Von Lotterien und Butterbergen

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Von Lotterien und Butterbergen

30. Januar: Kürzlich rief mich die SKL-Lotterie an und fragte, ob ich Millionär werden wollte. Ich käme sogar in Betracht, bei Günther Jauchs großer Millionärshow mitzuwirken. Ich könnte sogar dafür ein besonderes Los für den Preis von nur 37 Euro und ein paar Zerquetschte erwerben. Ich war natürlich an dieser Glücksofferte nicht interessiert. Ich möchte mir mein Glück aufgrund meiner Lebensführung verdient haben und kann in solchen Millionärswerdungsalbernheiten keinen Sinn entdecken.
 
1. Februar: In einem Briefumschlag, auf dem ,,Streng vertraulich“ stand, fand ich folgende Notiz: ,,Sehr geehrter Herr. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der gemütlichen Atmospäre Ihres eigenen Zuhauses, haben ein gutes Glas Wein neben sich und erleben auf Ihrem Computer-Bildschirm hautnahe Casino-Faszination.“
Tja, was soll ich dazu sagen? Wenn so das Glück aussieht, dann möchte ich lieber im Unglück leben. So ein Vorschlag in einem vertraulichen Brief zum Beispiel, könnte in die Liste des Nicht-Lernens aufgenommen werden, oder?
 
2. Februar: Gestern träumte ich wieder, ich wäre ein Butterberg. Langsam beginne ich, diesen Traum zu mögen.
 
4. Februar: Daß man in manchen Autos den Schlüssel nicht mehr in den Schlitz stecken muß, um eine Tür zu öffnen, ist das eine. Daß man aber sogar mit dem sogenannten Schlüssel vom Auto abgewandt dem Auto das Signal geben kann, sich zu öffnen, ist das andere. Wie oft hat man eine Aussprache mit einem Gegenüber, der einen dabei nicht anschaut. Wie oft passiert es, daß Frauen sich mit Männern unterhalten, die dabei Fernsehen schauen. Es ist nicht gut, wenn die uns umgebende Technik dieses Verhalten unterstützt, indem sie auch völlig fehlgerichtet in Kontakt mit einem Gegenüber treten kann. Welch ein Beispiel und welch ein Vorbild …
 


© Erwin Grosche aus: "Die Wirklichkeit und andere Übertreibungen" - Neu für die Musenblätter 2012
Redaktion: Frank Becker