Erst kürzlich haben wir Ihnen von Tony Craggs internationalen Rück- und Ausblicken berichtet, da erreichen uns aus New York Bilder unseres Fotografen Karl-Heinz Krauskopf und ein Bericht unseres Korrespondenten Johannes Vesper von einer öffentlichen Austellung von Cragg-Skulpturen im Madison Square Park. Die zeigen wir Ihnen, natürlich auch im Kontext mit unserem Sasek-Artikel „The Big Apple“, besonders gerne.
Wer durch Midtown New York City läuft, ist nicht allein. Die Menge schiebt über die Bürgersteige, aus den U-Bahn-Schächten lärmt es hoch. Ubiquitäre Hektik, aber auch Gelassenheit, obwohl der Autoverkehr oft zum Erliegen kommt. Nur wenn sich der Rettungswagen mit heulenden Sirenen durch das gitterförmig angelegte Straßennetz quetscht, gibt es Unruhe, da bei dem stehenden Verkehr Raum kaum gegeben werden kann, und das Gespräch beim Gehen verstummt umständehalber, da man sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
Im Bryant-Park an der 42. Str. ist die dort aufgebaute Eisbahn mit Schlittschuhläufern so voll wie die Avenues mit Autos. Auf der Eisbahn ist aber Bewegung, und der Verkehr fließt hier noch. Die Hütten des kleinen Weihnachtsmarktes um die Eisbahn herum bieten einen gewaltigen Kontrast zu den himmelhohen Glasfassaden der umgebenden Wolkenkratzer, die im Licht der untergehenden Sonne schimmern. Die unzähligen quirligen Menschen auf dem Platz nehmen dem Betrachter jede Muße. Der Madison Square Park an der 23. Str. (nicht zu verwechseln mit dem Madison Square Garden!) dagegen bietet nicht die Attraktion einer Eisbahn oder eines Weihnachtsmarktes. Wer sich dem Park zu Fuß nähert, sieht in diesen Tagen zwischen Bäumen und Sträuchern gelegentlich blitzendes Metall. Der Spaziergänger biegt gerne und neugierig in den kleinen Park ein, wo er überraschend auf drei Skulpturen von Tony Cragg trifft, Arbeiten, die – Unterbarmen ist überall - dem Besucher des Wuppertaler Waldfriedenparks schon seit einigen Jahren bekannt sind.
„Mixed Feelings“, „Caldera“ und „Points of View“ wurden für New York anscheinend noch einmal hergestellt, jedenfalls wird auf der Informationstafel 2014 als Entstehungsjahr angegeben. Die Skulpturen - dort unter dem Titel „Walks of Life“ ausgestellt - regen nun auch den New Yorker Spaziergänger an, um sie herum zu gehen, neue Sichtachsen und Licht-/Schattenwirkungen zu entdecken. Sie bieten mit ihrem organischen Erscheinungsbild, die Grenze zwischen Abstraktion und Nachbildung aufhebend immer neue Blickwinkel. Tief zwischen den Hochhäusern gelegen, im Zwiegespräch mit diesen, z.B. mit dem Flatiron Building von 1902 am Platz (auch ohne Spiderman in der Fassade), eine eigenartige Erfahrung in dieser konstruktivistischen Stadt. Das Miteinander von Skulptur und Landschaft wird in Skulpturenparks thematisiert. Die räumliche Ausstrahlung der Skulptur in einer Megastadt wie New York ist für den Spaziergänger dort ein besonderes Erlebnis, auch und besonders im Dunkel der Nacht mit angestrahlten Objekten. Der Titel „Spaziergänge des Lebens“ weist auf Tony Craggs Biographie sowie auf den von ihm 2006 in Wuppertal eingerichteten Skulpturenpark Waldfrieden hin. Eine ganz besondere Ausstellung in der Mega-City „Big Apple“.
Bilder: Karl-Heinz Krauskopf und Johannes Vesper - Text: Johannes Vesper
Redaktion: Frank Becker
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