Ulrich Brauchle - Mathias Weis

Ausstellung ab 8. Februar in der Wuppertaler Galerie Epikur

von Bernhard Stegt

Brauchle -  Farbwelten 2006
Öl/Lwd, 40 x 30 cm

Zur Eröffnung der Ausstellung

Ulrich Brauchle, Querfeldein
Neue Bilder

am Freitag, dem 8. Februar 2008
in der Zeit von 19.30 - 21.30 Uhr

laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Einführung in die Ausstellung: Susanne Buckesfeld M. A.
Es erscheint ein Katalog

Parallel zeigen wir im Kabinett und Untergeschoß:
Mathias Weis - Interieurs

Neue Arbeiten auf Leinwand
Dauer der Ausstellung: 8. Februar bis 1. März 2008


[...] Seine aktuellen Arbeiten aus den letzten drei Jahren hat Ulrich Brauchle mit dem Titel »querfeldein« versehen. Die vieldeutige Bezeichnung verweist dabei nicht nur auf eine besondere Sicht auf die Landschaft, die noch immer Ausgangspunkt seiner Malerei ist. Sie stellt die


Brauchle - Sturm/Sommer, 2004, Öl /Lwd., 120 x 170 cm
künstlerische Tätigkeit zudem eindeutig in den Kontext ihrer Entstehung: Brauchles Atelier befi ndet sich inmitten eines Landstriches, dessen Anblick durch die Fenster seiner Arbeitsräume treffl ich gerahmt wird. Täglich durchfährt Brauchle mit dem Fahrrad die Gegend und macht sich auch sonst zu Spaziergängen auf, die er zuweilen sogar zum Arbeiten in und nach der Natur nutzt. So wird in der Haltung des Künstlers zu seiner Umgebung unter der Bezeichnung »querfeldein« vor allem ein dynamisches Verständnis von Landschaftserfahrung aufgezeigt. Außerdem gewährt der Ausdruck auf anschauliche Weise Zugang zu den Eigenarten des schöpferischen Prozesses, durch den die Gemälde Ulrich Brauchles ihr spezifi sches Aussehen erhalten.
Bedingt durch die Auswahl von Farbe, Form und Komposition und die zum Teil langwierige und aufwändige Art der Bearbeitung manifestiert sich in seinen Gemälden jene durchaus risikoreiche Erfahrung wechselnder Perspektiven beim Gang durch die Natur, die gemeinhin unter »querfeldein« verstanden wird. Auffällig ist dabei zunächst der im Vergleich zu älteren Werken stärkere Grad der Abstraktion in den Gemälden Ulrich Brauchles.
Nur selten gibt es gegenständliche Hinweise auf das Sujet Landschaft, wie etwa rudimentär angedeutete Bäume, Strommasten oder menschliche Staffage-Figuren. In den großformatigen Arbeiten dominieren ungegenständliche Farbfelder, die einander zu komplexen chromatischen Gefügen steigern. Während sich in den 1990er Jahren die Malerei Brauchles mit dem Gebrauch von erdigen Brauntönen eindeutig auf das Themenfeld Natur bezog und von einer eher informellen Malweise charakterisiert war, hat sich in den letzten Jahren sowohl die Palette als auch das Formenvokabular des Malers merklich geändert: es dominieren leuchtende Farben, die nicht ohne weiteres ihren Bezug zur Natur offen legen und den Bildern im Gegensatz zur erdigen Schwere der eher informellen Malerei eine luftige Leichtigkeit verleihen, nur gelegentlich durchbrochen von dunkel ins Bild ragenden Farbfeldern.

