht" (Die Biographie), 320 S.,geb.,Scherz Verlag 2005 CDs (Auswahl): „Die Georg Kreisler Platte“ – Hörsturz Verlag, 1 CD, 58 Min. Weitere Informationen unter: |