Bilder einer Ausstellung

Jubiläumskonzert des Sinfonieorchesters Wuppertal mit Abonnenten

von Johannes Vesper (Text) und Karl-Heinz Krauskopf (Foto)

Foto © Karl-Heinz Krauskopf
Bilder einer Ausstellung:
 
Jubiläumskonzert
des Sinfonieorchesters Wuppertal
mit Abonnenten in der
Historischen Stadthalle
 
In diesem Jahr begeht das Sinfonieorchester Wuppertal das 150. Jahr seiner Gründung. Bemerkenswert, daß das Orchester also älter ist als die Berliner Philharmoniker (gegründet 1882) oder auch als die Essener Philharmoniker (gegründet 1899). Zur Geschichte des Orchesters hat Werner Wittersheim, Leiter der Programmgruppe Musik beim WDR 3, in den Programmen der Sinfoniekonzerte dieser Saison und auch im Jubiläumsband interessante Beobachtungen mitgeteilt. Aus Anlaß des Jubiläums in Wuppertal fand am 2. Februar 2013 ein in seiner Art einzigartiges, sensationelles Konzert statt. Das Orchester hatte nämlich seine Abonnenten eingeladen, mit ihm gemeinsam zu spielen. Ca. 60 Musiker aus Kreisen der Abonnenten hatten seit November 2012 zusammen mit den Musikern des Sinfonieorchesters zunächst unter der Federführung Tobias Deutschmanns die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky in der farbigen Orchesterfassung von Maurice Ravel erarbeitet.


 
Am Konzertabend erlebte das äußerst interessierte Publikum in der gut besetzten Historischen Stadthalle Wuppertal zunächst eine Probe unter Chefdirigent Toshiyuki Kamioka. Seine lebendige Mimik und intensive Gestik wurde auf eine Großleinwand übertragen und - für jeden hörbar - seine Kommentare zu Werk und Aufführungspraxis über Mikrophon in den Saal übertragen. Dabei wurde die Zahl der Luftnoten, mit denen der erfahrene Dilettant zunächst durch die Hektik der vertrackten Orchesterstimmen hastet, bald vermindert. Nach der Pause erlebten die Konzertbesucher,  unterbrochen von sachkundigen Hinweisen des Schlagzeugers Martin Schacht zum Werk und ergänzt durch die Projektion der musikalisch dargestellten Bilder, das ganze Werk mit den 150 Musikern. Herrliches Blech (Gänsehaut in den Katakomben) flinke, flotte, hörbar gackernde Holzbläser beim Tanz der Küken, erschütterndes Pianissimo der Geigen im Gespräch der Toten und nach dem wilden Tanz der Baba Yaga dann der mächtige Choral im „Großen Tor von Kiew“. Da hielt des das Publikum, das immmer wieder bereits Zwischenapplaus gegeben hatte, nicht auf den Sitzen, man gab anhaltende stehende Ovationen.
Das Konzert spiegelte zwischen Traditionspflege und Musikvermittlung in seiner Resonanz die Bedeutung eines Sinfonieorchesters für die Stadtgesellschaft am positiven Beispiel Wuppertals (siehe auch die Beiträge von Lutz-Werner Hesse und Michael Okroy im Jubiläumsband). Ein großer Abend.


Foto © Karl-Heinz Krauskopf



Foto © Karl-Heinz Krauskopf
 
Redaktion: Frank Becker