Ein neuer Zipferlak

Zipferlak - Im Altenheim

Joachim Klinger

Zipferlak - im Altenheim

Zipferlak im Altenheim
sieht die Furchen der Gesichter,
sucht nach einem Faltenreim
- schließlich ist er auch ein Dichter.

"Falte, Falte, sei's gewesen!"
ruft er laut, vielmehr beschwört er.
Hebt empor den Reiserbesen,
dunkel wird's, und da, was hört er?

Viele dünne Stimmen wimmern,
kleine Schritte auf den Fluren,
rascheln Betten in den Zimmern.
Plötzlich schlagen alle Uhren.

Als danach auch wieder Licht war,
sieh, da kamen all' die Alten.
Überraschend wird nun sichtbar:
jäh verschwunden sind die Falten.

Sie, die früher lahm gehumpelt,
krumm gebeugt mit müden Gesten,
sind nicht länger mehr verschrumpelt,
zählen zu den Jüngsten, Besten.

Letztlich zeigt sich: Poesie
hat die Macht von Zaubersprüchen.
Damit gleicht sie der Magie
mit dem Trank aus Hexenküchen.

Die Verjüngung - sieht man später –
­machte aus den Alten Kinder.
Zipferlak, obwohl auch Täter,
ist doch eher ein Erfinder.

Und er fühlt sich letztlich froh.
Fort sind lästige Beschwerden.
Ändern ohne Risiko -,

daraus kann zumeist nichts werden.


 

© Joachim Klinger - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2007