Hilferuf eines Wahrnehmungsgestörten

von Fritz Eckenga
Hilferuf eines Wahrnehmungsgestörten

Ich weiß nicht, warum ich bei Kerner* war,
ich bin weder dumm noch ein Star.
Prominent bin ich nicht, Politiker nicht,
und doch war es ich, den ich sah.

Kann´s sein, daß Sie es gesehen ham,
wie ich beim Kerner zu sitzen kam?
Erinnern Sie sich? Sahen Sie mich?
Er quatschte mich andauernd an.

Ich sank in den puffbeigen Sessel ein
und schwitzte, ich sag mal, wie 'n Schwein.
Sahen Sie das? Ich war völlig nass
und dachte, das kann doch nicht sein,

daß ich beim Kerner im Fernsehn sitz,
daß ich in dessen Puffmöbel schwitz.
Warum bin ich hier, was will der von mir?
Ich bin's doch - Eckengas Fritz.

Hab niemals im Saustall geschweine-igelt,
hab meinen Darm nicht bei Jauch gespiegelt,
nicht fremdkopuliert, nicht bundesregiert,
nie´s Schamhaar Frau Elvers´ gestriegelt.

Ließ nie mein Haupthaar kolorieren,
hatte nie öffentlich Sex mit Tieren,
nie Geiseln genommen, kein Schmiergeld bekommen,
Warum dann mit Kerner parlieren?

Wer immer mich sah, bitte melde er sich!
Und sage mir: „Nein, Fritz, du warst es nicht!
Du sahst dir nur ähnlich, du bist so gewöhnlich,
hast auch nur so 'n Dutzendgesicht!“
 
 
*Nachgeborene dürfen den Namen „Kerner“ gerne durch
Lanz“ ersetzen. Dadurch entstehen lediglich rhythmische,
keine inhaltlichen Ungenauigkeiten.