O du sausender, brausender Wogewind!
Wie Freiheitsjubel, wie Orgelchor
Umrauschest du mein durstiges Ohr;
Du kühlst mein Haupt, umspülst die Gewandung,
Wie den Küstenfelsen die schäumende Brandung
O du sausender, brausender Wogewind!
Nun ebbest du - so weich, so lind
Ein Säuseln, Lispeln, Fächeln.
Bestrickte dich ein Sonnenlächeln?
Auch dein Gesäusel stirbt;
Dann - lauschige Stille!
Nur noch die Grille
Dengelt und zirpt
Im Erlengebüsch, wo das Wässerlein träumt,
Von Lilien gelb umsäumt.
Und droben, weltverloren, girrt
Inbrünstig die Lerche, schwirrt
Taumlig vor Wonne
Zu Wolken und Sonne
Und girrt und girrt.
Da wird mir leicht, so federleicht!
Die dumpfig alte Beklemmung weicht;
All meine Unrast, alle wirren
Gedanken sind im Lerchengirren –
Im süßen Jubelmeer ertrunken!
Versunken
Die Stadt mit Staub und wüstem Schwindel!
Ertrunken
Das lästige Menschengesindel!
Begraben der Unrat, tief versenkt
Hinter blauendem Hügel.
Dort - wo hurtige Flügel
Die emsige Mühle schwenkt. . .
Friede, Friede
Im Lerchenliede,
In Windeswogen,
In Ährenwogen!
Unendliche Ruhe
Am umfassenden Himmelsbogen!
Weißt Du, sinnende Seele,
Was selig macht?
Unendliche Ruhe!
Nun bist du aufgewacht
Zu tiefer, heitrer Weisheit.
Gestern durchwühlte dein Herz ein Wurm,
Und heute lacht
Das freie Herz in den Sommersturm...
Friede, Friede
Im Lerchenliede,
In Windeswogen,
In Ährenwogen!
Unendliche Ruhe
Am umfassenden Himmelsbogen!
Bruno Wille
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