Von Gebäck-Formen, Striezelkindern und Räuchermannchen

An Rhein und Ruhr gibt es wieder eine Reihe von Advents- und Weihnachtsausstellungen

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Von Gebäck-Formen, Striezelkindern
und dem Wandel des Advents
 
An Rhein und Ruhr gibt es wieder eine Reihe von
Advents- und Weihnachtsausstellungen
 
 
Zons/Neuss/Dortmund/Telgte - Rund sieben Wochen vor Weihnachtsbeginn gibt es an Rhein und Ruhr bereits eine Reihe von Advents- und Weihnachtsausstellungen zu sehen. Im rheinischen Zons kann man bis zum 13. Januar nächsten Jahres "Gebäck-Formen aus rheinischen Sammlungen" sehen. Es geht um die Geschichte der Formen für Gebäck, "angefangen von Modeln über Spekulatiusbretter bis hin zu den heutigen Ausstechformen, mit denen wohlgeformte Köstlichkeiten entstehen", erklärte Museumsleiterin Angelika Riemann. 
Leb- oder Honigkuchen schätzte bereits die Antike, bevor sie in den Klosterküchen des Mittelalters einen festen Bestandteil der Fastenzeit bildeten, so Riemann weiter. Zu den einfachen, nicht verzierten Lebkuchen gesellten sich dann im 16. Jahrhundert gemodelte Formen mit Segenszeichen oder religiösen Darstellungen. Hinzu kam der Spekulatius aus den Niederlanden, Belgien und dem Rheinland, der seine Form in Spekulatiusbrettern erhielt. Der Aufstieg des "Plätzchens" erfolgte im 18. Jahrhundert mit der Einführung von Kaffee, Tee und Schokolade als bevorzugte Statusgetränke des Adels und des gehobenen Bürgertums. Die Exklusivität der Getränke wurde durch die neuen Kleingebäcke, die teuersten Zucker oder seltene Gewürze enthielten, unterstrichen.
Im 19. Jahrhundert löste die Entwicklung der Metallindustrie und der Gewinnung von Zucker durch heimische Zuckerrüben die arbeitsintensiven Bildgebäcke durch ausgestochene Formgebäcke ab, die dann im 20. Jahrhundert aus den Konditoreien oder Feinbäckereien in die Haushalte wanderten. Die umfangreiche Modelsammlung des Kölner Sammlers Ansgar Fütterer und andere Leihgaben laden ebenso zum Schauen ein, wie die Ausstechformen einer Firma aus Allendorf mit modernen Motiven.
 
Bis zum 3. Februar nächsten Jahres zeigt die Depandance des Clemens-Sels-Museums im Feld-Haus-Museum für populäre Druckgrafik bei Neuss die Ausstellung "Der liebe Advent und der freudenreiche Rosenkranz - Zum Wandel des Advents". Präsentiert werden in dieser Schau populäre Druckgrafiken sowie ausgewählte Rosenkränze aus der Sammlung von Weihbischof Heinrich Janssen. Während der Advent heute eine Zeit zahlreicher Genüsse wie etwa Glühwein, Kekse und Stollen ist, war er früher eine Zeit des Fastens, nur unterbrochen durch bedeutende Heiligenfeste und intensives Beten, hieß es zum Start der Ausstellung.
So bereitete man sich auf die Ankunft Chrisi vor. In katholischen Regionen wurde in den vorweihnachtlichen Wochen zudem häufig der freudenreiche Rosenkranz gebetet, dessen Mysterien etwa auf die Empfängnis Jesu, seine Geburt in Bethlehem und seine Darbringung im Tempel verweisen, erklärte Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz vor dem Start der Ausstellung. Den Wandel des Advents, der früher schon am 11. November begann, greift die Ausstellung auf und betrachtet zugleich die Geschichte des Rosenkranzes.
Neben Grafiken zu den Themen Advent, Heilige im Advent und Rosenkranzgebet werden auch ausgewählte Rosenkränze aus vier Jahrhunderten präsentiert, die das Niederrheinische Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer aus der Sammlung von Weihbischof Janssen leihweise zur Verfügung stellt.
 
Das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund präsentiert unter dem Titel "Engel, Bergmann, Striezelkinder" Weihnachtliches aus dem Erzgebirge. 
Im Erzgebirge gehört ein reicher, einzigartiger Figurenkosmos zu den Festtagen. Engel und Bergmann sind die bekanntesten Lichterträger der Erzgebirgsweihnacht, dazu gesellen sich viele weitere Figuren, wie etwa Nussknacker, Kurrendesänger und Räuchermänner, hieß es zum Auftakt der bis zum 6. Januar angesetzten Schau. Eine besondere Rolle spielen Pyramiden und Schwibbögen, die Fenster und Zimmer erleuchten. Die Herstellung von hölzernem Spielzeug und gedrechseltem Weihnachtsschmuck hat im Erzgebirge seit dem Niedergang des Zinnbergbaus zum Ende des 18. Jahrhunderts Tradition.
Ehemalige Bergarbeiter begannen zuhause Spielzeug sowie weihnachtliche Figuren und Objekte herzustellen und zu verkaufen. Das Kunsthandwerk wurde zu einem international erfolgreichen Export- und Geschenkartikel. Die zwölfte Weihnachtsausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte zeigt historisches und modernes Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge.

Foto © Frank Becker
 
Im Museum Religio im westfälischen Telgte schließlich ist ab dem 18. November die insgesamt 72. Krippenausstellung zu sehen. In diesem Jahr lautet der Titel der bis zum 2. Februar terminierten Schau "Kommt, sagt es allen weiter."
 
Die Ausstellung in Zons ist dienstags bis freitags von 14-18 Uhr sowie samstags/sonntags von 11-18 Uhr geöffnet.
Die Ausstellung in Neuss ist samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Die Ausstellung in Dortmund ist dienstags, mittwochs, freitags und sonntags von 10-17 Uhr, donnerstags von 10-20 Uhr und samstags von 12-17 Uhr geöffnet.
Die Ausstellung in Telgte ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.