Brauchle - Sturm/Frühling, 2004, Öl /Lwd., 120 x 170 cm

[...] Nicht ein fester Standpunkt der Betrachtung ist daher für die Malerei Brauchles maßgebend, sondern gerade die Erfahrung, sich in den Koordinaten von Raum und Zeit frei durch die Natur zu bewegen. Zum »querfeldein« wird daher auch der Blick des Betrachters verführt, zu einem lustvollen Prozess des Sehens, um sich jenseits ausgetretener visueller Wege zu eigenständigen Entdeckungen aufmachen zu können. [...] Unter Umgehung der hierarchischen Ordnung der traditionellen Kompositionsmuster gelingt es ihm so, ganz unmittelbar das affektive Potential der Erfahrung von Naturräumen sichtbar zu machen. [...] Ohne in veraltete Muster der Bildgestaltung zurückzufallen, ermöglicht uns Brauchles Malerei ein sinnliches Erleben von Kunst und einen ästhetischen Genuss, die analog zu einer selbstbestimmten Landschaftserfahrung zu verstehen sind.
Auszug aus dem Katalogtext von Susanne Buckesfeld M. A.



Weis - Küchenstücke, 1999, Öl / Lw., 120 x 210 cm, sep. je 22 x 28 cm
In der Regel arbeite ich nach der Natur. Das ist in den meisten Fällen sogar unerlässlich, etwa dort, wo es auf die Authentizität des Dargestellten ankommt. Ich habe ein Interesse an der Stoffl ichkeit der Dinge und an ihrem Eigenleben. Die Präsenz eines Dinges, einer Person, beschränkt sich nicht auf ihre äußere Erscheinung. Es gibt so etwas, was man das Ding an sich nennen könnte, etwas hinter dem Dargestellten, was nicht wissenschaftlich messbar, aber durchaus teilweise erfahrbar ist: Authentizität, Sinnlichkeit, Stimmung, Geschichte. Das Prinzip der Serie hilft mir dabei, mich an Dinge heranzutasten, sie zu fragmentieren und sie von verschiedenen Seiten zu betrachten. Denn Einheitlichkeit und verbindliche Bezugssysteme sind verloren gegangen – alles hat mehrere Seiten.
Ein Menschenportrait ist für mich immer auch das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung, eines sich Aufeinandereinlassens beim Malen. Das gilt ähnlich auch für Gegenstände, etwa in den Küchenstücken und den Atelierbildern. Sowohl die Küchenstücke als auch die Atelierbilder beschäftigen sich mit meiner direkten Wohn- und Arbeitssituation, wie sie sich über Jahre herausgebildet hat. Besonders in den Atelierbildern tauchen ein paar Zitate auf, sowohl aus eigenen Bildern als auch aus Bildern von mir geschätzter Künstler. Die Zitronen von Manet, Mappen von Degas, Marmeladen- und Obstgläser von Chardin sind nur einige Beispiele dafür. Zudem spielen meine Arbeiten mit Zufälligkeit und Absicht der Arrangements von Stillleben : Immer wieder tauchen komponierte Situationen oder häufi ger Einzelgegenstände ein zweites oder drittes Mal auf – in einem anderen, größeren oder kleineren Zusammenhang.

Weis - Atelier, 2007, Öl/Leinwand, 30 x 40 cm

Ich betrachte das Medium „Malerei“ durchaus als etwas zu Hinterfragendes und lege Wert darauf, mir bei jedem neuen Konzept zu überlegen: Ist es wichtig, den Gegenstand direkt zu malen oder den Umweg über andere Medien zu nehmen ? Aber neben dieser Frage ist es auch notwendig, sich stilistisch den verschiedenen Konzepten meiner Serien anzupassen. Das heißt, mein Stil kann – in einem gewissen Rahmen – variieren. Ich halte nichts von den sogenannten Personalstilen der klassischen Moderne, die meist sehr aufgesetzt wirken und zur schnellen Identifikation des Malers dienen. Allerdings lege ich durchaus Wert auf eine Handschrift, die sich natürlicherweise entwickelt.

Mathias Weis


Wir stellen aus:
Art Karlsruhe, 28. Februar bis 2. März 2008, Halle 2, Stand D07

Redaktion: Frank Becker