Mit Camus durch Paris

- und durchs Jahr

von Anne-Kathrin Reif

Foto © Klaus Schwartze

Mit Camus durch Paris –
und durchs Jahr
 
Das ist schon mal schön, das Camus-Jahr 2013 so anfangen zu können: „Paris, 1. Januar 2013.” Obwohl es sicher noch bessere Orte gäbe. Lourmarin zum Beispiel, wo jetzt vielleicht gerade die Sonne scheint, die Menschen mit hochgestelltem Mantelkragen draußen in den Cafés sitzen und sich die vom Mistral dann doch steifen Finger an einer Tasse zu dünnem Café au lait wärmen. Ein Ort, den Camus liebte (im Gegensatz zu Paris) und an dem man sich ihm deshalb noch näher fühlen kann. Aber eigentlich braucht es auch gar keinen bestimmten Ort, um sich Camus nahe zu fühlen. Mich hat Camus schon überall hin begleitet. Und das seit sehr langer Zeit. Mal mehr, mal weniger intensiv. Für dieses Jahr, das Jahr seines 100. Geburtstages, habe ich mir vorgenommen, jeden Tag ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen: 365 Tage Camus. Wie diese gemeinsam verbrachte Zeit aussehen wird, auf welche Gedanken sie mich bringen wird, was ich dabei entdecken werde – das weiß ich nicht. Ich lasse mich überraschen. Sicher ist nur, daß es in Gesellschaft von Albert Camus niemals langweilig wird. Und sicher ist auch, daß dies keine eifersüchtig gehütete Zweisamkeit werden soll. Im Gegenteil: Ich freue mich über jeden, der daran teilnehmen will. Und der Camus auf diese Weise vielleicht neu, wieder oder überhaupt allererst auch für sich entdeckt. Ich freue mich über Begleitung – ob in Gestalt von Kommentaren, Anregungen, Informationen über Aktuelles zum Camus-Jahr oder einfach nur als Leser. In diesem Sinne: Bonne année à tous!
 
Drei Tage Paris warteten noch auf mich, als ich das schrieb. Als erstes habe ich mich zu einem Neujahrsspaziergang auf den Spuren von Camus aufgemacht. Die Stationen, die sich dafür anboten, brauchte ich mir praktischerweise gar nicht mühsam selbst zusammenzusuchen. Die Stadt Paris hat da gute Vorarbeit geleistet. Auf der offiziellen Paris-Webseite findet man dazu alles Wissenswerte – allerdings nur auf Französisch. Aber daran ist man als Paris-Besucher ja schon gewöhnt. Auch dazu fällt mir natürlich Camus ein: „Paris ist eine vortreffliche Höhle, wo die Menschen, die ihre bewegten Schatten auf den Wänden sehen, sich für die einzige Realität halten“ (1), bemerkte er recht spitz. Sei´s drum: wenn Sie  hier klicken, können Sie einige meiner Schritte auf dem Spaziergang durch Paris mit mir gehen.
 
 
(1) Das Rätsel, Literarische Essays, Rowohlt-Verlag, Hamburg 1959, S. 168


© 2013 Anne-Kathrin Reif - Übernahme aus „365 Tage Camus" mit freundlicher Erlaubnis