Die Zwiebacktüte

von Hanns Dieter Hüsch

© André Polozcek / Archiv Musenblätter
Die Zwiebacktüte

Bei allem falle ihm immer aus seiner Jugendzeit die Geschichte mit der Zwiebacktüte ein, die Zwiebacktü­te, auf der immer eine Bäckersfrau abgebildet gewe­sen sei, die auf ihrem Kopf eine Zwiebacktüte getra­gen, und eben auf dieser zweiten Zwiebacktüte sei wieder eine Bäckersfrau abgebildet gewesen, die eine weitere, schon wesentlich kleinere Zwiebacktüte auf ihrem Kopf getragen habe, und auf dieser schon we­sentlich kleineren Zwiebacktüte sei wieder eine weite­re, aber immer die gleiche Bäckersfrau abgebildet ge­wesen, die eine weitere, schon winzig kleine, aber immer die gleiche Zwiebacktüte auf ihrem Kopf getra­gen habe, und nun habe man diese letzte Zwiebacktü­te nur noch mit der Lupe erkennen können, gleichviel habe aber immerfort eine weitere, immer kleiner wer­dende Bäckersfrau eine immer kleiner werdende Zwiebacktüte auf ihrem Kopf getragen, und auf einmal wären weder Bäckersfrau noch Zwiebacktüte auszu­machen gewesen, aber in seinem Kopf habe er die Ge­schichte weiterverfolgt bis zur Schlaflosigkeit über die Endlosigkeit der Bäckersfrau mit der Zwiebacktüte, bis zum Wahnsinnigwerden und heute habe er große Lust über sein ganzes Tun und Lassen DIE ZWlEBACKTÜTE zu schreiben.
 
1978


© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus dem Band "Den möcht´ ich seh´n..." in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung