Erkennen Sie die Melodie?

„Zweitverwertungen“ von Lanner bis Waldteufel mit den Bergischen Symphonikern

von Frank Becker

Justus Thorau - Foto © Frank Becker
Erkennen Sie die Melodie?
 
Das Sommerkonzert der
Bergischen Symphoniker
folgte der Spur ökonomischer
konzertanter „Zweitverwertungen“
von Lanner bis Waldteufel
 
 
Remscheid/Solingen. Nicht ein einziger Platz blieb frei, sogar auf der Wiese um die Lüttringhauser Freilichtbühne lagerten die Musikhungrigen, als am Sonntagabend vor der Sommerpause die Bergischen Symphoniker unter ihrem Gastdirigenten Justus Thorau vom Badischen Staatstheater Karlsruhe zu ihrem traditionellen sommerlichen Unterhaltungskonzert luden. Am Vorabend war in der Lenneper Altstadt und zuvor bei den beiden Solinger Konzerten der Andrang ebenso groß gewesen, was für die Beliebtheit des nach langem Ringen um Mittel nun glücklicherweise erhalten gebliebenen Orchesters spricht.
 
Für das kurzweilige bunte Programm zum Saisonschluß von einer guten Stunde Dauer war eine Perlenkette von Ohrwürmern der populären Klassik zusammengestellt worden; bewährt charmant, humorvoll und kenntnisreich moderierte der Musikjournalist Ulrich Mutz.

Ulrich Mutz - Foto © Frank Becker
Ein wenig kühl war es zwar an diesem Juli-Abend, und ein Tänzchen hätte für wärmende Bewegung gesorgt - dafür wiederum hätte es nach der einleitenden Ouvertüre zu Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ Melodien genug gegeben. Beginnend mit Joseph Lanners frech „verwalzerter“ Interpretation von Mozart-Melodien, u.a. aus Don Giovanni und der Zauberflöte, „Die Mozartisten“ ging das zunehmend in die Füße. Lanner machte als einer der ersten den Walzer populär. Auch Johann Strauss Sohn machte sich bereits Vorhandenes zunutze – seine „Künstler-Quadrille“ zitiert 13 Stücke von zehn Komponisten, darunter Mendelssohns Sommernachtstraum-Hochzeitsmarsch sehr militärisch und den Papageno als Ländler. Zauberhaft gelang dem inspiriert aufspielenden Orchester sein Walzer „O schöner Mai“, und federleicht, mit dem richtigen Gefühl für die kunstvolle Verzögerung dirigierte Justus Thorau Strauss´ „Annen-Polka“.
 
Von Léo Delibes delikatem „Pizzicato“ aus dessen Ballett „Sylvia“ wußte Ulrich Mutz zu berichten, daß Peter I. Tschaikowski geäußert habe, er hätte seinen „Schwanensee“ nie geschrieben, wenn er die „Sylvia“ vorher schon gekannt hätte. Nun ja. Weiter ging es schwungvoll mit Emile Waldteufels „Die Schlittschuhläufer“, einem der meistgespielten Walzer der Musikgeschichte überhaupt.
Den formidablen Abschluß des schönen Programms bildeten drei Melodien von Leroy Anderson, den die Bergischen Symphoniker mittlerweile nicht weniger brillant als Arthur Fiedlers Boston Pops spielen: „Jazz Legato“ in rhythmischer Nähe zum „Sandpaper Ballet“, „The syncopateted clock“ und schließlich „Horse and buggy“. Ein Leroy Anderson-Abend mit diesem Orchester wäre – wie schon gelegentlich gewünscht - der Höhepunkt einer Konzertsaison.


Foto © Frank Becker
 
Weitere Informationen: www.bergischesymphoniker.de