Wenn die Frieda nicht gewesen wäre

Ein Klagelied

von Hanns Dieter Hüsch

© Jürgen Pankarz

 
Wenn die Frieda nicht gewesen wäre
 
Wenn die Frieda nicht gewesen wäre,
Wär’ das alles nicht gekommen;
Doch man hat ja noch ein bißchen Ehre,
und so hab’ ich mir mein Leben nicht genommen.
 
Sei kein Frosch und auch kein Werther,
Hab’ ich mir beiseite dann gesagt;
Denn Pistolen und auch Schwerter
Sind ja heut nicht mehr gefragt.
 
Und dann ging ich in die Bar zum Blauen Ritter,
Weil ich so für blaue Ritter bin;
Doch das Ende war so furchtbar bitter,
Immerhin:
Ich schäm’ mich so, ich schäm’ mich so, ich schäm’ mich so,
Denn ich hab wieder viel zu viel getrinkt,
Ein Sherry und ein Aprikot,
Ein Vino, Vino tintoto,
Und dann, dann bin ich umgesinkt.
 
Und die Kellner standen wie Laternen
Auf zwei Beinen, zweimal zwei ist vier.
Und der Wirt versuchte mich dann zu entfernen,
Doch die Drehtür drehte, drehte sich nicht mehr.
 
Auch die Gäste waren fest entschlossen
Und bewarfen mich mit losen Worten,
Ferner auch mit kleinen Dingsbums-Wurfgeschossen;
Eine innere Stimme sagte mir: Zu den Aborten!
 
Ich schäm’ mich so, ich schäm’ mich so, ich schäm’ mich so,
Denn ich hab wieder viel zu viel getrinkt,
Ein Sherry und ein Aprikot,
Ein Vino, Vino tintoto, .
Und dann, dann bin ich umgesinkt.
 
 
 
Aus: Archeblues und andere Sprechgesänge (1968)
 

Aus: Archeblues und andere Sprechgesänge (1968) / Der Große Hüsch - Band 2 (2011)

© Chris Rasche-Hüsch/ Verlag Kiepenheuer & Witsch
Veröffentlichung aus "Der Große Hüsch, Bd. 2" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
Die Zeichnung stellte freundlicherweise Jürgen Pankarz zur Verfügung.